„Martin Behaim und die Zeit der großen Entdecker“, so lautet der Titel der momentanen Ausstellung im „Heimatkundlichen Museum“ in Pommelsbrunn. Warum macht man in Pommelsbrunn eine Ausstellung mit diesem Titel? Den Namen Martin Behaim bringt doch eigentlich jeder mit der Stadt Nürnberg in Verbindung? Die Antwort darauf: Ein fast 300 Jahre alter Stammbaum von der Größe 2,20 Meter x 1,40 Meter.
Jahrzehnte lang lag dieser Stammbaum verborgen, eng aufgerollt in einer schmalen Holzkiste im Museum. Nach seiner aufwändigen Restauration war der Zeitpunkt gekommen für die aktuelle Sonderausstellung, und er wird ein Highlight in der Dauerausstellung bleiben. Die Bemalung ist auf Büttenpapier, verstärkt mit Gewebe, mit Gouache und Eisengalltinte ausgeführt. Namen und Wappen der Patrizierfamilie Behaim vom Jahr 1207 bis 1734 sind kunstvoll darauf gemalt. Auch die Namen des berühmten Martin Behaim, seiner Frau und seinem Sohn fehlen nicht.
Die Legende auf dem Stammbaum berichtet uns: „Die Ankunft der Herren Behaime von Schwarzbach ist aus dem Königreich Böhmen, und zwar in dem Pilsner Crais, am Fluß Schwarz, sie ihren Adelichen Sitz gehabt, und dahero den Namen derer von Schwarzbach, auch solchen Fluß, in einem gespaltenen, halb silbern halb rothen Schild, zu einem Wappen geführet, Anno Christi 919 aber, nach angenommener Christlichen Religion von dannen hinweg und nach Teutschland, in specie. gen Nürnberg gezogen ...“
Behaim-Haus und Behaimweg
Nachforschungen für die Herkunft der Familie haben ergeben, dass im „Bohemia Unterhaltungsblatt Nr. 59, 1834“ drei Behaim-Brüder nahe dem Dorf Schwarzbach im Ellbogener Kreis ein Glasgemälde und eine Kanzel, für eine leider mittlerweile nicht mehr existierende Kirche gestiftet haben.
Warum gibt es ein „Behaim-Haus“ und einen Behaimweg in Pommelsbrunn? Ein Wilhelm Behaim Freiherr von Schwartzbach war Ende des 19. Jahrhunderts der Stiftungsverwalter des Schlosses in Kirchensittenbach. Im Jahr 1896 kaufte er für seine Familie das rote Backsteinhaus in Pommelsbrunn als Wintersitz. Er hat den gleichen Stammvater wie der berühmte Martin Behaim.
Warum wissen wir viel von der Familie Behaim in Pommelsbrunn? Die Behaims pflegten eine gute Freundschaft mit der Pfarrfamilie Braun am Ort. Otto Braun unser ehemaliger Arzt, der Sohn des Pfarrers, hat einen dicken Aktenordner über die Familie Behaim angelegt. Wilhelm Behaim Freiherr von Schwartzbach ist in Nürnberg in der Familiengruft beerdigt. Der mittlerweile in Rückersdorf lebende Pfarrer Braun hat die Trauerrede samt Gebeten, Liedern und Lebenslauf des Verstorbenen in ein Heft geschrieben, welches sich auch im Ordner befindet. Deshalb kennen wir den Lebenslauf des Verstorbenen. Sein Sohn war der ganze Stolz als er Offizier wurde. Doch die Freude währte nicht lange, der Erste Weltkrieg brach aus, und der Sohn fiel im November 1914. Daraufhin gründete die Familie eine Stiftung für Bürger von Pommelsbrunn, die durch den Krieg in Not gerieten. Aber Weltwirtschaftskrise und Inflation machten das gutgemeinte Werk zunichte. Warum befindet sich dieser einmalige Stammbaum im Museum in Pommelsbrunn?
Stammbaum fürs Museum
Die jüngste Tochter lebte bis zu ihrem Freitod mit ihrer Haushälterin Kunigunde Lederer in dem Haus. Sie hinterließ einen Abschiedsbrief in dem vermerkt war, dass die Haushälterin zwei Drittel des Hauses und Verwandte ein Drittel erben sollen. Nach dem Tod der Haushälterin wurde das Haus samt Inventar verkauft und testamentarisch festgelegt, dass das Museum diesen Stammbaum bekommen soll.
Was gibt es sonst noch in der Ausstellung zu sehen? Verschiedene Infotafeln: Das Leben der Patrizier, Martin Behaims Leben, seine Ehrungen, sein Name im Nationalsozialismus, sein Erdapfel, seine Entdeckungen. In den Vitrinen: Gegenstände für die Navigation auf dem Meer und ein Zinnfiguren-Diorama (gebaut von Dr. Braun) welches eine Szene mit Kampfspielen auf dem Nürnberger Hauptmarkt darstellt.
Auch sonst gibt es noch viel Interessantes – auch für Kinder – im Museum zu entdecken: 1. Stock Zinnfigurensammlung, Edelsteine und Mineralien, Heimat, präparierte Tiere von Amsel bis Wildkatze, 2. Stock Abteilung Höhle und Fossilien.
Das Museum ist immer sonntags von 14 Uhr bis 17 Uhr geöffnet. Führung außerhalb dieser Öffnungszeit unter Telefon 0160/92 35 32 33 oder 09154/1786 vereinbar.
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