Eigentlich sollte Pressath nur eine Zwischenstation auf seinem Berufsweg sein. Denn den frischgebackenen Forstassessor Albert Butscher zog es nach der großen Forststaatsprüfung 1962 und dem anschließenden Dienst am Forstamt Amberg in die Alpen, und nur widerstrebend ließ er sich 1969 "für ein Jahr" auf die Versetzung ins abgelegene Haidenaabstädtchen ein. "Doch Arbeit, Land und Menschen ließen mich in Pressath eine neue Heimat finden, und ich habe nie bereut, dass es so gekommen ist", bilanzierte Butscher einst lakonisch, als seine einjährige Zwischenstation ihm 45 Jahre später die Ehrenbürgerschaft antrug.
Als Mann nicht der großen Worte, sondern der Tat erwarb sich der am 27. Februar 1934 in Wenzenbach bei Regensburg geborene Albert Butscher bald die Achtung der Pressather. Neben seinem Wirken in der Forstdienststelle ab 1969, die er von 1987 bis 1999 leitete und gegen deren Auflösung im Zuge der Forstreform er sich erfolgreich verwendete, trat er 1977 dem Freien Wählerblock bei, den er zwei Jahrzehnte lang bis 1998 leitete.
Aktiv im Vereinsleben
Im Stadtrat brachte er zwischen 1978 und 2008 zukunftsweisende Maßnahmen mit auf den Weg. Hierzu zählten etwa die Ausweisung des Gewerbegebiets West, des Industriegebiets Döllnitz und zweier großer Baugebiete, das Kiesibeach-Freizeitgelände, der Einstieg in die Altstadtsanierung, die Modernisierung von Wasserversorgung und Kanalisation und die Kommunalpartnerschaft mit dem ungarischen Hortobágy.
Besonders am Herzen lagen ihm auch die Jugendförderung, die Anliegen der älteren Generation, der Naturschutz und die Bewahrung des geschichtlichen Erbes. Betätigungsfelder hierfür fand Butscher nicht nur als Elternbeiratsmitglied an mehreren Schulen und als städtischer Seniorenbeauftragter ab 2010, sondern auch in vielen weiteren Gremien und Vereinen. So übernahm er von 1983 bis 1993 den Vorsitz des TSV und stand danach bis 2004 an der Spitze des von ihm 1974 mitgegründeten TSV-Förderkreis-Leitungsteams. Den Heimatpflegebund, dem er schon 1969 beigetreten war, führte er von 2001 bis 2007, die Hegegemeinschaft Pressath von 1974 bis 1984 und von 1991 bis 2021, seit 1997 war er Bereichsleiter des weltlichen Naturschutzordens Silberner Bruch und gehörte von 1990 bis 2008 dem Kreistag an – um nur einige seiner zahlreichen Ehrenämter zu nennen.
Einer wie JFK
„Mir war immer wichtig, die Menschen zusammenzubringen“, lautete Albert Butschers knappes und klares Credo. "Im Dienst für Gemeinschaft und Gemeinsamkeit habe ich es mit John F. Kennedy gehalten und nicht gefragt, was diese Stadt für mich tun soll, sondern was ich für sie tun könnte." Die Pressather dankten es ihm mit den Ehrenvorsitztiteln bei Freiem Wählerblock und TSV-Förderkreis und mit etlichen weiteren Ehrenmitgliedschaften, vor allem aber mit den vornehmsten Auszeichnungen, die die Stadt zu vergeben hat: 2009 empfing Butscher die Bürgermedaille, die Ehrenbürgerschaft folgte fünf Jahre später. Hinzu kamen ebenfalls 2009 die bayerische Kommunale Verdienstmedaille in Bronze und 2011 der Sparkassen-Bürgerpreis.
"Du warst kein Held, aber du warst ein Ehrenmann und hast dein Leben lang für viele und vieles nicht nur in Pressath gewirkt. Das ist weitaus wichtiger und nachhaltiger, denn nicht die Helden geben einer Gesellschaft Funktion und Wärme, sondern jene, die sich im Alltag verantwortungsbewusst für ihr Gemeinwesen einsetzen", unterstrich Bürgermeister Werner Walberer 2014 bei der Ehrenbürgerschaftsfeier für Albert Butscher. Am 4. August 2022 fand dieses ehrenvolle Leben im Alter von 88 Jahren sein Ende. Der Trauergottesdienst ist am Freitag, 19. August, um 14 Uhr in der Stadtpfarrkirche. Anstelle von Blumen bitten Ehegattin Maria sowie die drei Kinder und drei Enkel um eine Spende, die im Sinne des Verstorbenen lokalen gemeinnützigen Organisationen zukommen soll.
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