Die Uraufführung seiner letzten Produktion am Theater Regensburg dürfte sich der Leiter der Sparte Tanz und Chefchoreograf Yuki Mori wohl etwas entspannter vorgestellt haben, als dies dann im Theater am Bismarckplatz tatsächlich über die Bühne ging. Denn bis zwei Tage vor dieser Uraufführung wusste er noch nicht, dass er aufgrund eines Unfalls eines Compagniemitglieds während der Generalprobe die Choreographie im letzten Moment noch stark überarbeiten muss. Denn als einzige Alternative zu dieser Überarbeitung stand lediglich eine Absage und Verschiebung der Produktion zur Wahl.
Das Ganze war deshalb so brisant, weil es mit dem verletzten Lucas Roque Machado einen Tänzer traf, welcher den Chevalier Danceny verkörpert und damit eine der wichtigen Figuren in Moris neuem Tanzstück "Gefährliche Liebschaften". Das an den gleichnamigen Briefroman von Pierre-Ambroise-Francois Choderlos de Laclos aus dem Jahre 1782 angelehnte Tanzstück musste somit in der Art umgearbeitet werden, dass es ohne diese Figur auskommt, was in der Kürze der Zeit eine große Herausforderung bedeutete.
Neue Choreographie
Aber dabei zeigte sich Yuki Moris, der seit sieben Jahren am Theater Regensburg ist, routiniert, und schuf auf die Schnelle neue Bewegungsabläufe und neue Verbindungen zwischen den Szenen. Da diese Tanzproduktion nach einem Roman aus dem 18. Jahrhundert geschaffen wurde und sich Yuki Mori dazu fast ausschließlich Barockmusik ausgesucht hatte, die vom Orchester live interpretiert wurde, durfte das Publikum bei der Premiere gespannt sein, ob der Tanzchef auch hier seinen sonst modernen Choreographiestil beibehalten würde. Und in der Tat bleibt er sich treu und benutzt zwar Tanzfiguren aus dem Barock und Rokoko, vermeidet aber erneut konsequent einen klassischen Spitzentanz und wählt wieder den modernen Ausdruckstanz als sein bewährtes Stilmittel. Das gilt für das Solo ebenso wie für den Pas de deux oder den Ensembletanz.
In seiner aktuellen Produktion am Theater Regensburg zeigt Mori noch einmal ganz deutlich auf, dass er nicht nur ein hervorragender Choreograph, sondern auch ein begnadeter Regisseur ist. Das von Michael Lindner geschaffene Bühnenbild und die von Maria Preschel kreierten Kostüme komplettierten auf passende Weise die aus barocken und modernen Elementen geschaffene Atmosphäre. Die von zehn auf neun Mitglieder verkleinerte Compagnie, vier Tänzer und fünf Tänzerinnen, kam mit der spontanen Umstellung gut zurecht und agierte mit großen Ausdruck bis in die Fingerspitzen. Auch das Orchester unter der Leitung von Tom Woods bot an dieser Uraufführung einen geschlossenen und ausdrucksstarken Eindruck, sieht man einmal von ein paar kleinen Unsauberheiten bei der Intonation der führenden Violinen in Max Richters Bearbeitung vom Finalsatz des "Sommers" aus Vivaldis "Vier Jahreszeiten" ab.
Sehens- und hörenswert
Insgesamt ist die neue Tanzproduktion auch in dieser veränderten Fassung sehens- und hörenswert und hat den lang anhaltenden Schlussapplaus am Premierenabend im gut besuchten Theater am Bismarckplatz verdient. Wenn der Tänzer Lucas Roque Machado wieder genesen ist, kann man voraussichtlich in ein paar Wochen die ursprüngliche Fassung der Produktion erleben.
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