Reichenau bei Waidhaus
28.05.2019 - 10:21 Uhr

Manches wächst noch heute

Dort ein verblühter Osterglockenstrauch und nicht weit davon entfernt ein üppiger Rhorodendronbusch. Neu entdeckt als Zeugen einstiger Bauerngärten.

Mit vielen alten Ansichten drehte Monika Zeitler-Kals (links) das Rad der Zeit um 70 Jahre zurück und verdeutlichte das einstige Aussehen des längst verschwundenen Böhmerwalddorfs Reichenthal. Bild: fjo
Mit vielen alten Ansichten drehte Monika Zeitler-Kals (links) das Rad der Zeit um 70 Jahre zurück und verdeutlichte das einstige Aussehen des längst verschwundenen Böhmerwalddorfs Reichenthal.

An Christi Himmelfahrt (Donnerstag, 30. Mai) kommen die früheren Einwohner von Reichenthal seit über 30 Jahren zu ihrem Heimattreffen zusammen. Wenige Tage zuvor zeigte Monika Zeitler-Kals dieses Mal zusätzlich umfassende Einblicke in die Flora des vor 70 Jahren untergegangenen Ortes. In vielen Wochen Vorbereitung sammelte die Waidhauser Markträtin nicht nur Fotos und Postkarten des einstigen Böhmerwalddorfes. Es folgten mehrere Erkundungen zur Feststellung der genauen Aufnahmeorte, um die einstige Situation mit dem heutigen Zustand vergleichen zu können.

Dabei entdeckte die Kräuterexpertin Kulturpflanzen, die bis heute die Zeiten überdauerten. Als erstes stieß sie auf einen Fleck mit Narzissen, der ihr den Zusammenhang mit einem ehemaligen Garten erschloss. Beim gezielten Weitersuchen ließen sich weitere Pflanzen finden, die unmöglich von selbst dort hingekommen sein konnten. Historische Ortspläne bestätigten die Entdeckungen, dass es sich jeweils um frühere Grundstücke mit Anwesen handelte.

Am Samstag zeigte Zeitler-Kals mit Erika Grötsch die ganze Breite der entdeckten Pflanzenwelt des einstigen Dorfs einer interessierten Schar. Kräuter und Blumen stießen auf große Beachtung, als auch die vergrößerten Ansichten des einst blühenden Grenzorts. Die Qualität der hervorragenden Einarbeitung konnten alle Teilnehmer selbst bestaunen, da sich fast alle Gegenüberstellungen anhand markanter Details nachweisen ließen. Mal war es der bis heute unveränderte Bachlauf, mal eine Baumgruppe oder noch vorhandene Mauerreste, welche die Identität erleichterten. Großes Staunen setzte zusätzlich ein, angesichts der massig verschwundenen Häuser und anderer Gebäude, welche nur noch auf den schwarz-weiß Ansichten überliefert sind.

Am Feiertag rückt das ehemalige Reichenthal noch einmal in den Mittelpunkt. Um 8.45 Uhr feiert Pfarrer Georg Hartl in der Kirche von Reichenau einen Gottesdienst mit den Ehemaligen und der Bevölkerung des Patendorfs. Um 14 Uhr findet eine Maiandacht statt, die bei schönem Wetter in der alten Heimat Reichenthal unter den Linden gefeiert wird. Bei schlechtem Wetter würde in die Reichenauer Filialkirche ausgewichen. Die Grenze kann an jeder x-beliebigen Stelle überschritten werden. Der Hauptweg führt über die Asphaltstraße zum Anwesen Stöckl nach Reichenthal. Eine Anfahrt ist auch auf tschechischer Seite über Rozvadov möglich.

 
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