Pleystein
01.07.2022 - 10:58 Uhr

Pleysteiner Bürgermeister: "Unser Bad sollte jedem etwas wert sein"

Die Erhöhung der Eintrittsgebühren für das Pleysteiner Freibad schlägt noch immer hohe Wellen. Das wird in der Bürgerversammlung am Dienstag im Hotel "Regina" in Pleystein mehr als deutlich.

Wolfgang Helm fragte in der Bürgerversammlung in Pleystein nach der Anzahl der verkauften Familienkarten für das Freibad ab dem Jahr 2018. Bürgermeister Rainer Rewitzer legte die Zahlen vor: 2018: Familienkarten mit Kindern bis zum vollendeten 18. Lebensjahr 106 Stück (je 80 Euro), Familienkarten mit Kindern ab vollendetem 18. Lebensjahr 19 Stück (je 90 Euro), Saisonkarten Erwachsene 73 Stück (je 60 Euro), Saisonkarten bis 16. Lebensjahr (je 20 Euro), Saisonkarten ab 16 Jahre vier Stück (je 40 Euro), Einnahmen bis 28. Juni 2018 insgesamt 41.000 Euro. 2019: Familienkarten mit Kindern bis zum vollendeten 18. Lebensjahr 216 Stück (je 80 Euro), Familienkarten mit Kindern ab vollendetem 18. Lebensjahr 21 Stück (je 90 Euro), Saisonkarten Erwachsene 68 Stück (je 75 Euro), Saisonkarten Kinder bis 16. Lebensjahr 19 Stück (je 30 Euro). Einnahmen bis 28. Juni 2019: 42.500 Euro. 2022: Familienkarte A 26 Stück (je 145 Euro), Familienkarte B 5 Stück (je 220 Euro), Saisonkarten Erwachsene 35 Stück (je 126,50 Euro), Saisonkarten Senioren 13 Stück (je 92 Euro). Einnahmen bis 28. Juni 2022: 31.850 Euro.

Helm nannte die Entscheidung des Stadtrats zur Gebührenerhöhung angesichts dieser Mindereinnahmen in diesem Jahr eine „Fehleinschätzung“. Er sieht als richtigen Weg „ein billig machen der Eintrittskarten“ an. Der Bürgermeister wies darauf hin, dass jedem klar sei, dass sich über den Eintrittspreis kein Freibad erhalten lasse. Das Defizit beim Freibad liege in einem Bereich von 170.000 Euro. Der Stadtrat sei der Meinung gewesen, dass das Freibad mit all seinen Einrichtungen einschließlich des Personals eine gewisse Wertstellung habe: „Unser Bad stellt einen gewissen Wert dar, und das sollte jedem auch etwas wert sein“.

Silke Forster beklagte das fehlende Wasser im Planschbecken und die Mängel an der Pflasterung. Dazu antwortete Bademeister Hubert Rewitzer: Das Becken werde bei Bedarf sofort gefüllt, wenn es ihm die Badegäste sagen. Außerdem werde das Planschbecken täglich gereinigt. Die Erneuerung der Bodenplatten gehört zur Generalsanierung des Bades. Dabei genüge es aber nicht, nur die Platten zu erneuern, sondern auch den Untergrund. Bastian Hösl, einst mit Wohnsitz in Waidhaus, stellte die Frage, ob es die Anstrengung wert sei, das Freibad zu erhalten. Es sei blauäugig, ein Bad mit 600.000 Euro sanieren zu wollen, wenn schon ein Einfamilienhaus den identischen Preis koste. Diese Frage stelle sich immer wieder, meinte der Rathauschef.

Bemühen um Bundeszuschuss

Zweite Bürgermeisterin Andrea Lang versicherte, dass der Stadtrat immer bemüht war, das Freibad zu erhalten. Durch diese Bemühungen sei es gelungen, die Zusage für einen Bundeszuschuss in Höhe von 600.000 Euro zu erhalten. Alle seien sich einig, dass eine Sanierung dringendst notwendig sei. Der Freibadförderverein sei seit Jahren erfolgreich in seiner Arbeit, auch Spenden von Firmen zu erhalten. Der Eigenanteil bei einer Sanierung liege bei geschätzten zwei bis zweieinhalb Millionen Euro. Dieser Betrag werde allein für die Beckensanierung benötigt. Der Stadtrat sei der Überzeugung gewesen, dass die Preiserhöhung von einem Euro gegenüber 2019 vertretbar sei und auch von den Vielschwimmern mitgetragen werde. Diese Erhöhung und die Akzeptanz bei der Bevölkerung sollte auch als Hinweis für die Fördergeber verstanden werden, dass die Pleysteiner Bevölkerung hinter „ihrem“ Bad stehe. Stattdessen würde ein Teil der Bürger lieber nach Windischeschenbach fahren. „Das ist extrem bedauerlich. Wir im Stadtrat haben geglaubt, dass der Wille zum Erhalt des Bades auch in Pleystein vorhanden ist."

Die Aussagen der TV-Mitglieder würden „bitter weh tun“. Andererseits aber bitte der TV Vohenstrauß alljährlich die Kommunen um eine Spende für den Skilift, erinnerte Lang. Es stelle sich ihr die Frage, ob das Presserecht verletzt wurde, weil „die andere Seite“ nicht gehört worden sei. „Wenn ich für meinen Verein etwas tun will, bestehe ich auf ein Gespräch mit dem Bürgermeister“, sagte Andrea Lang in Richtung TV. Die Empfehlung Schwabls, Spenden zu sammeln, nannte Lang eine Frechheit, "weil wir seit zehn Jahren nichts anderes tun". Sie räumte aber auch ein, dass es in Pleystein Stimmen gebe, die das Draufzahlen der Stadt für den Betrieb des Bades verurteilen. „Und jetzt boykottieren die Pleysteiner das eigene Bad“.

Training, nicht Schwimmkurs

Bürgermeister Rewitzer verlas die betreffende E-Mail vom TV Vohenstrauß: „Hallo Rainer, könnten wir wie letztes Jahr Samstag 9 Uhr, (damals war es aber 8 Uhr, merkte Rewitzer an), euer Freibad benutzen zu den zwei Euro pro Person“. In seiner Antwort sei der Ausdruck „nicht verhandelbar“ wie es vom TV interpretiert worden sei, nicht vorgekommen. Er betonte, dass es sich um ein Schwimmtraining handle, nicht um einen Schwimmkurs zum Erlernen dieses Sports. Der Bademeister verwies darauf, dass auch beispielsweise die Bundespolizei für das Schwimmen ihrer Beamten den geforderten Betrag entrichte. Er zeigte sich enttäuscht, dass Familie Schwabl nicht mit ihm gesprochen habe.

In der Diskussion wurde auch ein „Sommerspecial“ vorgeschlagen, um damit preislich wieder mehr Besucher zu erreichen. Abschließend wies der Bürgermeister auf die Gepflogenheit der Stadt hin, den Eltern von Neugeborenen für zwei Jahre eine kostenlose Eintrittskarte für das Freibad zu überlassen.

Gesprächstermin am 12. Juli

Auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien erklärte Bürgermeister Rainer Rewitzer am Freitag, dass nun am 12. Juli ein gemeinsamer Gesprächstermin vereinbart worden sei, bei dem eine Lösung gefunden werden soll. Teilnehmer sind der Vorsitzende des TV Vohenstrauß, Klaus Nigg, der Vohenstraußer Bürgermeister Andreas Wutzlhofer, die beiden Bürgermeister Rainer Rewitzer und Andrea Lang sowie Bademeister Hubert Rewitzer.

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Pleystein27.06.2022
 
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