Svenja Jander strahlt über das ganze Gesicht. Kein Wunder: Schließlich begrüßt sie zusammen mit ihrer Familie einschließlich Vater Gerhard zum „Tag des offenen Denkmals“ unter dem Motto „WERT-voll: unbezahlbar oder unersetzlich“ bereits am Sonntagvormittag fast 50 Besucher. Am Nachmittag sind es mehr als 90, die sich ein Bild von der Sanierung des „Feiler-Stodl“ machen wollen.
Bereits zu Beginn hat Andreas Ringholz viele Informationen zum sogenannten „Stall-Stadel“ und dem Ortsteil Reichenau parat. „Bereits 1334 soll es eine Siedlung im Raum um Reichenau gegeben haben“, erzählt der Vorsitzende des Heimatkundlichen Arbeitskreises Waidhaus und Ortsheimatpfleger. „Vermutlich im 15. Jahrhundert wurde sie durch einfallende Hussiten vernichtet.“
Ehemals eine Glashütte
Als erste urkundliche Erwähnung nennt Ringholz das Jahr 1585, als der Hüttenmeister Hans Reichenberger eine Glashütte errichten ließ. Diese bestand jedoch nicht lange. „Denn wie die Glashütte in Frankenreuth wurde sie durch die protestantischen Truppen von Graf Mansfeld im Sommer 1621 zerstört“, lässt der Ortsheimatpfleger wissen. „Frankenreuth wurde später wieder errichtet; aber in Reichenau konnte danach keine Glashütte mehr nachgewiesen werden“, weiß Ringholz.
Reichenau, im Volksmund „Landere“ genannt, führt Ringholz auf Johann Georg Landerer zurück, der nach mehreren Eigentümerwechseln das Gut geerbt hatte. Als Errichter des „Feiler-Stodls“ in der ersten Bauphase nennt er Adam Gradl und spannt dabei einen Bogen von der Familie Feiler als weitere Eigentümerin bis hin zum Markt Waidhaus, der das denkmalgeschützte Gebäude inzwischen an Svenja Jander verkauft hat. Dabei bedauert Ringholz den 2011 erfolgten Abbruch des zum Stall-Stadel gehörenden Herrenhauses.
Böhmisches Kuppelgewölbe im Inneren
Der Ortsheimatpfleger hebt aus dem Untersuchungsbericht des Architekten Oliver Landauer von 2015 zur Baugeschichte unter anderem die Errichtung des östlichen Stadels in Holzständerbauweise mit bretterverschalten Wänden hervor. Zwei Jahre später wurde der Stall aus Feld- und Bruchsteinen angebaut. Als Belege für die Grenznähe und den regen Austausch mit dem Nachbarland nennt er vor allem den Stall mit dem böhmischen Kuppelgewölbe mit Stuckbändern, auch „Platzlgewölbe“ genannt, sowie die verzierte Schalung am Südgiebel.
Details zur umfangreichen Sanierung des historischen Gebäudes liefert Gerhard Jander. Er ist der Vater der Eigentümerin und täglich mit seiner Tochter auf der Baustelle anzutreffen. In seinen Erläuterungen geht er besonders auf die Stabilisierung des Dachstuhls, des Mauerwerks und des wertvollen Gewölbes ein und hat dabei aufmerksame Zuhörer. Die Fragen der Zuhörer beantwortet neben Jander auch Christian Kraus von der Zimmerei Kraus aus Teunz-Ödmiesbach.
Im Gebäude soll Leben einkehren
Im nächsten Jahr soll das historische Gebäude wiederbelebt werden. Laut Svenja Jander wird ein „Kultur-Stadl“ entstehen, „der neben Livemusik auch die Möglichkeit bietet, Geburtstage, Hochzeiten oder Kommunionen und Konfirmationen zu feiern.“ Sie wünscht sich: „Es soll ein Ort der Begegnung werden, der das kulturelle Leben bereichert.“ Die Eröffnung des ebenfalls geplanten Biergartens kündigt die engagierte Unternehmerin für den 14. Mai 2026 (Christi Himmelfahrt und Vatertag) an.
Die Führungen sind jedoch nicht alles. „Das anschließende gemütliche Zusammensein dauerte bis in die Abendstunden“, erzählt Gerhard Jander im Gespräch mit Oberpfalz-Medien am Montag und freut sich wie seine Tochter. „Bis auf drei Stücke Zwetschgenkuchen ist alles aufgegessen worden.“
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