Plössen bei Speichersdorf
08.05.2019 - 18:08 Uhr

Stätte der Kameradschaft sein

Das Herzstück der kleinen Dorferneuerung, das Dorfgemeinschaftshaus, ist offiziell eingeweiht. Seit 2014 geplant und seit 2017 gebaut, erhielt es nun den kirchlichen Segen und wurde mit vielen Worten des Dankes seiner Bestimmung übergeben.

Der Vorsitzende des Dorfgemeinschaftsvereins, Bernhard Walter, Architektin Eva von Chamier, die Vorsitzende des Arbeitskreises Dorferneuerung Plössen, Simone Walter, Bürgermeister Manfred Porsch, die Pfarrer Hartmut Klausfelder und Sven Grillmeier, Europaabgeordnete Monika Hohlmeier, Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer sowie Gerald Riedel und Lothar Winkler vom Bamberger Amt für Ländliche Entwicklung (von rechts) freuen sich über das gelungene Dorfgemeinschaftshaus. Bild: hai
Der Vorsitzende des Dorfgemeinschaftsvereins, Bernhard Walter, Architektin Eva von Chamier, die Vorsitzende des Arbeitskreises Dorferneuerung Plössen, Simone Walter, Bürgermeister Manfred Porsch, die Pfarrer Hartmut Klausfelder und Sven Grillmeier, Europaabgeordnete Monika Hohlmeier, Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer sowie Gerald Riedel und Lothar Winkler vom Bamberger Amt für Ländliche Entwicklung (von rechts) freuen sich über das gelungene Dorfgemeinschaftshaus.
Die Jazzgruppe der Landjugend Plössen steuert zum Rahmenprogramm eine eigene Choreographie bei. Bild: hai
Die Jazzgruppe der Landjugend Plössen steuert zum Rahmenprogramm eine eigene Choreographie bei.

Unter Federführung der Plössener und Selbitzer liefen die Einweihungsfeierlichkeiten. Die Helfer des Dorfgemeinschaftsvereins sorgten über Mittag für die Bewirtung beim Büfett sowie am Nachmittag für viele Torten und Kuchen. Die Musik steuerten die Speichersdorfer Fichtenhornbläser unter Leitung von Heinz Schmidt mit "Am Dorfrand", dem "Kreuzberger Marsch", dem Gloria aus der Alphornmesse und dem Egerländer Marsch bei. Schwung auf das Parkett brachten die Tanzgruppen der Landjugend mit Vorsitzender Katharina Hertel. Präsentierte die Kindervolkstanzgruppe den Stampfer und die Sternpolka, so tanzte die Jazzgruppe eine eigene Choreographie zu Selina Gomez' Hit "The heart wants what it wants".

Eigentlich hatte sich Bürgermeister Manfred Porsch den äußeren Rahmen anders vorgestellt. Schönes Wetter und angenehme Temperaturen sollten eine Feierstunde unter blauem Himmel auf der Terrasse ermöglichen. Sonnencreme habe er schon eingekauft, meinte er. Am Vorabend hatten die Helfer des Dorfgemeinschaftsvereins in einem Probelauf bereits einen kleinen zweiten Maibaum im Rondell des Außenbereichs errichtet. Vergleichbar dem symbolischen Spatenstich sollten ihn die Ehrengäste zum krönenden Abschluss der Einweihungsfeierlichkeiten symbolisch für die Errichtung des Gemeinschaftshauses aufstellen. Doch Petrus spielte nicht mit, weshalb die Helfer des Arbeitskreises und Dorfgemeinschaftsvereins um ihre Vorsitzenden Simone und Bernhard Walter kurzfristig in den Saal des Dorfgemeinschaftshauses ausweichen mussten.

Zumindest offiziell vergessen waren an diesem Tag die vielen und langen Arbeitskreissitzungen und die Finanzierungshürden. So hatte im Dorf die Frage des Standorts neben der Landjugendhalle oder auf der anderen Straßenseite an der Zufahrt zur Siedlung über Monate hinweg für heftige Diskussionen gesorgt. Dazu kam im März 2016 vom Bamberger Amt für Ländliche Entwicklung die Hiobsbotschaft, dass der "Topf Dorferneuerung" leer sei. Über Nacht mussten andere Wege gegangen werden, um an Fördergelder für Plössen zu gelangen. Chancen eröffneten sich über das neu aufgelegte ELER-Förderprogramm. Erst mit dem Zuwendungsbescheid im August 2016 war der Weg für die Realisierung des Dorfgemeinschaftshauses frei. Ausgehend von Gesamtkosten in Höhe von 522 300 Euro, wurde ein Gesamtzuschuss in Höhe von 259 220 Euro gewährt. Davon stammen 216 016 Euro aus dem ELER-Förderprogramm der EU und 43 203 Euro vom Freistaat Bayern.

Zu den vielen Anekdoten wird gehören, dass Bürgermeister Porsch Pfarrer Sven Grillmeier bei der Begrüßung der Ehrengäste als Pfarrer Sven Grillmeister willkommen hieß und so für einen amüsanten Einstieg sorgte. Pfarrer Hartmut Klausfelder bekundete kurzerhand, sich als Hartmut Clausthaler dazu zu gesellen. Gekommen waren auch Europaabgeordnete Monika Hohlmeier, Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer, Seybothenreuths Bürgermeister Reinhard Preißinger, Leitender Baudirektor Lothar Winkler und der zuständige Mitarbeiter Gerald Riedel. Unter den Gästen fanden sich neben Vertretern der Feuerwehr, des Arbeitskreises, des Dorfgemeinschaftsvereins, der Landjugend sowie der Handwerksbetriebe auch Statiker Helmut Raps und Bauunternehmer Sebastian Morawe ein.

Grillmeier und Klausfelder spendeten dem Haus in ökumenischer Verbundenheit den kirchlichen Segen. In seinen Predigtworten wünschte sich Grillmeier, dass das Haus zu einem leuchtenden Beispiel der christlichen Kameradschaft und des guten christlichen Miteinanders werden möge, so wie es gemeinschaftlich errichtet worden sei. Das beste Haus bringe nichts, wenn darin niemand Gemeinschaft pflege, miteinander rede und feiere. Hier sollten die Menschen des alten Dorfes wie der Siedlung sowie Neuzugezogene aufgenommen werden und zusammenfinden. "Möge das Dorfgemeinschaftshaus eine christliche Stätte der Kameradschaft und des Gutsein werden und darin so manche Liebe heranwachsen, und dabei Christus zur Seite stehen!" In diesem Sinne segneten die Seelsorger ein modernes farbenprächtiges Kreuz und hängten es über der Eingangstür zum Saal auf.

Architektin Eva von Chamier vom Architekturbüro Singer Consult aus Bayreuth überreichte an Porsch symbolisch den Schlüssel. Dieser gab ihn an Bernhard Walter und die Arbeitskreisvorsitzende der Dorferneuerung Plössen, Simone Walter, weiter. Zum krönenden Abschluss enthüllte sie mit Porsch, Monika Hohlmeier und Lothar Winkler das Logo mit dem Dorfgemeinschaftshaus, dem Rauhen Kulm und der Aufschrift "Gemeinschaftshaus erbaut 2017" an der Außenwand des Gebäudes.

Hintergrund:

Stimmen der Ehrengäste

Für Bürgermeister Manfred Porsch war „das Dorfgemeinschaftshaus nötig, es war eine einschneidende Maßnahme, die ihr nicht vergesst“. Es sei ein gesellschaftlicher Treffpunkt entstanden, der bereichere. Sein Dank galt Architektin Eva von Chamier vom Büro Singer Consult aus Bayreuth sowie Gerhard Riedel und Lothar Winkler vom Bamberger Amt für Ländliche Entwicklung (ALE). Die Zusammenarbeit habe in Form einer funktionalen Haus- und Außenanlagengestaltung Früchte getragen. Von Anfang an hätten sich Plössener und Selbitzer mit dem Projekt identifiziert. Das Haus sah Porsch beim Dorfgemeinschaftsverein in besten Händen.

Die ELER-Maßnahmen „sind die Maßnahmen, die am meisten bewirken, aber oft unterschätzt und am wenigsten gesehen werden“, erklärte Europa-Abgeordnete Monika Hohlmeier. Sie sagte ihr Bemühen zu, dass die Mittel auch im neuen Finanzrahmen beibehalten werden. Das Dorfgemeinschaftshaus sei wesentlich für die Gemeinschaft, „damit Menschen miteinander und nicht nebeneinander leben“. Laut Landtagsabgeordneter Gudrun Brendel-Fischer vereint das Gebäude traditionelles Gedankengut und modernen Geschmack. Es sei ein sichtbarer Beweis, dass die Dorf- der Stadtgesellschaft Paroli bieten könne. Arbeitskreisvorsitzende Simone Walter dankte den Gremiumsmitgliedern für die intensive und konstruktive Arbeit. Ihre Hoffnung sei, dass es beim ALE nicht das einzige Maßnahmenpaket bleibe, sondern noch weitere Projekte mit dem Gemeinderat umgesetzt werde können.

„Mit den Selbitzern haben wir einen Glücksgriff gemacht – ohne euch würde für die Plössener vieles schwieriger sein“, lobte der Vorsitzende des Dorfgemeinschaftsvereins, Bernard Walter. Manchmal sei man an die Grenzen der Substanz gekommen. Wie wichtig das Haus sei, zeigten allein schon die vielen Veranstaltungen, die sich in der kurzen Zeit entwickelt hätten.

„Die Gelder sind in eine Bürgerinitiative investiert, so wie wir sie wollen“, erklärte Lothar Wickler vom ALE. 637 000 Euro werden im Ortsteil Plössen investiert. Davon seien 600 000 Euro förderfähig, 360 000 Euro würden an Fördermittel fließen. An Bürgermeister Porsch überreichte er den endgültigen Förderbescheid. Die Plössener hätten Stärke und Kompetenz bewiesen, als sie sich im Wettbewerbsverfahren mit ihrem Konzept durchgesetzt haben und dafür mit 160 000 Euro Fördermittel belohnt worden seien.

 
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