Der Frühling kann kommen und mit ihm hoffentlich auch wieder Störche. Nahezu unbeobachtet von der Pressather Bevölkerung wurde der altgediente Storchenhorst auf dem Dach der Stadtpfarrkirche St. Georg in einer dramatischen Aktion des Landesbundes für Vogelschutz ausgetauscht. Lediglich einige Bewohner und Mitarbeiter des Altenheims St. Josef und Anwohner der Alten Schulgasse beobachten den Einsatz in luftiger Höhe. Wie die Aktion bewies, war es höchste Zeit für einen neuen Horst geworden. Der alte war schon so marode, dass er bei einem der zu erwartenden Frühjahrsstürme sicher auf das Kirchendach gestürzt wäre.
Bereits bei der Beobachtung der Störche im Frühjahr 2021 durch „Storchenmutter“ Anne Schleicher und den Storchenhorstbetreuer Eckhard Bodner war aufgefallen, dass der alte Weidenkorb sich in einem sehr desolaten Zustand befindet. Der Rand des Korbs löste sich bereits auf und ein Teil des im Durchmesser 130 Zentimeter bereiten Storchennests hatte sich vom Horst gelöst und drohte abzubrechen. Das hätte auch den drei noch flugunfähigen Nestlingen gefährlich werden können.
Dauerhafte Lösung aus Stahl
Nach Rücksprache mit der Ortsgruppe des Landesbundes für Vogelschutz war schnell klar, dass der Horst ausgewechselt werden muss. Vorsitzender Rainer Dötsch und Anne Schleicher klärten die technischen Details. Als dann auch noch die Offerte der Anlagenbaufirma Ludwig Schleicher eintraf, dass sie die Kosten für den neuen Storchenhorst übernimmt, stand der Erneuerung nichts mehr im Wege. Man entschied sich gleich für eine dauerhafte Lösung aus Edelstahl und beauftragte mit der Fertigung die Stahlbaufirma Unger in Weiden. Eine Exkursion unter das dreistöckige Kirchendach brachte zudem Klarheit darüber, dass auch das Standrohr auf dem bislang ein Wagenrad befestigt war, ausgewechselt werden muss.
Mit der Dachdeckerfirma Stock aus Tröglersricht fand man für die Aktion einen kompetenten und erfahrenen Partner. Reinhold Stock hatte in den letzten Jahren schon Storchenhorste in Trabitz und in Etzenricht fachgerecht erneuert. Mit der eigenen Krantechnik war der Einsatz in Pressath aber nicht zu bewerkstelligen. In rund 35 Meter Höhe thront das Storchennest über der Alten Schulgasse, von wo aus der Einsatz gefahren werden muss. Mit Hilfe der Firma Einhäupl aus Weiden und einem 50-Tonnen Autokran wurde aber auch dieses Problem gelöst.
Zwei Stunden im Einsatz
Schon Tage vorher wurde in weiser Voraussicht ein zusätzliches Dachfenster unmittelbar unter dem Storchenhorst angebracht. Über diese Öffnung war dieses mit Hilfe von Dachleitern erreichbar. In luftiger Höhe versuchte Felix Bäumler das Nest mit Hilfe eines großen Netzes zu sichern um dann die vom Kran abgeseilte Palettengabel unter das Wagenrad zu schieben. Nun mussten die Verschraubungen am Standrohr gelöst werden. Als Wagenrad und Nest vom Kran angehoben wurden, brachen zwei Radspeichen und das Nest geriet in Schräglage. Mit allen Kräften versuchte Bäumler das sich anbahnende Drama zu verhindern. Aber vergebens, wie in Zeitlupe zerbrach der Weidenkorb und der 60 Zentimeter hohe Nestaufbau mit einem Gewicht von rund 100 Kilogramm rutschte in die Tiefe. Am Stahlseil pendelten nur noch Wagenrad und Standrohr. Das erste Schneefanggitter hielt überraschend stand und stoppte den Großteil des Nistmaterials, der Rest verfing sich im zweiten Schneefanggitter. Mühsam musste nun Bäumler das Nistmaterial der letzten 15 Jahr händisch auf einer Palette lagern. In mehreren Fahrten konnte das Nest doch noch entsorgt werden. Eine körperliche Höchstleistung von Bäumler, der mehr als zwei Stunden auf dem Dach im Einsatz war.
Alle Einsatzkräfte waren nach Abschluss der Aktion mehr als zufrieden über den glücklichen Ausgang. Ein besonderer Dank galt Stadtpfarrer Edmund Prechtl, der das Anliegen der Vogelschützer von Anfang an umfänglich unterstützt hatte. „Storchenmutter“ Anne Schleicher, die von ihrem Wohnhaus in der Bachstraße das Storchennest mit dem Fernglas ab Anfang März beobachtet und auf das Eintreffen eines Storchenpaars wartet, spendierte den Einsatzkräften zum Abschluss Kaffee und Faschingskrapfen. Alle verbindet die Hoffnung, dass das Storchenpaar auch heuer wieder den Weg von Afrika nach Pressath findet.
Der Storch
- lange Beine, langer Hals, staksende Fortbewegungsart, sehr kurzer Schwanz
- klappern mit den Schnäbeln
- Fleischfresser, am liebsten Fische, Frösche, Nagetiere und Insekten
- Äußerlich ähneln sie den verwandten Reihern, wirken aber meistens massiger und schwerer
- In Europa bekanntester Storch ist der Weißstorch
- Die potenzielle Lebenserwartung von Störchen beträgt über zwanzig Jahre (Quelle Wikipedia)
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