Pressath
20.01.2023 - 11:53 Uhr

Kollegial, engagiert und humorvoll: Pressath trauert um ehemaligen Stadtrat Franz Floth

Pressath trauert um Franz Floth. Der langjährige Stadtrat verstarb am 9. Januar nach kurzer, schwerer Krankheit.

Mehr als 34 Jahre lang bereicherte Franz Floth die Stadtratsarbeit mit seiner weitblickenden und scharfsichtigen Arbeit, bei der er auch immer wieder seinen Humor aufblitzen ließ. Bild: bjp
Mehr als 34 Jahre lang bereicherte Franz Floth die Stadtratsarbeit mit seiner weitblickenden und scharfsichtigen Arbeit, bei der er auch immer wieder seinen Humor aufblitzen ließ.

„Ich bin sicher, du und deine Frau Anita werdet noch viel Spaß haben. Ich wünsche euch dazu Gesundheit, Glück, Frohsinn und Leichtigkeit.” Mit diesen Worten hatte Bürgermeister Bernhard Stangl vor einem Jahr seinen Parteifreund Franz Floth in den „Ratsruhestand” verabschiedet. „34 Jahre, drei Monate und 23 Tage, umgerechnet eine Milliarde Sekunden” – so Stangls Rechnung damals – hatte Floth bis zum 13. Januar 2022 der Pressather Bürgervertretung angehört, in der er das klare Wort und die engagierte Diskussion nicht scheute, dabei aber im Interesse der Stadt immer die Regeln der Kollegialität wahrte.

Ein Appell an eben diese Kollegialität war auch das politische Vermächtnis des überzeugten Sozialdemokraten: Im Rückblick auf die nicht selten turbulenten Zeiten, durch die er seine Heimatstadt aufmerksam und kreativ mitgeleitet hatte, rief er in seinem Abschiedswort dazu auf, auch künftig bei allen Beschlüssen „immer das Wohl der Stadt als Ganzes und der Gesamtbevölkerung” im Blick zu behalten. Doch nach seinem Rücktritt als „Ratsherr” war ihm nur noch ein Jahr im Familien- und Freundeskreis vergönnt.

„Wer hätte damals gedacht, dass wir uns in diesem Jahr von ihm ein zweites Mal verabschieden müssen – und diesmal für immer”, fragte Bernhard Stangl sichtlich bewegt in der ersten Stadtratssitzung des neuen Jahres und fuhr fort: „Was bleibt, sind Erinnerungen an viele schöne gemeinsame Augenblicke, an aufregende Sitzungen, lange Diskussionen, vor allem aber an seine sympathische Art und sein Lachen.” Verdienste erwarb sich Floth auch um die Pressather SPD, der er 1971 beigetreten war und die ihn 2022 zum Ehrenmitglied ernannte. Von 1985 bis 2022 verwaltete der erfahrene Finanzbeamte das große und kleine Geld seiner „Genossen”, ab 2002 übernahm er zudem für 20 Jahre das Amt des Ratsfraktionssprechers.

Ein Aktivposten war Franz Floth ebenfalls im TSV Pressath, dem er seit 1965 angehörte. Von Anfang an zählte er bis 2010 zu den Aktiven des Tischtennisteams, errang als Jugendlicher und später im Herrenteam mehrmals den Stadtmeistertitel und fungierte von 1974 bis 1984 erfolgreich als Trainer von sieben Jugendmannschaften. Seine Schützlinge fuhr er zu vielen Auswärtsspielen und nahm sich auch ihrer privaten Probleme an. Doch auch für den Fußball in der Haidenaabstadt schlug sein Herz, und über viele Jahre hinweg feuerte er die erste TSV-Mannschaft bei allen ihren Punktspielen begeistert an. Zudem versah Franz Floth von 1991 bis 1993 das Amt des Kassenprüfers.

Es war wohl sein Sportlerherz, das ihn obendrein zum Badbauverein führte, dessen Geschicke er von 1993 bis zur Auflösung 2000 leitete: Der Verein, den der unvergessene Bürgermeister Hans Ficker 1972 initiiert hatte, sollte das Startkapital für ein Freibad zusammentragen. Als die Stadt das Vorhaben zugunsten des „Kiesibeach”-Ausbaus aufgab, entstand aus dem Verein eine Stiftung, die aus den Zinserträgen des vormaligen Schwimmbadvermögens die Wasserwacht sowie sporttreibende städtische Vereine fördert, die in ihrer Kinder- und Jugendarbeit Wert auf eine Erziehung zu gesundheitsbewusstem und solidarischem Denken und Handeln legen.

Auch an der Spitze der nunmehrigen Badbaustiftung stand Franz Floth bis 2021. Am 9. Januar, knapp einen Monat vor seinem 72. Geburtstag, beschloss der zweifache Familienvater und dreifache Großvater nach kurzer, schwerer Krankheit seinen irdischen Lebensweg.

Info:

Kommunale Auszeichnungen

  • 2006 zeichnete die bayerische Staatsregierung Franz Floth mit der kommunalen Dankurkunde aus
  • Die kommunale Verdienstmedaille in Bronze folgte 2018
  • Bei deren Verleihung verwies der damalige Regierungspräsident Axel Bartelt auf einige stadtpolitische Projekte verwiesen, an deren Verwirklichung Floth maßgeblich mitgewirkt hatte
  • Dazu zählten das Brandschutz-, Sicherheits- und Barrierefreiheitskonzept für die Pressather Grund- und Mittelschule
  • Die Schaffung von ÖPNV-Haltestellen an der Ludwig-Bock-Straße nahe der Schule
  • Die Sanierung des Bürgermeister-Hans-Ficker-Vereinshauses
  • Der Generationenspielplatz im Außenbereich
 
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