Pleystein
13.06.2019 - 11:52 Uhr

Stadt eine Riesenfackel

Die Feuerwehr Pleystein feiert vom 27. bis 30. Juni 150-jähriges Bestehen. Zum Jubiläum gehört auch die Historie über weniger erfreuliche oder sogar schreckliche Vorkommnisse wie Feuersbrünste.

Der Großbrand am 10. Juli 1901 legte fast die ganze Stadt in Schutt und Asche. Archivbild: tu
Der Großbrand am 10. Juli 1901 legte fast die ganze Stadt in Schutt und Asche.

So manches Brandunglück hat Pleystein im Laufe seiner Geschichte erlitten. Im Mittelalter waren es die Hussitenkriege, unter denen Pleystein viel zu leiden hatte. Von 1420 bis 1433 wurde die Stadt drei Mal durch Brandschatzung und Plünderung verwüstet. Der Dreißigjährige Krieg ging an Pleystein nicht ganz spurlos vorüber. 1634 fielen 300 Reiter vom Kroatenregiment des Oberst Marco Corpes in die Stadt ein und zündeten sie an. Dabei wurden auch das Rathaus und das Amtshaus zerstört. Von 107 Häusern wurden 48 ein Opfer der Flammen.

Drei Großbrände innerhalb von sechs Jahren brachte die Mitte des 19. Jahrhunderts. Am 28. November 1842 um 20 Uhr brach in der Altenstadt Feuer aus. Wahrscheinlich ging es im Haus 5 (Schneider Christoph Schick) auf, das noch ganz aus Holz gebaut war. Der Westwind trug die Flammen weiter über die ganze Häuserzeile. Dem Brand fielen acht Häuser zum Opfer, jene mit den Nummern 5 bis 10, 13 und 14. Das Haus 15 (Joseph Rewitzer) wurde abgetragen, um den Brand einzudämmen, was auch gelang. Beim Wiederaufbau mussten Brandmauern zwischen den einzelnen Häusern errichtet werden, und die Scheunen wurden unterhalb auf Gemeindegrund aufgebaut.

Der nordwestliche Teil der Stadt wurde 1845 eingeäschert. In der Nacht vom 3. zum 4. November wüteten die Flammen und vernichteten 25 Häuser mit Nebengebäuden. Abgebrannt sind die Anwesen mit den Hausnummern 118 bis 127, 145 bis 157, 162 und 163. 38 Familien wurden obdachlos.

In der Nacht zum 7. Dezember 1848 brach im Stadel des Metzgermeisters Zeller Feuer aus. Der Brand verbreitete sich so schnell, dass viele Bewohner nur das nackte Leben retten konnten. Viel Vieh, Getreide, und Futtervorräte verbrannten. 55 Häuser mit Nebengebäuden wurden vernichtet. Auch Rathaus, Brauhaus und Fleischbank wurden ein Opfer der Flammen. Nur der angestrengten Arbeit der Feuerwehren war es zu verdanken, dass der übrige Teil der Stadt gerettet werden konnte. Die Not war groß, aber auch die Hilfsbereitschaft. Aus allen Teilen Bayerns flossen Spenden nach Pleystein. Der Redakteur des „Münchener Volksboten“, Zander, übersandte der Stadt 6078 Gulden und 38 Kreuzer, die auf seine Zeitungsberichte hin eingegangen war. Folgende Gebäude fielen dem Brand zum Opfer: Hausnummern 46 bis 54, 57 (Burggut), 59 bis 66, 80 bis 104, 120 bis 123, 128, 129, 138 bis 140, 143 und 144. Am 27. August 1851 morgen um 3.30 Uhr verbrannte das Anwesen des Schmiedemeisters Andreas Piehler. Die Feuerwehr musste sich darauf beschränken, die angrenzenden, meist mit Schindeln gedeckten Häuser zu retten.

Das Anwesen des Rotgerbers Joseph Walbrunn wurde 1854 durch Brand vernichtet. Am 30. Dezember 1870 verbrannte das Haus des Maurers Ferdinand Bock, damals noch am Fuße des Kreuzbergs stehend. Bei dem Brand erstickten vier Personen. Ein weiterer Brand, bei dem ein Menschenleben zu beklagen war, ereignete sich am 18. März 1894. Im Haus von Max Müllner brach Feuer aus. Der Besitzer, der noch etwas von seiner Habe retten wollte, kam in den Flammen um.

Am Vormittag um 11 Uhr des 18. Juli 1899 brach im Gebäude von Joseph Rödl Feuer aus, das sich wegen der Dürre rasch verbreitete. Es verbrannten elf Haupt- und zwölf Nebengebäude. 23 Familien wurden obdachlos. Der Schaden wurde auf 52 000 Mark geschätzt. Eingeäschert wurden die Häuser 105 bis 109, 112 bis 117. Vom Haus 110 brannte die Scheune ab. Das Hilfskomitee erhielt 19 967 Mark und 12 Pfennig sowie Sachspenden im Wert von 158 Mark und 32 Pfennig. Die Firma C. Holste u. Co., München, sandte ihren sieben Handschuhnäherinnen, die beim Brande geschädigt wurden, als erste Unterstützung 50 Mark.

Unvergessen ist die große Brandkatastrophe von 1901. Am 10. Juli um 11.20 Uhr brach in der Grabenmühle Feuer aus. Ein starker Ostwind setzte die Altstadt in Brand. Die Flammen ergriffen bald die südliche Seite des Marktplatzes. Pleystein mit dem brennenden Kreuzberg glich einer Riesenfackel. Am Nachmittag hatten die Flammen von der Pfarrkirche bereits auf den Turm übergegriffen. Um 21 Uhr wurde zum letzten Mal die Ave-Glocke geläutet, ein ergreifender Abschied für die sterbende Stadt. Um 2.30 Uhr am 11. Juli fielen der Glockenstuhl, Gebälk und Dach mit großem Getöse in die Tiefe. Der Brand vernichtete 72 Haupt- und 78 Nebengebäude, beide Kirchen und den Pfarrhof. 102 Familien wurden obdachlos.

21 Feuerwehren kämpften in pausenlosem Einsatz gegen die Flammen. Die Obdachlosen wurden im Armenhaus und in der Friedhofskapelle untergebracht. Ein Teil verbrachte die Nacht auf freiem Feld. Da der Stallraum nicht ausreichte, wurde das Vieh auf die umliegenden Dörfer bis nach Reinhardsrieth verteilt. Nicht vergessen darf man die Hilfsbereitschaft der Bürger von Vohenstrauß und Weiden. Große Mengen von Lebensmitteln und Kleidern wurden nach Pleystein geliefert.

Das Hilfskomiteemobilisierte alle Hilfsquellen. Die Gesamtspenden betrugen 172 812 Mark und 32 Pfennig. Ein Wohltätigkeitskonzert in München erbrachte von 1810 Mark. Diese Anteilnahme an dem Unglück gab den Pleysteinern wieder Mut, und sie gingen mit Eifer an den Wiederaufbau.

Im Haus des Schleifwerkbesitzers Rappl brach am 20. April 1907 um 23.15 Uhr Feuer aus, das sich nach Süden ausbreitete. Erstmals konnte man die neue Hochdruckwasserleitung im praktischen Einsatz erproben, und die bewährte sich gut. Die Anwesen 90, 93 und 94 verbrannten mit Nebengebäuden. Von den Häusern 89 und 51 wurden die Nebengebäude vernichtet.

Auch das Münchener Tagblatt berichtete über den Großbrand am 10. Juli 1901. Bild: tu
Auch das Münchener Tagblatt berichtete über den Großbrand am 10. Juli 1901.
 
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