Regensburg."Das Beste, was Schwarze über Ihre Seele gesagt haben, haben sie auf dem Tenorsaxophon gesagt." Ohne mit einem Wort zu erwähnen, wie sie es ,gesagt' haben, worüber der US-Musiker und Komponist Ornette Coleman im Zitat spricht, weiß jeder sofort, dass es sich nur um Jazz handeln kann. Keine andere Musikrichtung wird mehr mit den kulturellen Errungenschaften der Nachfahren afrikanischer Sklaven in Verbindung gebracht, wie Jazzmusik und das Saxofon. Ein wenig von dieser Botschaft, die schmerzlich, freudig, wütend, heiter und ausgelassen oder auch aggressiv sein kann, steckt oft auch in den Konzerten, die beim 37. Bayerischen Jazzweekend in Regensburg die Stadt in Bewegung versetzen.
Motto "Aufbrechen!"
Heuer findet dieses als bayerischer Szenetreff gestartete Festival unter dem Motto "Aufbrechen!" statt. Vom 19. Juli an werden an vier Tagen 93 Konzerte, zwei musikalische Lesungen und fünf Sessions geboten. Im offiziellen Programm. Daneben gibt es immer wieder noch ungeplante Mitläufer und spontane Auftritte, die dem Festival zusätzliche Attraktivität und Farbe verleihen.
Etwa 90 unterschiedliche Solisten und Ensembles werden dem Publikum die facettenreichen Spielarten des Jazz nahe bringen - von swingend bis funky. Mal wild, mal zart. Etwa ein Drittel davon sind Bands und aktuelle Projekte, die bislang noch nicht beim Bayerischen Jazzweekend zu erleben waren.
Traditionell startet das Jazzweekend auf der Piazza im Gewerbepark. Den Auftakt macht dort am Donnerstag (19. Juli) "The Freedoms Trio" aus Stockholm mit Musikern aus drei Kontinenten. Deren energieladener Sound klingt gelegentlich wie eine Mischung aus Pat Metheny und Al diMeola.
Danach stellt der aus Nürnberg stammende Markus Schieferdecker (bass) sein Projekt "Asteroid 7881" vor - eine jazzige Hommage an einen Himmelskörper, der nach seinem Vorfahren benannt ist, dem Barockmusiker Johann Christian Schieferdecker. Mit dem vielseitigen Kölner Gitarristen und Komponisten Rouzbeh Asgarian, der rockige Sounds mit modernem Jazz und persischen Instrumenten wie der Santur kombiniert, kommt eine weitere gitarrendominierte Multikulti-Band an die Donau.
Nachwuchsmusiker
Von Freitag bis Sonntag geht es dann auf Plätzen, in Cafes und Musikkneipen und im Arcadenhof in der Altstadt weiter - zum Beispiel mit dem bayerischen Landes-Jugendjazzorchester. Nachwuchsmusiker aus ganz Bayern präsentieren in verschiedenen Formationen, was sie während des Jahres in mehreren Arbeitswochen erarbeitet haben.
Das im letzten Jahr erstmals erprobte Format einer musikalischen Lesung wird mit dem Wiener Harri Stojka fortgesetzt, der kürzlich sein zweites Buch veröffentlicht hat. "Kaum zu glauben, Musiker und andere G'schichtln" ist eine Sammlung pointierter Anekdoten in authentischem Dialekt - trocken, originell, witzig, dramatisch. Stojka, einer der bedeutendsten österreichischen Jazz-Musiker und Dichter über die "Wiener Seele", liest und musiziert im Degginger.
Kulturamtschefin Christiana Schmidbauer sagte bei der Vorstellung des diesjährigen Programms, eine Karte, auf der Jazzweekend-Besucher ihren Herkunftsort markieren können, habe Punkte bis Australien. Viele Gäste und Fans kämen ganz gezielt. Für sie persönlich mache die gelungene Mischung das besondere Flair des Jazzweekends aus: "Es ist für jeden was dabei - für Jazzfreaks und jene, die nur mal schauen wollen, Traditionelles und Innovation."
Gäste aus Pilsen
Am Samstagabend feiert Regensburg mit den aus der Partnerstadt Pilsen stammenden "The Dixie Hot Licks" 25 Jahre Städtepartnerschaft auf dem Haidplatz. Am Freitag ist im Thon-Dittmer-Palais Damian Della Torre aus Brixen, einer weiteren Partnerstadt, mit seiner konventionellen Band "Coastline Paradox 5" zu hören. Die in München beheimatete Trompeterin Angela Avetisyan weckt mit ihrem coolen Stil im Quartett Erinnerungen an den großen Miles Davis.
Das bewährte Session-Konzept (ab 22.30 Uhr) wird beibehalten: Von Freitag bis Sonntag können sich die Musikerinnen und Musiker im Restaurant Leerer Beutel zum Jammen treffen. Das Degginger lädt am Freitag zur Blues-Session mit Gitarrist Wolfgang Bernreuther ein, am Samstag wird die reguläre Jam-Session bei Bedarf durch eine Orgel bereichert.
Der Bayerische Rundfunk zeichnet wieder alle Konzerte im Thon-Dittmer-Hof auf. Ein echtes Highlight für Jazz-Liebhaberinnen und Liebhaber, bei welchem auch Schlagzeugerin Eva Klesse mit ihrer Band "Trillmann" dabei ist, die gerade als erste Frau in Deutschland zu einer Instrumentalprofessur für Jazz berufen wurde.
Service
Heuer findet das 37. Bayerische Jazzweekend vom 19. bis 22. Juli statt. Auftakt ist im Gewerbepark, die übrigen Tage in der Altstadt von Regensburg mit 93 Konzerten und Sessions an 13 Spielorten.
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