Pleystein
27.02.2019 - 11:45 Uhr

Vortrag im Fotoclub Pleystein: "Osttürkei im Aufbruch"

Der Fotoclub startet nach zweimonatiger Pause seine Vortragsreihe wieder im Vereinslokal Zimmermann. Ehrenmitglied Otto Walbrunn berichtet von seiner Reise vom Schwarzen Meer durch Ostanatolien entlang der Grenze zum Iran.

Die Hafenstadt Trabzon am Schwarzen Meer liegt rund 190 Kilometer westlich der Grenze zu Georgien. Bild: Otto Walbrunn
Die Hafenstadt Trabzon am Schwarzen Meer liegt rund 190 Kilometer westlich der Grenze zu Georgien.

„Land im Aufbruch – die Osttürkei“, lautete der Titel der jüngsten Präsentation von otto Walbrunn im Pleysteiner Fotoclub. Durch die Verbindung zu einem ehemaligen Schüler konnte der Fotograf an einer individuell ausgerichteten Rundreise in der Osttürkei teilnehmen. Anhand von Karten zeigte er seine Reiseziele: Mit dem Flugzeug ging es nach Istanbul, dann weiter nach Trabzon am Schwarzen Meer. Schon hier untermalten imposante Bilder die Bedeutung dieser Hafenstadt. Walbrunn zeigte Fotos von Männern in Cafés und von Frauen abseits an den Bushaltestellen. Die jüngeren Generationen treffen sich im Stadtpark.

Am Stadtrand befindet sich die ehemalige orthodoxe Kirche Hagia Sophia. Ein Streitobjekt, da vor wenigen Jahren die Kirche in eine Moschee umgewandelt worden ist. Die Fresken im Inneren der Kirche sind zum Teil mit Tüchern verhängt. Walbrunn begeisterte die Anwesenden mit Aufnahmen aus dem Pontischen Gebirge, wo im sehr dichten Bergwald an der steilen Felswand das Kloster Sumela steht. Die Reise ging weiter entlang am Schwarzen Meer, vorbei an Teeplantagen und unzähligen herabstürzenden Bergbächen. Nahe der georgischen Grenze führte der Weg zum nordöstlichen türkischen Provinzzentrum Artin. Einige Aufnahmen von der Hotelterrasse aus zeigten eine stark zerfurchtete Landschaft.

Weiter ging es durch das ostanatolische Hochland, vorbei an Stauseen, eindrücklich geschildert mit Bildern der Landschaft. Über einen Bergpass, 2621 Meter über dem Meeresspiegel, wurde die Zwischenstation Ardahan erreicht. Hier befinden sich ringsum die Reste urtümlicher Besiedlungen, mit tief in der Erde versenkten Wohnkästen und wenigen geordneten Anlagen. Diese Siedlungen bedienen sich in der winterkalten Region weitgehend noch des getrockneten Kuhdungs als Heizmaterial. Weiter fuhr die kleine Reisegesellschaft in die Metropole Kars, die sich auf einer Höhe von 1750 Metern unter einer mächtigen Festungsanlage ausbreitet und 76.000 Einwohner hat. Hier wird überwiegend Grünland und Weidewirtschaft betrieben. Unweit davon ist die einstige armenische Hauptstadt Ani, unmittelbar vor der heutigen Grenze Armeniens. Ani stellt sich heute als eine weithin ausgeräumte Ruinenstätte dar, aber mit imposanter Stadtmauer und der Georgiskirche, einem kunsthistorischen Juwel. Die herumziehenden Viehherden rufen Bibelbilder wach. Nächstes Ziel war Ararat. In aller Frühe konnte Walbrunn das beindruckende Naturdenkmal mit einer kleinen Wolkenhaube ablichten.

Entlang der Grenze zum Iran ging es südwestwärts zum Van-See in Ostanatolien, einem salzigen Binnenmeer, sieben Mal größer als der Bodensee, mit einem 13-prozentigen Sodagehalt. Die boomende Stadt Van hat sich zu einer beachtlichen Metropole entwickelt. Aufnahmen aus der Pflanzenwelt begeisterten dazwischen immer wieder die Zuschauer: So beispielsweise das Bild einer besondere Fenchelart, die dort Kultrang hat.

Der Atatürk Stausee am Euphrat. Bild: Otto Walbrunn
Der Atatürk Stausee am Euphrat.

Die Weiterfahrt ging dann hinein ins Zweistromland Mesopotamien. Die Täler und Ebenen wurden fruchtbarer, und die Temperatur stieg merklich an. An einem Nebenfluss des Tigris dominiert eine Steinbogenbrücke aus dem 12. Jahrhundert das Panorama – welch ein toller Aufnahmeort für einen Fotografen. Walbrunn fotografierte noch die Höhlensiedlungen bei Hasankeyf, bevor er über Mardin nach Urfa durch die Kornkammer der Türkei kam. Der umlaufende Euphrat ist durch die Atatürktalsperre aufgestaut. Durch schönes Bergland mit Obsthainen ging die Reise weiter zum Berg Nemrut. Das Quartier auf 1700 Metern Höhe glich eher einer Jugendherberge. Weiter ging es durch flachwelliges Bergland nach Gaziantep in der südlichen Zentraltürkei, ein Zentrum für Pistazienkulturen. Die Stadt durchläuft gerade einen Wachstumsschub. Die neueste Attraktion ist das Zeugma-Museum, hier ist eine große Sammlung römischer Mosaike zu bewundern.

Vorsitzender Alois Hubmann dankte dem Ehrenmitglied Otto Walbrunn, der trotz seines Alters die Strapazen solcher Reisen auf sich nimmt, um besondere Vorträge zu präsentieren. Hubmann gab weiter bekannt, dass der Schaukasten am Vereinslokal neu lackiert und verblecht sowie der Schriftzug von Walter Solfrank erneuert wurde. Bei den Bildern des Monats bei freiem Thema waren Maria Maresch, Heinrich Flieger, Johann Albrecht, Helmut Luckhardt, Hans Gmeiner, Max Striegl, Rudolf Balk, Christian Höllerer, Franz Schaller, Otto Walbrunn, Georg Birner, Thomas Enslein, Alois Hubmann und Reinhold Schulz dabei. Die Autoren zeigen ihre Aufnahmen im Schaukasten und im Internet.

Hier geht's zu den Bildern des Monats

 
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