Pressath
01.04.2022 - 18:15 Uhr

Pressath muss über Zukunft des historischen Erbes nachdenken

Sanierungsfälle sind gleich mehrere historische Gebäude, die der Stadt Pressath gehören. Das wirkt sich auch auf den Heimatpflegebund und seine ideenreichen Pläne aus.

Selbst zum Museumsstück geworden ist das Pressather Haus der Heimat. Über die Zukunft des 1900 als Mädchenschule errichteten Museumsgebäudes machen sich Stadt und Heimatpflegebund gleichermaßen Gedanken. Bild: bjp
Selbst zum Museumsstück geworden ist das Pressather Haus der Heimat. Über die Zukunft des 1900 als Mädchenschule errichteten Museumsgebäudes machen sich Stadt und Heimatpflegebund gleichermaßen Gedanken.

Unter Federführung des jetzt an der Universität Regensburg tätigen Pressather Historikers Bernhard Fuchs will der Heimatpflegebund Pressath und Umgebung das seit etwa 30 Jahren auf der Wunschliste von Verein und Stadt stehende Projekt einer stadtgeschichtlichen Buchveröffentlichung angehen. Gedacht sei an ein Sammelwerk aus zeitlich und thematisch abgegrenzten Kapiteln, für die man jeweils Spezialisten gewinnen wolle, kündigte der neue Vorsitzende Eckhard Bodner an.

Krugmacherausstellung

Neu in den Museumsfundus aufgenommen werde eine von Ludwig Semler, einem Abkömmling der Familie Görz, gestiftete umfangreiche Sammlung von Pressather Steinkrügen. „Der Spender hat dies mit dem Wunsch verbunden, die Geschichte des Krugmacherhandwerks in unserer Stadt ausführlicher zu würdigen, die im 19. Jahrhundert eine Hochburg dieses Handwerks war.“

Ausweichquartier gesucht

Bürgermeister Bernhard Stangl riet zu Realismus, aber auch zu Mut bei der Frage, wie mit dem sanierungsbedürftigen Haus der Heimat weiter verfahren werden solle. Es gehe schließlich nicht nur um die aufwendige Renovierung des Museumsgebäudes „vom Dach bis zu den Fundamenten“, sondern auch darum, wo man den reichen Schatz an „Geschichte und Geschichten“ während dieser wohl mindestens zwei Jahre dauernden Bauzeit lagern solle. „Es soll ja vor allem nichts von den dort verwahrten einzigartigen Erinnerungen an Menschen aus unserer Stadt verlorengehen oder zerstört werden.“

Abbruch für Verwaltungsgebäude

Da mehrere stadteigene Gebäude – das Rathaus mit Dostlerhaus, das Kaplanhaus und das Berggötzhaus hinter dem Rathaus sowie das Haus der Heimat – Sanierungsfälle seien, könnte eine auf lange Sicht tragfähige Lösung beispielsweise darin bestehen, Kaplan- und Berggötzhaus zugunsten eines neuen Verwaltungsgebäudes abzubrechen. Rathaus und Dostlerhaus könne man zum Museum mit Depot umwidmen und für das jetzige Haus der Heimat eine neue Nutzung, etwa durch die Musikschule, anvisieren. Ein solches mit Aufwand und Kosten verbundenes Vorhaben sei freilich allenfalls nach sorgfältiger Beratung und Planung umzusetzen: „Aber warum sollte man nicht zumindest im Sinne eines ‚Was wäre, wenn…‘ darüber nachdenken?“

Geschichte im Schaufenster

Bodner gab zu bedenken, dass auch bauliche Gegebenheiten zu berücksichtigen seien. So befinden sich im Museum drei Reliefs von Max Langhammer. "Die können nicht in ein anderes Gebäude überführt werden.“ Deshalb begrüße man Stangls Anregungen zwar noch nicht „mit wehenden Fahnen“, sei aber für eine sorgfältig abwägende Diskussion offen. Ferner erinnerte der Bürgermeister an das gemeinsame Projekt „Stadtgeschichte in alten Schaufenstern“, das Stadt und Heimatpflegebund zeitnah angehen sollten, und verwies auf die Aktion „Zukunftsdialog Heimat Bayern“ der Staatsregierung, an der sich jeder Bürger beteiligen könne. Näheres findet sich im Internet unter www.heimat.bayern/zukunftsdialog.

Gemeinsam wollen Stadt und Verein überdies die lokalgeschichtlichen Informationen auf der städtischen Internetseite überarbeiten. Bodner plädierte darüber hinaus für eine eigene Website des Heimatpflegebundes, die die ganze Bandbreite des Heimatbegriffs von der Archiv- und Dialektforschung bis zum Naturschutz und zur Ausweisung von Wanderwegen illustrieren und Medien verschiedenster Art wie etwa gescannte Dokumente oder kurze Filme zur Ansicht verfügbar machen könnte. „So umfassend verstand auch unser Vereinsgründer Hans Neumann den Begriff ‚Heimat‘.“

„Es soll vor allem nichts von den im Museum verwahrten einzigartigen Erinnerungen an Menschen aus unserer Stadt verlorengehen oder zerstört werden.“

Bernhard Stangl zu den Schwierigkeiten einer Sanierung des Museums

 
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