"Glasherstellung nach alter Tradition" war das spannende Thema eines Vortrags, der kürzlich im Rathaus in Plößberg zu erleben war. Als Referenten begrüßten Manfred Kopp und Benno Krottenthaler vom Plößberger Gals- und Ofenbaumuseum den geschäftsführenden Gesellschafter und Inhaber der Waldsassener Glashütte Lamberts, Rainer Schmitt. Am Ende hatte er mit einem Mustersatz von 250 Glastäfelchen zudem ein besonderes Geschenk für das Museum dabei.
Handwerk mit moderner Technik
Rund 50 Gäste folgten laut einer Pressemitteilung der Museumsfachstelle "das Zwölfer" der Einladung. Neben viel Hintergrundwissen über die Glashütte Lamberts, die Herstellung von mundgeblasenem Flachglas und den Glasofenbau erfuhren sie auch viel Persönliches vom "Glasmacher". Mit handwerklichem Können auf höchstem Niveau, Traditionsbewusstsein, aber auch viel Innovationsfreude und unternehmerischem Mut leite Schmitt die Glashütte Lamberts in Waldsassen. Das traditionelle Glasmacherhandwerk, das die "Hitterer" in Waldsassen seit Generationen ausüben, gehört zum immateriellen Kulturerbe Bayerns und Deutschlands. Dieses den Menschen in der Region noch weiter zugänglich zu machen, sei ihm ein großes Anliegen, so der Geschäftsführer.
Weltweit gebe es nur noch zwei Hütten, die mundgeblasenes Flachglas herstellen, eine in Frankreich und die andere in Waldsassen. Das Stiftländer Unternehmen verfüge allerdings mit seiner Produkt- und Farbvielfalt über ein klares Alleinstellungsmerkmal. Über 5000 verschiedene Farbmischungen könne Lamberts liefern. Lamberts-Glas befinde sich sowohl in Zeitgenössischem als auch in Historischem. Das Sonnenlicht, das beispielsweise durch das 22 Meter hohe und 113 Quadratmeter große "Richter-Fenster" im Südquerhaus des Kölner Doms fällt, treffe auf 11 300 mundgeblasene Lamberts-Glasscheiben in 72 Farbnuancen und tauche den sakralen Raum in ein besonderes Licht. Auch die Frauenkirche in Dresden, der Notre Dame in Paris und das Rockefeller Center in New York seien weitere Referenzen der Waldsassener Glashütte.
Traditionelles, mundgeblasenes Glas in Verbindung mit moderner Glastechnik sei eine der Kernkompetenzen von Lamberts. Obwohl jedes Glas der Glashütte Lamberts ein Unikat sei, lasse sich damit technisch viel realisieren: angefangen bei Isolierglas über Brand- und Schallschutz bis hin zum Personenschutz. Die Produktpalette reiche von klarem, durchgefärbtem Tafelglas bis hin zu Funktionsglas mit UV- und Infrarotschutz.
"Glas mit Seele"
Wenn Rainer Schmitt von seiner Cornelia spricht, meint er nicht nur seine Lebensgefährtin Cornelia Maurer, sondern auch den von der Plößberger Ofenbaufirma Horn Glass Industries aufgebauten 8-Hafen-Büttenofen in Waldsassen. Im August 2021 wurden der Schlussstein gesetzt und der grundsanierte Ofen feierlich eingeweiht und auf den Namen Cornelia getauft. "Bis zu sieben Leute arbeiten Hand in Hand vor und mit dem Ofen, dem letzten dieser Bauart in Europa, der noch in Betrieb ist", sagte Schmitt. Was darin mit einem Grundgemenge bei rund 1400 Grad Celsius aus Quarzsand, Soda und Kalk sowie farbgebenden Stoffen wie Metalloxyden seinen Anfang nimmt, verwandeln sie mit handwerklichem Geschick und unglaublich viel Erfahrung in "Glas mit Seele", sagte Schmitt.
Im Plößberger Museum erfahren die Besucher alles über den Bau von Glasschmelzöfen, die Herstellung und Veredelung von Glas und die vielen verschiedenen Facetten, die die Materie Glas bietet, heißt es abschließend in der Pressemitteilung.
Als Geschenk überreichte Rainer Schmitt dem Museum im Rathaus zum Abschluss eine Lambertsglas-Musterbox mit 250 Glasmustertäfelchen aus Antikgläsern und Überfangglas in den verschiedenen Farben und Strukturen sowie Tischkathedralglas. Benno Krottenthaler wusste von Rainer Schmitts Leidenschaft und überreichte ihm als Dankeschön ein besonderes "Bixl", ein Schnupftabakglas aus Uranglas. Unter UV-Licht entfaltet das Glas seine fluoreszierende Wirkung - es leuchtet annagrün.
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