Regensburg
06.10.2019 - 15:57 Uhr

Jahn Regensburg mit Oberpfalz-Dusel in Kiel

Im zehnten Anlauf gelingt Jahn Regensburg der Dreier bei Holstein Kiel: In einer niveauarmen Partie entscheiden zwei Duseltreffer, wer nun ganz hinten reinrutscht: die gerupften Störche.

Regensburgs Spieler jubeln nach Andreas Albers Spalpstick-Tor zum 1:2. Bild: Daniel Bockwoldt/dpa
Regensburgs Spieler jubeln nach Andreas Albers Spalpstick-Tor zum 1:2.

Es ist nicht alles schlecht, was Jahn Regensburg an der Waterkant abliefert: Zwischendurch dominieren auch mal die Gäste. Doch als würde das die Oberpfälzer langweilen, geben sie dann die Hoheit wieder freiwillig an die Kieler ab, und betteln geradezu um Gegentreffer.

  • Phase 1: Nach ordentlichem Beginn verzichten die Gäste plötzlich aufs Pressing, Chaos im Strafraum, Correia klärt auf der Linie. Nach gut einer Viertelstunde nutzt Kiels Goalgetter „Rudi“ Baku den Freiraum und zieht aus 18 Metern ab – leicht abgefälscht fliegt das Ding am festgezurrten Keeper Meyer vorbei in die Maschen, 1:0 (17.).
  • Phase 2: Aus dem Nichts der Ausgleich. Jann Georges Flanke auf Grüttner landet unverarbeitet in den Maschen, 1:1 (30.). Fortan übernimmt Regensburg die Regie, hat die besseren Chancen.
  • Phase 3: Auch zu Beginn der zweiten Hälfte ist der Jahn aktiver, verliert aber schnell die Lust am konstruktiven Spiel, lädt Kiel mit unzähligen Fehlpässen ein, wieder zurückzukommen. Regensburg muss etliche brenzlige Situationen überstehen.
  • Phase 4: Ausgerechnet der eingewechselte Andreas Albers, dreimal durch Slapstickeinlagen aufgefallen, versetzt mit einem Slapstick-Tor Kiel den Todesstoß. Beim langen Ball verschätzt sich ein Abwehrspieler, dann kommt auch noch Keeper Gelios halbherzig raus, Albers spitzelt die Kugel irgendwie durch die Beine, sie rollt gerade so über die Linie, 1:2 (87.).

Angstgegner Kiel

Viel zu holen war bisher für die Oberpfälzer gegen die Nordlichter nicht: Bestenfalls schaffte Jahn Regensburg ein Pünktchen bei Holstein Kiel, neun Spiele in Folge blieb der SSV sieglos.

Jahn Chef-Trainer Mersad Selimbegovic nimmt im Vergleich zum 2:2-Heimremis am vergangenen Spieltag gegen den Hamburger SV eine Veränderung in der Startelf vor: Erik Wekesser ersetzt Sebastian Stolze, der aufgrund von muskulären Problemen unter der Woche nur reduziert trainierte.

Kiels Interimstrainer Ole Werner schickt die exakt gleiche Elf ins Rennen wie am vergangenen Sonntag, als die Störche in Fürth (3:0) den zweiten Sieg der aktuellen Spielzeit einfuhren.

Start verschlafen

Die erste Torraumszene für den Jahn: Wekesser legt im Strafraum auf Palacios ab, der Schuss wird geblockt. Dann bekommt der Jahn die Kugel nicht aus dem Strafraum, Correia rettet auf der Linie, Riesenglück für Regensburg (8.). Platzierter Freistoß von Besuschkow, Kiels Keeper Gelios hebt das Ding über das Kreuz (13.). Wieder lassen die Oberpfälzer die Kieler vor dem 16er kombinieren und Baku schießen, leicht abgefälscht, Keeper Meyer erstarrt, 1:0 (17.).

Der Jahn um Tempogegenstöße bemüht, aber in der Ausführung zu schlampig: Okoroji nach Antritt über links mit der Flanke hinters Tor, und Palacios schiebt den Ball in aussichtsreicher Position ins Niemandsland (22.). Jetzt macht das Okoroji gegen Atanga mal richtig gut, aber der Pass rauscht durch den Fünfer (26.). Saller räumt Baku ab und sieht Gelb, Freistoß von links außen: Meyer sicher (28.). Das sah nicht unbedingt gefährlich aus: George will auf Grüttner flanken, der kommt nicht hin, der Aufsetzer springt ins Netz, 1:1 (30.).

Kiels Makana Baku und jubelt nach seinem Treffer zum 1:0 mit seinen Mannschaftskollegen. Bild: Daniel Bockwoldt/dpa
Kiels Makana Baku und jubelt nach seinem Treffer zum 1:0 mit seinen Mannschaftskollegen.

Der Jahn jetzt aktiver

Und noch eine große Chance für den Jahn nach Pass von links außen, Palacios bekommt den Ball am Fünfer nicht unter Kontrolle (32.). Regensburg seit dem Ausgleich aktiver, spielt sich rund um den 16er, der Pass diesmal steil rechts, Grüttner aus spitzestem Winkel, Gelios sichert die Kugel (34.). Nach dem langen Ball auf Grüttner, der mit Hacke verlängert, holt Wesseker die Ecke: Stürmerfoul (37.).

Warum lassen die Regensburger jetzt die Kieler wieder um den 16er kreisen? Ecke für die Störche: auch kein Kunststück (38.). Nach längerer Kunstpause gelingt wieder ein konstruktiver Aufbau, Sallers Pass in Gelios‘ Hände (41.). Pünktlichst pfeift der Schiri zum Pausentee (45.).

Albers versemmelt einen Siebenmeter

Mersad Selimbegovic bringt Tim Knipping für den Gelb-vorbelasteten Bene Saller. Regensburg kann an die aktive Phase anschließen. Nach vielen guten Umschaltsituationen versäumt der Jahn wiederholt, die Gelegenheiten zu Ende zu spielen, und läuft deshalb in die Konter (53.). Kiel setzt sich mit Eckbällen fest: Macht aber daraus nichts. Langsam schenkt Regensburg die Hoheit über dieses Spiel wieder ab.

Der nächste Wechsel beim Jahn, Andreas Albers für den unauffälligen Wekesser (60.). Aus dem Nichts die Wahnsinnschance für Albers, George spielt in die Gasse, der Däne frei aus sieben Metern diagonal zum Pfosten zwei Meter daneben (64.). Und nochmal Albers mit unfreiwilliger Komik, beim Konter sinkt er unbehelligt zu Boden (65.). Auf der anderen Seite reicht ein Pass, um die Jahn-Abwehr auszuhebeln, Pass von links, kein Abnehmer (67.). Der Jahn bettelt um den Gegentreffer, stellt sich immer tiefer auf, keine Spur mehr von Pressing.

Grottenkick mit Happy-End

Umständlicher Spielaufbau, keine Bewegung, Besuschkow, keine Anspielstation außer Nachreiner, der Pass in den 16er kommt zwar mal an, aber der Versuch, auch noch Grüttner in Szene zu setzen, scheitert (71.). Aus dem Fehlpassfestival wieder einmal ein Kieler Durchbruch mit Serra, Khelifis Schuss in letzter Sekunde von Okoroji geblockt, zweiter Ball drüber (74.). Die nächste Kieler Ecke: Albers mit der nächsten Slapstick-Einlage, dreht sich am Fünfer um die eigene Achse und verfehlt den Ball (80.).

Großchance Kiel, klasse Parade von Meyer, die Kugel senkt sich nochmal auf die Latte, Ecke. Endlich reagiert Selimbegovic, bringt Geipl für das nicht vorhandene Mittelfeld, Palacios muss raus. Immerhin etwas Entlastung, weil George den Freistoß links außen zieht (84.). Besuschkow auf Okoroji, der Kopfball zu hoch. Riesenglück für den SSV: Weiter Ball in die Spitze, der Keeper kommt raus, Albers spitzelt die Kugel durch die Beine und sie rollt über die Linie, 1:2 (87.).

Oberpfalz-Dusel bis zum Schlusspfiff

Kiel versucht alles, Strafraumszenen zum Gruseln, Kopfball auf die angelegte Hand von Gimber, Aufregung, kein Elfer, aber Gelb wegen Meckerns gegen Kiel. Drei Minuten muss der Jahn noch überstehen. Freistoß nach Check gegen Grüttner, schwach ausgeführt. Okoroji köpfelt die Kugel zur letzten Ecke, ein außerordentlich glücklicher Dreier für die Gäste verdichtet sich.

Natürlich darf man sich über den Auswärtssieg freuen. Aber ruhmreich war das alles nicht: Insbesondere die Spielweise in Hälfte 2 ist vielmehr besorgniserregend: Kaum ein Spielzug sauber zu Ende gespielt, keine Kreativität im Mittelfeld – bezeichnend, dass sich Abwehrturm Nachreiner immer wieder ins Aufbauspiel weit jenseits der Mittellinie einbringen muss. Gut, dass der Jahn jetzt nicht auch noch tief im Keller pausieren muss, sondern mit 11 Punkten auf Platz 10 vor Hannover und Fürth.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.