Reinhardsrieth bei Waidhaus
18.06.2019 - 09:39 Uhr

Vorstand doch noch komplett

Die Feuerwehrversammlung ist spannender als ein „Tatort“. Während der Schriftführer eine Raucherpause nimmt, glückt dem zweiten Bürgermeister ein Schachzug.

Gut lachen hat der wieder komplette Vorstand der Feuerwehr Reinhardsrieth, nachdem Markus Bauriedl (Zweiter von rechts) mit Dominik Kick (Mitte) einen zweiten Vorsitzenden animierte, sowie durch André Nickl (Zweiter von links), Josef Hösl (Vierter von rechts), Lukas Kick (Vierter von links) und Alexandra Berger (Fünfte von rechts) innerhalb rekordverdächtiger Zeit alle vakanten Posten nachbesetzen konnte. Bild: fjo
Gut lachen hat der wieder komplette Vorstand der Feuerwehr Reinhardsrieth, nachdem Markus Bauriedl (Zweiter von rechts) mit Dominik Kick (Mitte) einen zweiten Vorsitzenden animierte, sowie durch André Nickl (Zweiter von links), Josef Hösl (Vierter von rechts), Lukas Kick (Vierter von links) und Alexandra Berger (Fünfte von rechts) innerhalb rekordverdächtiger Zeit alle vakanten Posten nachbesetzen konnte.

Seit Sonntagabend hat die Feuerwehr ganz unverhofft wieder einen kompletten Vorstand. Im Achselzucken eines jungen Burschen witterte Markus Bauriedl eine einmalige Chance. Daraufhin gab der zweite Bürgermeister nicht eher nach, bis alle vakanten Posten besetzt waren. Innerhalb von fünf Minuten lief alles paletti.

Ganz an das Ende der Tagesordnung hatte Schriftführer Josef Kick den Punkt „Nachwahl eines zweiten Vorsitzenden“ ohne jegliche Hoffnung gesetzt. Schon in der Jahreshauptversammlung vor gut einem Jahr konnte kein Nachfolger für Anja Puff gefunden werden, die sich nicht für eine Wiederwahl zur Verfügung gestellt hatte. Doch eine Art „Morgenluft“ witterte Bauriedl bereits zum Beginn der turnusgemäßen Versammlung, nachdem das Interesse der Mitglieder für echte Platznot im Vereinslokal Hösl sorgte. Nach dem Abhandeln der obligatorischen Punkte nahm der Schriftführer eine Raucherpause und Vorsitzender Georg Lang übernahm den letzten Punkt. Einzig deshalb, weil dieser auf der Tagesordnung stand; keinesfalls in Vorahnung, was danach geschehen sollte.

Bauriedl fiel ihm beinahe ins Wort mit seiner sofortigen Ansprache von Dominik Kick, worauf der Jugendliche nicht gleich „Nein“ sagte. Ohne auf die weiteren Äußerungen der anderen Mitglieder zu achten, machte der zweite Bürgermeister mit dem Nachwuchs-Feuerwehrmann innerhalb eines Augenblicks eine Kandidatur fix. Als Schriftführer Kick zurückkehrte, konnte ihm bereits der Wahlvorschlag präsentiert werden. Bei einer Enthaltung stand die gesamte Versammlung hinter dem vorgeschlagenen Kandidaten. Nun erkannte auch der Schriftführer die einzigartige Chance und schlug die Nachbesetzung weiterer vakanter Posten vor. Wieder war es Bauriedl, der sofort die Initiative ergriff. Jugendwart André Nickl, Ex-Kommandant Josef Hösl, Lukas Kick und Alexandra Berger konnten so als Kandidaten ohne viel Aufhebens ausfindig gemacht werden. Die Wahl des ganzen Quartetts geriet zur bloßen Formsache.

Nicht nur, weil alles so schnell ging, gestand Bauriedl: „Jetzt bin ich total überrascht.“ Vereinsdiener Reinhold Puff pflichtete spontan bei: „Nicht nur du.“ Zum Beginn der Versammlung informierte Kommandant Josef Nickl über einen Streich, dem ihm die Software der Landkreisfeuerwehr spielte. Fein säuberlich habe er alle Einsätze in das System eingegeben. Als er diese zur Vorbereitung seines Berichts abrufen wollte, habe er den Hinweis erhalten, das Passwort sei abgelaufen. Alle Versuche, trotzdem noch auf die Daten zugreifen zu können, wären aber gescheitert. Kreisbrandmeister Matthias Schmidt konnte ihm nur bestätigen, dass die Eingaben ohne Passwort unwiederbringlich verloren seien. Aus den zusätzlich schriftlich getätigten Aufzeichnungen konnte der Kommandant dennoch einen umfassenden Bericht geben. 26 aktive Mitglieder, darunter 10 Frauen, nannte Nickl als aktuellen Bestand. Er erinnerte an die Besprechung zur Nachwahl eines stellvertretenden Kommandanten am 25. September mit der gesamten Führung der Landkreisfeuerwehr und Bürgermeisterin Margit Kirzinger, die im Sande verlief.

Eine Wiederholung am 14. April sei durch die Kandidatur und Wahl von Corinna Neuber dann von Erfolg gekrönt gewesen. Darüber hinaus informierte Kommandant Nickl über die Menge an Besprechungen, an denen er landkreisweit teilgenommen hatte. Einzig zu den konkreten Einsätzen verallgemeinerte er: „Die technischen Hilfeleistungen werden alljährlich mehr; da kommen wir wahrscheinlich nicht mehr aus.“

Mucksmäuschenstill wurde es nur Sekunden später im Wirtshaus, als der Kommandant die Mitgliedschaft seiner neuen Stellvertreterin infrage stellte. Wieder meldete sich Puff zu Wort und widersprach: „Den Beitrag hat sie mir schon bezahlt.“ Doch der Kommandant bekam darauf Unterstützung vom Schriftführer: „Wo ist das Aufnahmeformular?“ Als sich die Sache zur Zufriedenheit aller gelöst hatte, war Neuber mit ihrem Bericht an der Reihe. Dabei erwähnte sie erhebliche Mängel in der Ausrüstung und beim Feuerwehrhaus, die bei einer Überprüfung festgestellt worden waren. Außerdem liege die Mannschaftsstärke bei 27 Aktiven und nicht bloß 26. Zur bemängelten Ausrüstung zählten die vorhandenen Gurte und die Unterzahl an Helmen. Zum Manko eines noch immer erforderlichen Auslösens der Sirene von Hand nahm Kreisbrandmeister Schmidt sofort Stellung: Eine Umrüstung würde rund 1000 Euro kosten. Weil sich aber eine Umstellung auf ein digitales System abzeichne, liege die Ausgabe im Ermessen des Waidhauser Marktrats.

Bauriedl sah keine Hinderungsgründe und plädierte sogar für eine baldige Änderung mit dem Hinweis: „Eine Alarmierung über Handys scheidet aufgrund des schlechten Empfangs sowieso aus.“ Widerspruch erntete der Schriftführer in seinem Bericht bei der Feststellung einer fehlenden Reinigung des Feuerwehrhauses. Kassiererin Nadine Wirth unterbrach sofort und informierte ihn über eine im September des Vorjahres durchgeführte Maßnahme. Bauriedl bestätigte dem Kommandanten: „Die Unwetter werden immer schlimmer.“ Darüber hinaus ermunterte er die Reinhardsriether konkret, weil er von den größerer Feuerwehren immer wieder zu hören bekomme, wie wichtig die kleineren Ortsteilwehren seien: „Ihr könnt mit eurer kleinen Pumpe als Anhänger an einem privaten Traktor wenigstens noch zu Wasserreservoirs vordringen, welche mit größeren Feuerwehrautos gar nicht mehr erreichbar sind.“ Erleichtert zeigte sich der zweite Bürgermeister von der Wahl Neubers zur stellvertretenden Kommandantin: „Ein Problem hat sich ja gelöst.“ Sein Wunsch wäre deshalb, dass die Feuerwehr Reinhardsrieth weiterhin gut aufgestellt sei.

Kreisbrandmeister Schmidt war wegen der Wahl Neubers erleichtert. Gleiches gelte für das nunmehr erfolgte "Ausräumen der internen Ungereimtheiten und Meinungsverschiedenheiten". Kassiererin Wirth stellte noch das Programm der 20-Jahr-Feier der Jugendfeuerwehr Waidhaus am 1. September vor. Nur ein einziges Problem konnte trotzdem nicht gelöst werden. Bürgermeister Bauriedl bat den Schriftführer deshalb, eine neue Satzung vorzubereiten, nachdem kein einziges Exemplar der aktuell gültigen Rechtsgrundlage aufzutreiben sei.

 
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