Zum 70. Mal jährte sich der Weihetag der Herz-Jesu-Kapelle, die sich im Eigentum der Roslaser Familie von Hermann Nickl befindet. Anlässlich des Weihejubiläums zelebriert Pfarrer Sven Grillmeier mit den Dorfbewohnern am Herz-Jesu-Freitag, 16. Juni, 19 Uhr, einen Gottesdienst.
Seit drei Generationen wird die Herz-Jesu-Kapelle von der Familie Nickl unterhalten und gepflegt. 2013 wurde zum ersten Mal in der Geschichte der Kapelle das Patrozinium gefeiert. Von April bis Oktober hält der Kirchenlaibacher Pfarrer Sven Grillmeier dort einmal im Monat eine Messe. Für Heimatforscher Werner Veigl ein Anlass, sich auf die kirchengeschichtliche Spurensuche dieses Kleinods des Glaubens und seines Erbauers Christoph Nickl zu machen.
Dieser wurde am 15. Februar 1886 als Sohn von Wolfgang und Margarethe Nickl geboren. Christoph Nickl war beruflich als Landwirt tätig und wurde 1928 zum "Ökonomierat" ernannt. Zudem war er Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes. Schon in jungen Jahren zeigte er politisches Interesse. Von 1945 bis 1946 war er Bürgermeister der Gemeinde Haidenaab und von 1946 bis 1949 der Gemeinde Mockersdorf. Vom 31. Mai 1948 bis zum 7. Oktober 1949 war Nickl Landrat des ehemaligen Landkreises Kemnath. Am 14. August 1949 wurde er in den ersten Deutschen Bundestag gewählt. Diesem gehörte er bis 1953 an.
Weiten Fußweg ersparen
Schon bald reifte bei Christoph Nickl die Idee, als Zeichen seines Glaubens oder zum Dank in seinem Geburtsort Roslas in unmittelbarer Nähe seines Wohnhauses eine Kapelle bauen zu lassen. Nickl wollte damit vor allem den älteren Mitbürgern den weiten Fußweg (3,8 Kilometer) zur Pfarrkirche nach Mockersdorf ersparen. Ein Wunsch der Roslaser Bürger, die schon seit Jahrzehnten gerne eine Kapelle gehabt hätten, ging nun in Erfüllung.
Im Februar 1947 entwarf der ehemalige Kreisbaumeister, Architekt und Ingenieur Hermann Falkenstein, den Plan. Erst am 27. Juli 1951 erfolgte die Baugenehmigung durch das damalige Landratsamt Kemnath. Noch im selben Jahr begann der Bau. Die Kapelle wurde am 9. Juni 1953 konsekriert. Weihbischof Joseph Hiltl weihte die neue Kapelle zu Ehren des göttlichen "Herzens Jesu". Er weilte an diesem Tag zur Firmung in Kemnath. Laut Zeitzeugen war es eine sehr beeindruckende Feier. Am 25. Juli 1953, am Fest des heiligen Jakobus, zelebrierte der Mockersdorfer Pfarrer Alois Grötsch in der Kapelle die erste Messe.
Die in Massivbauweise errichtete Kapelle ist 6,2 mal 11,1 Meter groß. Die Glocke wird vom Innenraum mit einem Seil bedient. Zwölf Bänke bieten 30 Besuchern Platz. Im Innenraum steht der Akanthusaltar aus der Marienkapelle von Schauerstein (rechter Seitenaltar) aus der Pfarrei Pielenhofen auf dem Truppenübungsplatz Hohenfels. Er wurde am 4. Dezember 1952 nach Roslas gebracht.
Inventar aus Regensburg
Viele Einrichtungsgegenstände stammen aus den Kirchen auf dem Truppenübungsplatz Hohenfels. In dem 1951 anlässlich der Auflassung der genannten Kirchen angelegten Inventarverzeichnis hat die Pfarrei Mockersdorf aus Regensburg ein Kreuz, Statuen und Figuren, ein Messgewand und einen Altar als Leihgabe erhalten. Laut mündlicher Überlieferung sollen diese durch Unterstützung des Bischöflichen Archivdirektors Monsignore Johann Baptist Lehner nach Roslas gekommen sein. Er und Pfarrer Grötsch waren Studienkollegen und frönten über Jahrzehnte ihrem Hobby der Heimatforschung. An die Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege aus der Familie Nickl erinnert an der rechten Seitenwand eine Gedenktafel in der Kapelle. Zuletzt zogen 2008 zwei neue Figuren (Muttergottes und Johannes von Nepomuk) in die Kapelle ein.
Der Witwer und Erbauer der Kapelle, Christoph Nickl, verstarb im Alter von 81 Jahren am 14. November 1967 in Roslas. Für seine Verdienste wurde er mit zahlreichen Ehrungen ausgezeichnet, darunter der hohe päpstliche Orden „Pro Ecclesia et Pontifice“ und das Bundesverdienstkreuz. Die Verleihung des päpstlichen Ordens erfolgte im Jahr 1960 auf Initiative von Pfarrer Alois Müller, der damals in Mockersdorf wirkte.
Zur Person: Christoph Nickl
- geboren am 15. Februar 1886
- Beruf: Landwirt
- Heirat mit Katharina Deubzer von Lettenhof am 21. Oktober 1919, aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor
- politische Laufbahn: 1945 bis 1946 Bürgermeister der Gemeinde Haidenaab und 1946 bis 1949 der Gemeinde Mockersdorf; 31. Mai 1948 bis 7. Oktober 1949 Landrat des ehemaligen Landkreises Kemnath; 1949 bis 1953 Bundestagsabgeordneter (Wahlkreis Cham)
- gestorben am 14. November 1967
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