Rötz
29.12.2019 - 10:15 Uhr

Behinderung muss heutzutage kein berufliches Hindernis sein

Menschen mit Handicap meist gut qualifiziert, werden aber bei der Stellenbesetzung oft nicht berücksichtigt - Rötzer-Ziegel-Element-Werk als positives Beispiel

Die Vertreter der Agentur für Arbeit und des Rötzer-Ziegel-Element-Werks, Margit Heindl, Markus Nitsch, Bernhard Fröhler und Josef Brandl (von links), freuen sich mit Jelena Schmidt (Mitte). Bild: exb/Karl Drexler
Die Vertreter der Agentur für Arbeit und des Rötzer-Ziegel-Element-Werks, Margit Heindl, Markus Nitsch, Bernhard Fröhler und Josef Brandl (von links), freuen sich mit Jelena Schmidt (Mitte).

In der Gruppe der Arbeitnehmer mit Handicap gibt es zahlreiche Bewerber mit großem Potenzial und Fachwissen. Das weiß Markus Nitsch, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Agentur für Arbeit in Schwandorf. Gerade Unternehmen sollten sich diese Chance zur Fachkräftesicherung nicht entgehen lassen, meinte Nitsch. So nutzte die Agentur für Arbeit die "Woche der Menschen mit Behinderung" im Dezember, um zusammen mit dem Rötzer-Ziegel-Element-Werk und einer Mitarbeiterin mit Handicap die Situation in den Betrieben darzustellen.

Im Agenturbezirk Schwandorf sind in den vergangenen zwölf Monaten durchschnittlich 5155 Arbeitsstellen gemeldet worden. Knapp 80 Prozent davon waren Offerten für Fachkräfte, Experten und Spezialisten. Den offenen Stellen standen 6575 Personen gegenüber. Unter den 770 arbeitslos gemeldeten Menschen mit Schwerbehinderung belief sich der Anteil der Fachkräfte, Experten und Spezialisten auf 63,4 Prozent.

Gut qualifiziert

"Menschen mit Behinderung sind meist überdurchschnittlich gut qualifiziert, werden aber bei der Stellenbesetzung oft nicht berücksichtigt", bedauerte Nitsch. Er führte das auf eine gewisse Unsicherheit bei den Arbeitgebern zurück. Diese würden oftmals befürchten, dass die Beschäftigung von schwerbehinderten Menschen Veränderungen notwendig machen könnten. Dabei beraten die Experten der Agentur bei allen Fragen rund um das Thema Inklusion und besprechen individuell, welche Unterstützungsleistungen möglich sind. Davon gibt es viele, sogar einen gesetzlichen Anspruch auf Unterstützung, erklärte Nitsch. Er rät dazu, Kontakt zum gemeinsamen Arbeitgeber-Service aufzunehmen.

Genau das hat Josef Brandl, Geschäftsstellenleiter des Rötzer-Ziegel-Element-Werks, gemacht. Auf der Suche nach einem neuen Mitarbeiter für die Arbeitsvorbereitung stieß er im Jobcenter auf das Profil von Jelena Schmidt.

Im nächsten Schritt kontaktierte er den Arbeitgeber-Service der Agentur, bei dem Margit Heindl als Vermittlerin tätig ist. Im Gespräch mit Heindl seien die letzten Hürden gefallen, der Kontakt hergestellt und das Arbeitsverhältnis spruchreif geworden. Brandl lobte die Zusammenarbeit mit der Agentur, dem Arbeitgeber-Service und der Rentenversicherung und rät seinen Kollegen, "sich nicht zu scheuen, diese Hürde zu nehmen, die eigentlich gar keine ist". Menschen mit Behinderung würden meist dieselbe Wertschöpfung bringen wie Arbeitnehmer ohne Handicap. "Wenn sich die Arbeitskollegen darauf einstellen, funktioniert's auch", weiß Brandl aus Erfahrung.

Bernhard Fröhler, technischer Leiter im Rötzer-Ziegel-Element-Werk, beschrieb bei dem Ortstermin den Arbeitsbereich von Jelena Schmidt in der Arbeitsvorbereitung. Sie hat nach der Schulausbildung in Rötz eine Lehre als Bauzeichnerin abgeschlossen. Ihre erworbene Fähigkeit, Pläne zu lesen, hat sich für ihren Job positiv ausgewirkt. Fröhler bestätigte, "dass es gut funktioniert und sie selbstständig mit den erhaltenen Plänen, meist als CAD-Dateien, umgeht".

Freude an der Arbeit

Sie sei zuverlässig und Fröhler hat den Eindruck, dass Schmidt gerne in die Firma kommt und Freude an ihrer Arbeit hat. Sich als Unternehmer auf die Bedürfnisse einzustellen, gehe gut, wie Brandl ergänzte. Und er ist überzeugt davon, dass auch der Arbeitnehmer "einen sehr hohen Nutzen" hat.

Jelena Schmidt ist jetzt technische Angestellte im RZEW und ihr gefällt es an ihrem Arbeitsplatz in Rötz sehr gut, wie sie selbst sagte. Für Josef Brandl ist es eine echte "Win-win-Situation".

Das Ziegel-Element-Werk

Der Geschäftsstellenleiter nutzte die Gelegenheit, die Firma, deren Struktur, das Umsatzvolumen und die Arbeitsweise vorzustellen. Das Rötzer Werk schafft mit 103 Mitarbeitern im Zweischichtbetrieb einen Umsatz von rund elf Millionen Euro. Gefertigt werden rund 86 000 Quadratmeter Wand- und Deckenfläche und pro Jahr werden 180 bis 200 Haus-Rohbauten hergestellt.

Jelena Schmidt an ihrem Arbeitsplatz. Bild: exb/Karl Drexler
Jelena Schmidt an ihrem Arbeitsplatz.
 
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