Pleystein
28.03.2019 - 10:47 Uhr

Immer weniger Milchbauern

Die Landwirtschaft hat mit immer mehr Forderungen zu kämpfen. Das betrifft auch die Molkereigenossenschaft Pleystein.

Aufsichtsratsvorsitzender Martin Reber, Vorstandsvorsitzender Franz Nickl, (beides Landwirte aus der Gemeinde Georgenberg) Landwirt Wolfgang Gmeiner aus Oberbernrieth, Hubert Schmid, Geschäftsführer der Molkereigenossenschaft Pleystein und Landwirt Josef Schatz (von links nach rechts) setzen sich auch in den nächsten Jahren mit weiteren Mitstreitern für die Milchbauern in der Region ein. Bild: dob
Aufsichtsratsvorsitzender Martin Reber, Vorstandsvorsitzender Franz Nickl, (beides Landwirte aus der Gemeinde Georgenberg) Landwirt Wolfgang Gmeiner aus Oberbernrieth, Hubert Schmid, Geschäftsführer der Molkereigenossenschaft Pleystein und Landwirt Josef Schatz (von links nach rechts) setzen sich auch in den nächsten Jahren mit weiteren Mitstreitern für die Milchbauern in der Region ein.

Im Jahr 1981 lieferten 880 Milcherzeuger knapp 31 Millionen Kilogramm Milch an die Molkereigenossenschaft Pleystein eG, in der sie zusammengeschlossen waren, und im Jahr 2018 waren es nur noch 170 Lieferanten die jedoch fast 41 Millionen Kilogramm Milch erzeugten. Aktuell sind lediglich noch 159 Milchbauern in der Region, berichtete der ehemalige Molkereidirektor und bis dato tätige Geschäftsführer der Genossenschaft, Hubert Schmid, bei der 72. ordentlichen Generalversammlung in der Vohenstraußer Stadthalle. Durchschnittlich liefere heute jeder Milchbauer knapp 236 000 Kilogramm Milch. 1981 waren es gerade einmal 34 590 Kilogramm. Nach 28 Jahren bei den Naabtaler Milchwerken , der Privatmolkerei Bechtel, haben die Erzeuger der Genossenschaft beschlossen zur Bayernland eG zu wechseln. Die Entscheidung über den Verkauf und die Verwertung der Milch haben sich die Vorstände und Aufsichtsräte nicht leicht gemacht, erfuhren die Landwirte von Vorstandsvorsitzendem Franz Nickl und Aufsichtsratsvorsitzendem Martin Reber, beides Landwirte aus der Gemeinde Georgenberg. „Auf die Landwirtschaft kommen immer mehr Forderungen zu, deren Umsetzung Kosten verursachen, die aber niemand ersetzen will“, klagte Nickl. „Wir sind weiter dem Markt und dem Weltmarkt ausgesetzt und bekommen nach wie vor das, was der Markt hergibt.“

In erster Linie geht es den Bauern um den Milchpreis. Von den Vertretern des Staates werden die Milchbauern sogar als „lästig“ empfunden, weil sie zum Beispiel bei Überschüssen eingreifen sollen. Nach Meinung der Politik „soll das die Land- und Milchwirtschaft selber regeln.“ Doch die Vergangenheit machte deutlich: Die Milchmengenregelung habe nicht funktioniert, weil es einfach zu viele Ausnahmen, Sonderregelungen und Fehlentscheidungen gegeben habe, sagte Nickl. Die empfohlene Selbstregulierung führte dann zu Überlegungen bei milchwirtschaftlichen Unternehmen andere Bezahlungsformen für die Milch einzuführen, die immer zu Lasten der Milcherzeuger gehen. Die Milchpreisproblematik war nur ein Grund sich nicht ganz dem Willen des Handels aussetzen zu müssen. „Grundsätzlich sind wir immer vom Verkauf und Verkaufserlös unserer Produkte abhängig.“ Für die Erzeugergenossenschaft ein Grund dafür mit einem Unternehmen zu arbeiten, in dem alles offengelegt wird und die Milcherzeuger selbst über alles beraten und mit ihnen abstimmen. Trotzdem komme aber keiner an den Bedingungen vorbei, die der Markt vorgibt, schränkte Nickl ein. Die Handelsketten stünden in Konkurrenz gegeneinander und ließen sich entsprechende „Werbemethoden“ einfallen, die der Erzeuger zu erfüllen habe. „Denken wir nur an die Diskussion über Gentechnik, an die Glyphosatdebatte oder die Forderungen zum Tierwohl.“ Bereiche die man zwar erfüllen könne, die aber einen höheren Aufwand und mehr Kosten verursachen, die letztlich auf dem Erzeuger abgewälzt werden. Obwohl die Anbindehaltung mit ganzjährigem Verbleib der Tiere im Stall sowieso ein „Auslaufmodell“ sei, das sich in einigen Jahren von selbst erledigen würde, werde das schnell noch als „Werbemaßnahme“ genutzt. Angestoßen werden diese Themen nicht von der Landwirtschaft sondern vom Handel, zeigte Nickl auf. Nicht aber deshalb, weil der besorgt wäre um die Gesundheit der Menschen oder für das Wohlergehen der Milchkühe, sondern weil sich jedes Handelsunternehmen immer wieder einen Vorteil beim Verkauf seiner Produkte sichern wolle.

Hubert Schmid legte anschließend den Landwirten einen detaillierten Rechenschaftsbericht vor. 173 Mitglieder zeichneten zum 1. Januar dieses Jahres 4967 Geschäftsanteile mit einem Guthaben von 390 980,87 Euro. Leider musste der Geschäftsführer beim Bilanzabschluss einen Verlust in Höhe von 14 700 Euro verbuchen. Die Versammlung beschloss einstimmig diesen Betrag aus den Rücklagen zuzuführen. 38,5 Prozent der Lieferanten erzeugen bis zu 100 000 Kilogramm Milch, 20,9 Prozent bis zu 200 000 Kilogramm und 14,1 Prozent bis zu 500 000 Kilogramm jährlich. 4,5 Prozent der Landwirte aus der Molkereigenossenschaft Pleystein liefern sogar bis zu einer Million Kilogramm Milch. Was einen leichten Anstieg gegenüber dem Jahr 2017 bedeutet. Den durchschnittlich bezahlten Milchpreis im vergangenen Jahr bezifferte Schmid mit rund 36 Cent pro Kilogramm. Schwierig oder fast unmöglich sei eine Vorhersage über die Milchpreisentwicklung die vielmehr Spekulation sei, sagte Schmid. „Die Festlegung für das eine oder andere Unternehmen ist Glückssache.“ Einstimmig genehmigten die Anwesenden den Geschäftsbericht.

Mit der Bayernland eG wurde ein Milchkauf- und Zusammenarbeits- sowie ein Darlehensvertrag in Höhe von 750 000 Euro abgeschlossen. Außerdem wurden 122 Geschäftsanteile zu je 2045 Euro gezeichnet mit einer Einzahlung von insgesamt knapp 250 000 Euro. Bürgermeister Andreas Wutzlhofer glaubte, dass die Milcherzeuger mit dem Wechsel zu Bayernland die richtige Entscheidung getroffen haben. Für das laufende Jahr wünschte das Stadtoberhaupt eine gute Milchpreisentwicklung. Leitender Landwirtschaftsdirektor Reinhold Witt vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) freute sich über die vielen jungen Landwirte unter den Gästen. „Nutzt die Chance und investiert in die Bildung“, appellierte er. Mit der Höheren Landbauschule und der Landwirtschaftsschule gebe es regional sehr gute Angebote. Auch Witt war überzeugt, dass die Verantwortlichen mit dem Genossenschaftswechsel eine weise Entscheidung trafen und sich einem starken Partner anschlossen. Damit könnten die Milchbauern erfolgreich in die Zukunft gehen. Direktor Karl Völkl von der Raiffeisenbank überbrachte ebenfalls Grüße und beglückwünschte zur „Rückkehr in die Konstanz und Transparenz der Genossenschaften“.

Vorstandswahl:

Aus dem Vorstand scheidet alljährlich turnusgemäß ein Mitglied aus. In diesem Jahr war es Wolfgang Gmeiner aus Oberbernrieth, der sich aber wieder zur Wahl stellte. 77 Stimmberechtigte votierten mit großer Mehrheit für den Landwirt. Weitere Mitglieder im Vorstand sind Franz Nickl (Vorsitzender), Fritz Kick (Lohma) und Georg Haberkorn (Obertresenfeld). Nach dem Rücktritt von Robert Bodensteiner (Albersrieth) besteht der Vorstand nur mehr aus vier Mitgliedern, da kein neuer Ersatz gewählt werde, begründete Reber. Ebenfalls schieden aus dem Aufsichtsrat ein Drittel der Mitglieder aus. Heuer waren dies Martin Reber und durch Losentscheid traf es Josef Schatz aus Steinach, die ebenfalls wieder mit großer Mehrheit in den Aufsichtsrat gewählt wurden, in dem außerdem Wolfgang Beierl (Obernankau), Jürgen Hilburger (Altenstadt), Ernst Feneis (Böhmischbruck) und Günter Pösl (Saubersrieth) mitwirken. Ohne Gegenstimme wurde außerdem eine Satzungsänderung angenommen.

 
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