Vor knapp einem Jahr sind die letzten Stellplatzmieter vom Campingplatz Plößberg abgezogen. Die Marktgemeinde beabsichtigt eine Neuausrichtung des Areals. Dazu sollen auch die Bürger mitreden können und ihre Ideen einbringen. Bei einem Workshop mit Informationsgehalt, wie Bürgermeister Lothar Müller die Veranstaltung einläutete, waren aber nur acht Teilnehmer erschienen. Es sollten Fragen beantwortet und Ideen diskutiert werden.
Die Fläche war die vergangenen 25 Jahre als Campingplatz verpachtet, wiederholte Müller zu Beginn. Zur Schließung sei es gekommen, weil das Gelände zunehmend in die Jahre gekommen war – besonders die Infrastruktur mit Wasserversorgung, Elektrik sowie Brandschutz seien große Probleme gewesen.
Bürger dürfen sich einbringen
Für eine Neuausrichtung des Areals seien nun potenzielle Investoren und Betreiber gefragt, die in einem Konzeptvergabeverfahren in einen offenen Wettbewerb treten. Zu Gast war Professor Bernhard Rauch, Fachanwalt für Vergaberecht. Den Dialog moderierte städtebaulicher Berater Dr. Klaus Zeitler. „Normalerweise beauftragt die Gemeinde einen Planer. Hier steht aber nicht die Planung am Anfang, sondern das Konzept. Dieses geben nicht die Markträte vor, sondern die, die sich für das Gelände interessieren“, erklärte er. „Was der Investor mitbringen sollte, entscheiden die Bürger“, sagte er zur umgekehrten Vorgehensweise.
„Wenn man das Grundstück schon in andere Hände gibt, will man genau wissen, wer was wie betreibt“, verdeutlichte Rauch. Bei diesem Verfahren sei man offen für Anregungen. Entscheidender Punkt sei, dass die Kommune gemeinsam mit den Bürgern formuliere, was man auf der Fläche haben will. Stichworte seien hier: Touristische Attraktion, Übernachtungsmöglichkeiten, gastronomisches Angebot. Die Leitlinien sollten so abstrakt wie möglich formuliert sein, um möglichst viele kompetente Bewerber zu gewinnen, bemerkte Zeitler. Das Vergabefahren laufe über mehrere Stufen: Bewerbungsphase, Auswahlverfahren, Dialogphase, in der Vorstellungen, Konzepte und Architektenpläne besprochen werden, sowie die Angebotsabgabe.
Badebetrieb bleibt erhalten
Die Teilnehmer wollten wissen, wer am Ende die Entscheidung trifft und in welchen Stadien der Konzeptvergabe die Bürger mitreden dürfen. „Am Ende trifft der Gemeinderat die Entscheidung. Das Gremium muss aber begründen, warum die Wahl so gefallen ist“, verdeutlichte Rauch. „Es ist heute auch nicht das letzte Mal, dass die Bürger mitreden dürfen“, bemerkte der Anwalt, aber es werde keine Bürgerentscheidung geben.
Zudem stellte der Bürgermeister klar, dass der Badebetrieb am Weiher erhalten bleiben muss. Optional könne das Waldstrandbad in das Konzept der Investoren einbezogen werden. Neben der Minigolfanlage würden noch zwei Grundstücke mit einer Größe von 3100 sowie 2100 Quadratmeter zur Verfügung stehen, die im Eigentum der Gemeinde sind.
„Etwas für jeden Geldbeutel“
Natürlich sollte das neue Konzept wirtschaftlich sein und der Investor Erfahrung mitbringen, waren sich die Teilnehmer einig. Auf jeden Fall sollte es Übernachtungsmöglichkeiten geben. Einem Ehepaar war es wichtig, dass es beim Übernachtungsangebot etwas „für jeden Geldbeutel“ gebe. Kein Luxushotel, aber auch kein minimalistischer Campingplatz. Falls ein Hotel hingestellt werde, sollte es sich ins Landschaftsbild einfügen. Am besten sollte ein eventueller Neubau auch einen Saal für Feiern, etwa Vereinsfeste oder Hochzeiten, bieten. Auch die Themen Nachhaltigkeit, Ökologie und Regionalität sollten eine Rolle spielen.
Die Gemeinde sei ein Naherholungsort, erklärte ein anderer Teilnehmer. Mountainbiker, Fahrradfahrer und Wanderer kämen gerne hierher. Allerdings fehle es an einer Möglichkeit, mal Essen zu gehen, in einer Kneipe ein Bier zu trinken. „Vielleicht eine Cocktailbar am Weiher, das wär auch attraktiv für Jüngere“, überlegte er. Allerdings sollte das neue Angebot keine Konkurrenz zur Weiherklause am Badesee darstellen.
Auch das Freizeitangebot sollte laut einem Zuhörer ausgebaut werden, vielleicht könnte die Minigolfanlage wiederbelebt werden. In jedem Fall soll das neue Konzept nicht nur auswärtige Urlauber ansprechen, sondern auch einen Mehrwert für die hiesige Bevölkerung bieten.
Sechs bis sieben Interessenten
Dann meldete sich Birgitta Hösl aus Friedenfels vom Weidener Verein Calendula zu Wort. Der Verein sei schon länger auf der Suche nach einem Grundstück für etwa 15 bis 20 Tiny-Häuser, die für gemeinschaftliches Wohnen an Jung und Alt vermietet werden sollen. „Wir haben ein Konzept, aber nicht für 20 ooo Quadratmeter Fläche. Das überfordert uns“, sagte Hösl. Ob es Sinn mache, sich trotzdem zu bewerben, auch wenn nur 3000 Quadratmeter benötigt würden.
„Ja“, antworteten Zeitler und Rauch. Der Verein könnte sich einen oder mehrere Mitstreiter suchen und sich ans gesamte Gelände trauen, oder es ergebe sich in der Dialogphase, dass sich mehrere Investoren ergänzen und zusammentun. Auf Nachfrage schilderte der Bürgermeister, dass sechs bis sieben potenzielle Investoren aus ganz Deutschland Interesse am Campingplatz angemeldet hätten.
Lange Bewerbungsfristen
Besonders das Thema „Verkaufen oder Verpachten“ trieb die Teilnehmer um. „Wenn man sich in der Gemeinde umhört, ist die Mehrheit dafür, sich das schöne ‚Fleckl‘ im Markt zu erhalten“, verdeutlichte ein junger Mann. Ein Verkauf sei risikobehaftet. „Ich weiß nicht, wo Ihre Sorge liegt“, warf Zeitler ein. Selbst wenn es nur einen Bewerber und ein Konzept gebe, dies aber der Kommune nicht zusagt, könnte die Aktion abgeblasen werden, erklärte Rauch. „Es gibt keine Verpflichtung zum Verkauf oder zum Verpachten, nur weil ein Vergabeverfahren eingeleitet wurde“, beruhigte der Anwalt. Auch Lothar Müller betonte, dass die Bürger weiter bei allen Schritten mitreden dürfen.
Die Anregungen des Workshops arbeiten nun der Rechtsanwalt und der städtebauliche Berater in die Konzeptausschreibung ein. Im Herbst/Winter soll diese dann öffentlich werden. „Die Bewerbungsfristen sind recht lang angesetzt“, informierte Rauch, damit sich möglichst viele Bewerber ein Konzept überlegen können.
Das Campingplatz-Areal
- Größe: 22.248,35 Quadratmeter
- Lage: Nordöstlich vom 14 Hektar großen Badeweiher bei Plößberg
- 25 Jahre lang verpachtetan Betreiberfamilie Sailer. Suche nach Nachfolgepächter bleibt erfolglos.
- 31. Oktober 2020: Marktrat beschließt Schließung wegen 800.000 Euro Defizit und unzureichender Infrastruktur.
- 1. April 2021: Betrieb auf den Areal wird eingestellt.
- 31. Juli 2021: Bis zu diesem Tag mussten die über 140 Mieter der Dauercampingstellplätze das Areal verlassen haben. Seit der Räumung wird das Gelände der Natur zu überlassen
- Herbst/Winter 2022: Konzeptausschreibung für Weiternutzung
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