Regensburg."Flur- und Kleindenkmäler" lautet die breiter gestreute Bezeichnung, die noch viel mehr umfasst als den gemarterten Christus am Kreuz. Denn was sich da vor allem in katholisch geprägten Gegenden am Wegrand findet, sprengt den oben erwähnten Rahmen. "Kreuzsteine oder Bildstöcke sind nur ein kleiner Teil der verschiedenen Arten von Flurdenkmälern." Bernhard Frahsek aus Lapperdorf ist Fachmann auf diesem Gebiet. Kaum einer weiß besser um die Geschichte und die Geschichten, die die allgegenwärtigen Kreuzsteine und Steinkreuze, Kapellen, Grenzmarkierungen oder Postmeilensäulen erzählen. Da ist das "Kamerungrab", das an einen Beamten im Kolonialdienst erinnert. Da ist der Gedenkstein für die Primiz eines Dorfmitgliedes. Da ist das Kreuz, das Frömmigkeit aufzeigen sollte und dabei in einen tragischen Verkehrsunfall verwickelt wurde.
Erhalt und Neugestaltung
Aus dem ehemaligen "Geschichtsmuffel" Bernhard Frahsek haben die Flurdenkmäler einen begeisterten Verfechter für den Erhalt dieses geschichtsträchtigen Kulturguts gemacht. Und er ist damit nicht alleine. Im "Arbeitskreis für Flur- und Kleindenkmalforschung in der Oberpfalz e.V." kurz "AFO" widmet man sich der Erforschung, dem Erhalt, aber auch der Neugestaltung von Flurdenkmälern.
Sieben feste Mitglieder hat der Verein, der im Jahre 1978 von Rainer H. Schmeissner und Peter Morsbach gegründet wurde. Hinzu kommen an die 600 Mitarbeiter in ganz Ostbayern. Denn nicht nur mit dem Bezirksheimatpfleger der Oberpfalz arbeitet der AFO zusammen, sondern auch mit Maurern, Schreinern, Malern und anderen Handwerkern. Die ebenfalls beteiligten Obst- und Gartenbauvereine, Kriegervereine, Tourismusverbände und nicht zuletzt Schulen geben außerdem Zeugnis davon ab: Flurdenkmäler sind nach wie von allgemeinem Interesse.
Begonnen hat alles mit den Kreuzen. Der Gründer Rainer Schmeissner beschäftige sich seinerzeit mit Steinkreuzen in der Oberpfalz. Auch nach dem Abschluss eines Buches darüber konnte er nicht mehr von dem Thema lassen. Schließlich gab es noch so viel mehr: Sühnekreuze, Gipfelkreuze, Pestsäulen, Mariensäulen, Grotten, Totengedenkstätten, Kriegerdenkmäler.
Die wahre Flut an Flurdenkmälern ist sozusagen auch das Kreuz des Vereins. Davon weiß Werner Binder zu berichten. Als relativ neues Mitglied beim AFO wurde er mit den Flurdenkmälern im Städtedreieck Burglengenfeld, Maxhütte-Haidhof und Teublitz betraut. Wähnte Binder anfangs etwa 30 bis 40 Exemplare in seinem Gebiet, so wurde er bald eines besseren belehrt. Mittlerweile ist er bei mehreren Hundert angelangt.
Tausende Denkmäler
Und das ist nur ein kleiner Teil. "Zwischen 30 000 und 40 000 Flurdenkmäler aller Art in der ganzen Oberpfalz", lautet die Einschätzung Bernhard Frahseks. Um diesen Schatz an Kleinoden zu bewahren, trifft sich der Verein zu jährlichen Tagungen. Die vom Bezirk der Oberpfalz geförderte und im Verlag Eckhard Bodner erschienene stattliche Broschüre, die dabei jedes Mal herauskommt, informiert über eine Erscheinung, die den Bewohnern der Oberpfalz sozusagen an allen Ecken und Enden begegnet.
In der Ausgabe von 2018 etwa geht es um das Steinkreuz mit "Käsweibl" von Rosall, um Totenbretter bei Salmannsgrub, um ein Pestgrab mit leerem Sarkophag bei Mintraching, aber auch um die neu errichtete "Mittelpunktsäule Markt Lappersdorf". Detektivarbeit leisten hinsichtlich der Entstehung alter Flurdenkmäler, aber auch neue Kunstwerke aufstellen: Das sind zwei wesentliche Tätigkeitsbereiche des "Arbeitskreises für Flur- und Kleindeknmalforschung". "Entwerft zeitgenössische Kunstwerke als Denkmäler", so hat der mittlerweile verstorbene Künstler Rupert Preißl den Trupp einst ermutigt. Dementsprechend unterstützt der Verein Initiatoren eines neuen Denkmals bei Organisation und Gestaltung des Objekts.
An wissenschaftlicher Prominenz mangelt es dem Verein nicht. Neben dem Kunst- und Kulturforscher und Gründungsmitglied Dr. Peter Morsbach als erstem Vorsitzenden ist auch der Mundartforscher Professor Ludwig Zehetner als Ehrenvorsitzender vertreten. Allerdings ist der AFO auf der Suche nach aktivem Nachwuchs - und zwar oberpfalzweit. Denn: Feldkreuze und und Heiligenfiguren gibt es schließlich überall.
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