Zwei völlig unterschiedliche Zeugenaussagen waren am Dienstag im Prozess gegen den suspendierten OB Joachim Wolbergs (SPD) und drei weitere Beschuldigte zu hören. Jahn-Vorstandsvorsitzender Hans Rothammer verteidigte Wolbergs und kritisierte die Staatsanwaltschaft scharf. Die Angaben des früheren Jahn-Managers Franz Gerber waren dem Gericht zu nebulös.
Rothammer sagte nichts aus, was die Angeklagten belasten könnte. Im Gegenteil: Alle vier Beschuldigten hätten ihr Möglichstes getan, um den SSV Jahn Regensburg zu unterstützen. Von Mauscheleien habe er nichts mitbekommen, sagte Rothammer. In seiner Gegenwart habe sich niemand zur Vergabe des begehrten Nibelungenareals - Dreh- und Angelpunkt des Prozesses - in Zusammenhang mit der Jahn-Unterstützung Tretzels geäußert. Wolbergs habe er immer als "höchst korrekt" erlebt.
Rothammer berichtete von einem Jahn Regensburg, der "in herkömmlichen Vereinsstrukturen steckengeblieben war und den Profifußball verschlafen hat". Irgendwann ab 2008 hätte sich die politische Spitze der Stadt - namentlich nennt Rothammer Hans Schaidinger (CSU), Christian Schlegl (CSU), Norbert Hartl (SPD) und Joachim Wolbergs (SPD) - entschieden, dass Regensburg als wachsende und prosperierende Stadt eine Profifußballmannschaft brauche.
Das Engagement des angeklagten Bauträgers Volker Tretzel beschrieb Rothammer so: "Er hat immer so viel Geld gegeben, dass wir gerade noch überleben konnten." Die Gespräche mit Tretzel habe hauptsächlich Jahn-Geschäftsführer Christian Keller geführt. "Er hatte den besten Draht zu Tretzel." Ins Tagesgeschäft habe sich der Bauträger nicht eingemischt, in wichtige Fragen wie die Entscheidung, ob ein Trainer bleibt oder geht, aber schon. Sein gutes Recht, findet Rothammer: Schließlich habe Tretzel bis zu 90 Prozent der Aktien beim Jahn gehalten. Geldsorgen und interne Querelen kennzeichneten lange den Jahn - ein solches Bild zeichnete Rothammer am Dienstag. Mit den Tretzel-Geldern als "Start-up-Hilfe", dem Aufstieg in die zweite Liga und dem Einzug ins neue Stadion hätten wirtschaftlich solidere Zeiten begonnen. Einen Knick habe es aber nochmal Anfang 2017 gegeben - und dafür gibt Rothammer den Ermittlern der Staatsanwaltschaft Schuld.
Damals saßen Wolbergs und Tretzel mehrere Wochen in Untersuchungshaft. Durch die "katastrophale und skandalöse Öffentlichkeitsarbeit der Staatsanwaltschaft" sei dem Jahn in der Spendenaffäre "großer Schaden" zugefügt worden. Sponsoren, die gerade erst mühsam gewonnen wurden, seien verunsichert worden, klagte Rothammer. Für ihn sei auch nicht auszuhalten, wie die nun Angeklagten in dieser Zeit öffentlich "geschreddert wurden".
Einen ganz anderen Tenor hatte die Zeugenaussage von Franz Gerber, der von 2009 bis 2013 beim Jahn aktiv war. In seiner Funktion als Geschäftsführer sei ihm deutlich gemacht worden, dass er sich bei Geldnöten nicht direkt an den bekannten Förderer Tretzel wenden sollte, gab Gerber an. Das solle er den Politikern überlassen. Man müsse Tretzel für sein finanzielles Engagement "etwas anbieten, damit ein gewisser Gegenwert da ist". Diese Aussage ließ Richterin Elke Escher aufhorchen, zumal eine solche Bemerkung in der polizeilichen Vernehmungsakte nicht zu finden war. Trotz hartnäckigen Nachfragens der Richterin und der Staatsanwaltschaft konnte Gerber allerdings nicht sagen, um was es sich bei diesem "Gegenwert" handeln sollte. Das sei so explizit nicht gesagt worden. Für Escher waren Gerbers Aussagen "zu vage, sehr oft im Passiv formuliert, ohne Zeitangaben".













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