(bjp) „Was ihr in vielen ehrenamtlichen Arbeitsstunden für unsere ‚Neubürger‘ leistet, ist gelebte Integration.“ Bürgermeister Werner Walberer ist stolz auf den Pressather „Helferkreis Asyl“, dessen Mitglieder seit zweieinhalb Jahren „mit kühlem Kopf und warmem Herzen“ ihr Bestes tun, um den Asylsuchenden das Einleben in der Oberpfalz zu erleichtern und das Miteinander von Einheimischen und Migranten so reibungslos wie möglich zu gestalten.
Diesen Einsatz jenseits der nicht immer verwerfungsfreien „großen Politik“ wisse auch der „Förderverein für kirchliche und soziale Zwecke“ zu würdigen, bekräftigte Walberer beim „integrativen Begegnungscafé“ des Helferkreises. Als Vorsitzender dieses Vereins übergab er gemeinsam mit Kassenverwalter Andreas Reindl eine 300-Euro-Spende an dessen Sprecherin Gudrun Raab. „Wir wissen, dass bei euch jeder Cent gut angelegt ist“, lobte der Stadtchef die unermüdlichen Helfer.
Ein anschauliches Zeichen für das Verhältnis zwischen den Pressathern und ihren „neuen Nachbarn“ seien die beliebten Begegnungsnachmittage mit Besuchern aus allen Generationen, signalisierte Werner Walberer. Auch Gudrun Raab zeigte sich erfreut über die rund 90 „Alt- und Neubürger“, die im Pfarrsaal – „unserem Kirchenasyl“, wie Raab in ihrem Dankeschön an Pfarrer Edmund Prechtl scherzte – bei Kaffee, Kuchen und anderen „Schmankerln“ aus vieler Herren Länder alte Bekanntschaften bestätigten und neue knüpften. Vor allem zwischen den Kindern klappte das sichtlich bestens.
Speziell für sie hatte der Helferkreis den längst nicht nur in Pressath bekannten Nachwuchsmagier Marius Koslowski gewonnen, der mit seiner dreiviertelstündigen Illusionsshow auch die Erwachsenen zum Staunen und Lachen brachte. Im Namen der Stadt beglückwünschte Werner Walberer den 18-Jährigen außerdem zu seinem 1,1-Premiumabitur, zu dem ihm freilich keine Zauberei, sondern allein ehrliches und emsiges „Pauken“ verholfen habe.
Dass der Flüchtlingszustrom in Pressath keine größeren Probleme aufgeworfen hat, nimmt Gudrun Raab keineswegs als Selbstverständlichkeit. Einiges an Arbeit sei damit verbunden, den Neuankömmlingen das Eingewöhnen leicht zu machen und insbesondere den bürokratischen Anforderungen zu genügen. Doch betont die Weihersbergerin auch: „Die allermeisten zeigen sich bereit, sich in ihr Umfeld einzufügen. Probleme untereinander und mit den Einheimischen bleiben die seltene Ausnahme.“
25 Asylsuchende und 65 anerkannte Flüchtlinge mit Bleiberecht für drei Jahre – „fast durchweg Familien mit Kindern“ – wohnten zurzeit im Stadtgebiet: „An vier Standorten hat das Sozialamt dezentrale Unterkünfte angemietet, sieben Familien leben in privat gemieteten Wohnungen.“ Als Hauptherkunftsländer nennt Gudrun Raab Syrien, Irak, Eritrea, Afghanistan, Aserbeidschan und Äthiopien. Die von der Regierung bevorzugte „dezentrale“ Unterbringung vermeide die Entstehung größerer Asylbewerber-„Cluster“, die als potenzielle Spannungsherde beargwöhnt würden.
Doch würden auch die clanartigen Großfamilien-Gemeinschaften, in denen viele Schutzsuchende aufgewachsen seien, aufgebrochen und ihre Mitglieder häufig sogar auf verschiedene Orte verteilt: „Diesen Menschen fehlt die vertraute Nähe ihrer Angehörigen.“ Und noch etwas sei gewöhnungsbedürftig, weiß Raab: „In ihren Herkunftsländern gehen die Menschen ungezwungener miteinander um, und mit der Neigung vieler Deutscher, eher ‚für sich‘ zu leben, und den relativ stark von Konventionen geprägten Umgangsformen kommen nicht alle zurecht.“
Knifflige Wohnungssuche
(bjp) Zu den kniffligsten Aufgaben der Betreuer zählt Gudrun Raab vom Pressather „Helferkreis Asyl“ die Wohnungssuche für anerkannte Flüchtlinge mit Bleiberecht: „Nach ihrer Anerkennung müssen diese Menschen die vom Staat eingerichteten Asylbewerberunterkünfte verlassen, aber es ist nicht leicht, private Wohnungen zu finden.“
Vor allem schieden kleinere Orte als Wohnsitze häufig aus, wenn dort keine Schulen oder Arbeitsmöglichkeiten existierten und auch kein ausreichendes Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln zu Schulorten oder Arbeitsstätten verfügbar sei. In Pressath, so Gudrun Raab, besuchten die Migrantenkinder die Schule und nutzten die Angebote des Sportvereins und der Musikschule, einige Flüchtlinge hätten Jobs beim Sportverein und bei der Stadt erhalten.
Kleiderkammer öffnet wieder
(bjp) Die Kleiderkammer des Helferkreises Asyl im Pressather Bahnhof ist am Samstag, 14. Juli, von 10.30 bis 11.30 Uhr für bedürftige Einheimische und Flüchtlinge geöffnet. Das nächste Helferkreistreffen ist am Montag, 17. September, um 18.30 Uhr im Gasthof Heining.
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