Bevor das wiederhergestellte Heilige Grab in der Kirche in Pullenreuth an Ostern den Sieg über den Tod versinnbildlichte, wurde am Karfreitag mit einem musikalischen Höhepunkt des Leidens und Sterbens Jesu Christi gedacht. Die Einladung dazu hatten viele Interessenten angenommen. Die Besucher füllten die Kirche bis auf den sprichwörtlich letzten Platz.
Wer keinen Platz fand, entschied sich, das Konzert stehend zu erleben, was nicht schwierig war, denn Dirigent Klaus Linkel aus Erbendorf kündigte ein kleines Konzert an, das rund 20 Minuten dauern sollte. Nach dem Betreten der Kirche war es für die Besucher zuerst nötig, sich an die Räumlichkeiten zu gewöhnen.
Bunte Farben symbolisieren Garten
Schließlich hatte kaum jemand ein eher bunt gehaltenes Grab erwartet. Die Verantwortlichen teilten auf Nachfrage mit, dass die bunten Farben der Umgebung den Garten symbolisieren sollten, in dem sich das Grab damals befunden habe. „Schusterkugeln“ werden die bunten runden Glaskörper genannt, die den Eingang beleuchten. Sie wurden früher mit Wasser gefüllt, so dass die Kerzen, die dahinter standen, das Licht wie Brenngläser verbreiten konnten.
Heute geschieht das Beleuchten mit Strom. Die Vorstellung, sich in einem Garten zu befinden, war durchaus hilfreich für die Gäste. Sie stehe einerseits dafür, dass nach der Auferstehung neues Leben erblühe. Andererseits ließen sich mit dieser Erklärung auch Mozarts Grabgesang (KV 46) und die Musik von Joseph Gregor Zangl in diese Richtung interpretieren.
Notenmaterial ergänzt
So war das Konzert nicht nur von Schwermut und Trauer gekennzeichnet, in allen Kompositionen waren hoffnungsvolle Akzente zu spüren. Wie es zu diesem Notenmaterial kam, erklärte der Dirigent vor Beginn, nachdem er Informationen zum Komponisten gegeben hatte. „Für Chor und Orchester musste ich die nicht vollständig vorhandenen Noten ergänzen und bearbeiten. Die Soloteile habe ich stimmlich an den Chorpart angepasst.“
Der große Chor, gebildet aus dem Kirchenchor St. Martin und der Männerchorgemeinschaft Pullenreuth-Lochau, ließ sich von Klaus Linkel sicher und leicht führen, folgte präzise den Vorgaben des Dirigenten und zeigte sich als beweglicher, stimmiger Klangkörper. Anne Steffens, Sopran, und Torsten Frisch, Bariton, und ein Streicherquintett aus Pilsen verschmolzen in diesem kurzen musikalischen Event in dem voll besetzten und damit akustisch schwierigen Raum zu einem stimmigen und vor allem homogenen Klangkörper.
Der Wechsel zwischen den beteiligten Gruppen war sehr wirkungsvoll und vertiefte die ruhige, meditative Stimmung. Keinesfalls zu laut durfte es in der Kirche werden, Stille beherrschte den Karfreitag. Mit der Verarbeitung von Johann Sebastian Bachs Stück „O Traurigkeit, o Herzleid“ führte Zangl dann doch mit zunehmend gedrückter Stimmung mitten ins Karfreitagsgeschehen hinein, mit einem beeindruckenden Satz in effektiver Gestaltung, dessen Strophen Männer, dann Frauen und schließlich Solisten alleine bestritten, teils auch a cappella. Schließlich erklang von Solisten und Chor als krönender Abschluss „Ich danke dir von Herzen“.
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