Bei den Schülern, denen er nachmittags bei den Hausaufgaben hilft, muss Manuel Meier noch Überzeugungsarbeit leisten. Der Teilzeit-Erzieher aus Regensburg ist auch Vollblutmusiker, und als solcher macht er mit den Schülern auch mal Musik. Wobei das mitunter schwierig sein kann: Die Siebt- bis Neuntklässler stehen eher auf härteren Deutsch-Rap. "Da ist das schon exotisch, wenn einer mit der Gitarre kommt", sagt der 29-jährige Meier und lacht.
Exotisch ist das, was Meier mit Kumpel Sebastian Schierlinger, 34 und auch Erzieher, als Band-Duo Ohrange (Gesprochen: Ohransche) musikalisch macht, nicht unbedingt - aber auf jeden Fall anders. "Unser Stil ist echt schwer zu beschreiben", gibt Meier zu. Nach einer kurzen Denkpause sagt er: "Im Grunde machen wir akustischen Pop-Rock mit Wurzeln aus dem Singer-Songwriter-Bereich: Dynamisch, energetisch und immer mit einer Portion Love." Bayerische Mundarttexte, bei denen es aber nicht um Weißbier und Bauernhöfe gehe - sondern um Texte, die das Leben und die Liebe bejubeln. "Wir wollen mit unseren Texten rüberbringen, dass es mal schlechte Zeiten gibt, aber dass es auch weitergeht." Der Stil sei schon speziell, findet Meier, etwas ganz Eigenes. Sein Tipp: "Man muss sich der Ohrange einfach hingeben."
Dazu gibt es viele Möglichkeiten. Meier (Sänger, Songschreiber und Gitarre) und Schierlinger (Rhythm. Percussion) haben jedes Jahr rund 60 Live-Auftritte in Bayern, auch in der Region. An diesem Samstag spielen sie in Steinberg am See, im Februar in Pressath. "Bisher haben wir unseren Fokus auf die Live-Auftritte gelegt", sagt Meier. "Videos waren uns eher wurscht." Das soll sich heuer ändern, aber die Live-Shows bleiben ihr Ding. "Das gibt uns selber am meisten." Der direkte Kontakt zum Publikum, die ungefilterten Reaktionen. "Das macht das aus, warum ich Musik mache", sagt der Regensburger.
Kurz mal zehn Jahre zurückspulen: Manuel Meier ist musikalisch ein Spätzünder, gibt er selbst zu. Mit 17 Jahren hat er erst angefangen, Gitarre zu lernen. Nicht ganz unschuldig dabei: die Red Hot Chilli Peppers, schon immer eine seiner Lieblingsbands. "Ich wollte auch so spielen wie die", sagt Meier. Bei der Bandgründung hat dann der Zufall geholfen: Seine erste Gitarre lieh er sich von einem jungen Mann aus, der im Stockwerk über ihn wohnte - es war Schierlinger. "So ist das ins Rollen gekommen", sagt der 29-Jährige. 2008 gründeten die beiden die Band. Zehn Jahre später können die Musiker einiges vorweisen: Sieben CD-Veröffentlichungen und hunderte Auftritte, unter anderem im Vorprogramm von Hannes Ringelstätter, auf dem Toolwood oder dem Chiemsee-Summer. Die Ohrange, wie sie von Meier liebevoll genannt wird, ist gut gereift.
Noch ist der Sänger Erzieher an einer Mittelschule, Teilzeit, 18 Stunden die Woche. Noch. Aber: "Ich bin jetzt an einem Punkt, an dem ich mir denke: Jetzt probiere ich es, komplett auf die Musik zu setzen." Vielleicht in einem anderen Projekt.
Jetzt aber liegt der Fokus auf der Ohrange. Im November kam die neue CD raus. "Das Beste, was wir bisher gemacht haben", sagt Meier. Ein Gegenstück zu den Live-Auftritten, die CD ist ein reines Studioalbum. Mit allem drum und dran - und mit zahlreichen Gastmusikern wie Richie Necker. Wie der Titel des Albums "L(i)eben" schon sagt, geht es in den Liedern vor allem um das Leben und die Liebe. "Wenn man die Liebe lebt und das Leben liebt, kann wenig schief gehen", findet Meier. Die CD sei eine Mischung aus Liebesliedern und Songs aus dem Leben. "Wir wollen einen kleinen Teil leisten, damit die Welt nicht so schnell kaputt geht." In der Ohrange steckt eben immer eine "Portion Love".
Der Name setzt sich - wie kaum zu verschleiern ist - aus den Wörtern Ohr und Orange zusammen, erklärt Meier. Ohr ist dabei noch recht klar, es geht um die Musik. Und Orange? Das steht für die "gut schmeckende und sonnige Frucht". Das wollen die Musiker auch mit ihren Texten transportieren.
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