Pressath
16.11.2018 - 15:28 Uhr

Himmel und Hölle ausgetrickst

"Herr Müller, die verrückte Katze und Gott" heißt der Roman von Ewald Arenz. Sein Buch präsentiert er den Besuchern im Pressather Pfarrsaal mit einer humoristischen Leseperformance.

Romanlesung mit Autor Ewald Arenz im Pfarrsaal Pressath Bild: rbr
Romanlesung mit Autor Ewald Arenz im Pfarrsaal Pressath

In seiner Begrüßung versprach Eckhard Bodner, Vorsitzender vom Kulturverein, den Besuchern eine spannende Autorenlesung im Pressather Pfarrsaal. Es lag dann an dem Schriftsteller und Gymnasiallehrer Ewald Arenz dieser Ankündigung gerecht zu werden. Um näher am Publikum zu sein, nahm er Platz auf dem Stuhl vor dem Lesetisch. In den Händen hielt er seinen Roman „Herr Müller, die verrückte Katze und Gott“. Das Cover des Buches: Aus einem trauerschwarzen Hintergrund leuchten zwei neongrüne Katzenaugen.

Sturz von einem Hochhaus

Der Autor im grauen Anzug mit Fliege las nicht einfach nur vor, sondern performte gestisch und sprachtechnisch die Figuren seines Romans, so dass sie den Zuhörern leibhaft vor Augen geführt wurden. In seiner Geschichte stellt sich Arenz die Frage: Was macht man am letzten Tag des Kosmos? Diese kristallisiert sich heraus, als sein Protagonist Kurt Müller von einem Hochhaus stürzt und stirbt.

Genau in dem Moment, in dem das Universum, das Müller nicht einmal zu bemerken scheint, unterzugehen droht, schlägt er am Boden auf. Zeitgleich springt "ein Mädchen in einen auf die Straße gezeichneten Himmel". In Frankreich wird Müller als agiler Kater wiedergeboren. Der Autor gibt bei der Lesung zu, das er auch einmal "so gerne Katze sein" wollte.

Satirisch beschreibt er, wie der Kater mit dem Geist des erwachsenen reinkarnierten Kurt Müller seine erste Maus fängt. Schließlich setzen sich Himmel und Hölle in Bewegung, um die verlorene Seele Müllers wiederzufinden. Doch seine Tochter Helena versucht schneller zu sein und will mit Hilfe eines Erzengels die Seele ihres Vaters wiederfinden. Denn sie überlegt, wenn Gott allmächtig ist, darf die Seele nicht verschwunden sein. Den Himmel packt Arenz in ein Hamburger Hochhaus.

Apokalypse verhindern

Im Jenseits arbeiten Erzengel am Jüngsten Gericht. Diese freuen sich wie an "einem Kindergeburtstag", wenn ihnen eine gestorbene atheistische Seele anvertraut wird. Aber, dass "uns eine Seele fehlt", das wird zum ungeheuerlichen Vorkommnis und sorgt für aufgeregte Turbulenzen.

Da aber Gott noch schläft, tun sich die Erzengel zusammen und versuchen eine drohende Apokalypse aufzuhalten. Sie springen von einem Ort zum anderen, von der Antarktis, wo ein gestürzter Erzengel Pinguinen das Fliegen lehrt, über den marokkanischen Luftraum bis nach Nürnberg und zurück. Wie eine Ufo-Besatzung schwirren die aufgescheuchten Sucher durch die vom Autor konstruierte Fantasy-Galaxie und treiben dabei ihr Unwesen. Durch seine unkonventionelle Betrachtung der Religion versucht Ewald Arenz ihr mehr Größe und Weite zu verleihen. Die Kapitelüberschriften sind Zeilen aus dem "Dies irae", eine mittelalterliche Hymne über das Jüngste Gericht. Sie lassen Traurigkeit vermuten, doch die Turbulenzen der Handlung überzeugen dagegen mit Ironie und Sprachwitz.

So schaffte es der Autor, dass sich die Zuhörer während seiner Lesung nicht langweilen. Im Gegenteil, herzhaftes Auflachen des Publikums nahm über die ganze Stunde kein Ende. In der Gesprächsrunde zum Schluss verriet Arenz den fragenden Zuhörern charmant einige Interna aus dem Autorenleben und Verlagswesen.

Romanlesung mit Autor Ewald Arenz im Pfarrsaal Pressath. Bild: rbr
Romanlesung mit Autor Ewald Arenz im Pfarrsaal Pressath.
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.