Zu einer Informationsveranstaltung mit Spurensuche hatte die Forstbetriebsgemeinschaft Eschenbach an einen Sonnenhang bei Pressath geladen. Dabei griff Vorsitzender Reinhard Wiesent die Eichenprozessionsspinner auf, die seit einigen Jahren Probleme bereiten. Eine flächendeckende Bekämpfung hält Wiesent für unmöglich. Das „sehr kostspielige“ Unterfangen hielt er nur für Gärten und Anlagen anwendbar. Priorität bestehe bei Kindergärten und Schulen.
„Wir sollten grundsätzlich nicht in Panik verfallen und das Thema nicht überkochen lassen.“ Diese Aufforderung verband der Landkreisbeauftragte für Eichenprozessionsspinner mit dem Hinweis darauf, dass jeder Mensch unterschiedlich disponiert ist und daher anders reagiert. Es gelte jedoch, Abstand von dem Raupengebilde zu halten.
Laut Gottsche ist der Eichenprozessionsspinner ein Lebewesen, das bereits zu Zeiten der Römer bekannt war und bisher nur im Mittelmeerraum vorkam. Bedingt durch die Klimaerwärmung sei er vor zehn Jahren zuerst in Unterfranken und seit drei Jahren auch in der hiesigen Region heimisch geworden. Die Entwicklung zeige jedoch, dass man „erst am Anfang stehe“. „Die bisher befallenen Eichen stehen vorwiegend an sonnendisponierten Stellen und in Gärten“, berichtete Gottsche. In den Tiefen der Wälder sei noch kein Befall erkennbar.
Seinen Zuhörern beschrieb der Mitarbeiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten die Entwicklung des Eichenprozessionsspinners, dessen Raupen im Mai schlüpfen, sich tagsüber in den Nestern verstecken und abends als Prozession vom Nest aus in die Baumkrone wandern und Blätter fressen. Die Verpuppung, nach sechs bis sieben Häutungen, findet ebenfalls in den Nestern statt. Im Spätsommer schlüpfen aus den Puppen die fertigen Nachtfalter, die im Umkreis von zwei Kilometer ihre Eier ablegen.
Gottsche räumte ein, dass die Nester oft mit Gespinstmotten verwechselt werden, die jedoch ungefährlich sind. Der Eichenprozessionsspinner hat keine natürlichen Feinde hat. Der Experte beschrieb den Eichenprozessionsspinner als eine besondere Schmetterlingsart, die für Menschen gefährlich werden kann. So könnten die giftigen Haare der Raupe bei einer Berührung unangenehme Reaktionen hervorrufen. Zu diesen zählte der Forstmann Hautirritationen wie starken Juckreiz, vor allem abends und nachts, Pusteln und Quaddeln sowie Atembeschwerden, Augenreizungen und Reaktionen, die bis zum allergischen Schock führen können. Die Wirkung der Härchen kann noch Jahre später anhalten. Gottsche berichtete zudem von winterlichen Baumfäll- und anschließenden Aufarbeitungsarbeiten mit Folgen. Mulchen und Rasenmähen unter befallenen Bäumen sprach er ein hohes Risiko zu: „Die Brennhaare werden dabei auseinandergewirbelt.“ Als bestes Mittel, um den Eichenprozessionsspinner zu bekämpfen, nannte Gottsche das Absaugen der Nester.
Beim Marsch zu Südhang-Eichen zeigte Gottsche den Teilnehmern einige befallene Bäume. Krönender Abschluss der Wanderung war, als ein Nest abgesaugt wurde. Manfred Schmid hatte vorher seine Arbeitsweise und die Besonderheiten dazu beschrieben und davor gewarnt, Nester mit Feuer zu bekämpfen. „Das explosionsartige Verbrennen verursacht die Weiterverbreitung der giftigen Härchen.“
Forstmann Martin Gottsche gab seinen Zuhörern einige Tipps mit auf dem Weg:
- Wer mit den Härchen des Eichenprozessionsspinners in Kontakt kommt, sollte sofort zum Arzt gehen.
- Bei starkem Juckreiz können Antihistaminika helfen. Kratzen dagegen treibt die Gifthaare nur
tiefer in die Haut.
- Bei schweren allergischen Reaktionen und Atemnot sofort den Rettungsdienst rufen.
- Nicht über Kleidung, Schuhe, Kinderwagen usw. die brennenden Härchen in die Wohnung tragen.
- Kleidung sofort wechseln und bei mindestens 60 Grad waschen.
- Duschen und Haare waschen, da kaltes Wasser den Juckreiz lindert. Die Augen sollten ebenfalls mit Wasser ausgewaschen werden. (rn)
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