Roslas bei Speichersdorf
02.05.2019 - 15:43 Uhr

"Hebt an!"

Zum Maifest hat die Feuerwehr ein Alleinstellungsmerkmal in der Großgemeinde Speichersdorf mit ihren 33 Ortsteilen.

Der Maibaum in Guttenthau. Bild: hai
Der Maibaum in Guttenthau.

Denn die Brandschützer sind die einzige Wehr, die zwei Maibäume aufstellt: am Vorabend des Maifeiertages in Roslas sowie zum Frühschoppen am 1. Mai in Guttenthau.

13 Maibäume sind es in der 5700 Einwohner zählenden Kommune: in den Ortsteilen Plössen, Ramlesreuth, Windischenlaibach, Zeulenreuth, Alt-Speichersdorf, Kirchenlaibach, Haidenaab-Göppmannsbühl, Wirbenz, Selbitz und Frankenberg sowie im Seniorenwohnheim Luise Elsässer. Helfer der Feuerwehren, Krieger- und Soldatenkameradschaften, Landjugenden, Stammtische, Geselligkeitsverein, Kirwaburschen und -madla die Dorfgemeinschaften langen zusammen, um die traditionelle Hebezeremonie durchzuziehen.

In Roslas und Guttenthau ist es gleichsam ein gemeinsames zweitägiges Maifest nacheinander an zwei Orten, zu dem man sich gegenseitig besucht. Los ging es in Roslas auch dieses Mal wieder um 19 Uhr am Ortsrand von Roslas Richtung Lettenhof vor der Scheune auf dem Grundstück von Peter Meier. Neben den Roslasern und Guttenthauern mit dabei ist traditionell auch das „Lämmershofner Häusl“. Eine willkommene starke Verstärkung, so Meier. „Denn mit der Handvoll Roslaser Männer unter den 44 Einwohnern könnten wir keinen Baum aufstellen.“ Unter dem bewährten Kommando von Ludwig Biersack hieß es „Hebt an!“ Zum 28. Mal war das der Fall, und das nur mit Schwalben. Nur einmal, erinnert sich Meier, wurde ein Bagger zu Hilfe genommen, weil ein starker Wind wehte. „Da haben wir uns nicht getraut, den Stamm nur mit Stangen hochzuhieven!“ 22 Meter ist der Baum dieses Jahr lang. Früher wurde dafür zehn Jahre lang jedes Jahr ein Loch gegraben und der Baum reingestellt. Irgendwann war es dann zu umständlich, so Biersack. Dann hat man sich entschlossen, selbst eine Halterung zu betonieren. Auch sei es bei windigem Wetter das Problem gewesen, dass der Baum sich über die Strasse neigte. Man hat ihn einfach nicht so richtig fest verankern können, so Meier. Mit einer betonierten Halterung ist das natürlich jetzt eine sichere Sache. Traditionell sorgen in Roslas dann auch die Familien Meier und Biersack mit einem Grillfest für den gemütlichen Teil.

„Auf geht’s – mach ma no an Rucka!“: Am 1. Mai zum Frühschoppen treffen sich die Guttenthauer in der Dorfmitte gegenüber dem Anwesen Purucker zum zweiten Akt. Traditionell werden am Wochenende zuvor von Käthe Ziegler in der Garage von Vorstand Charly Braun zusammen mit den Jugendlichen im Dorf die Kränze gebunden. Pünktlich um 10 Uhr hieß es unter dem Kommando von Thomas Purucker „Hebt an!“. Auch hier werden nur Schwalben in der Länge von fünf bis zwölf Meter eingesetzt. 25 Meter misst der Baum hier. Auch hier war höchste Konzentration und natürlich viel Kraft nötig. Schließlich mußten sie möglichst im Gleichklang an den Schwalben arbeiten, wenn der Maibaum gefahrlos in die Höhe kommen soll. Erst zum 24. Mal hievten die Männer den Maibaum vom Boden in die Höhe, erinnert sich Waldemar Purucker. Denn solange es im Ort das Eibisch-Wirtshaus mit seinem Tanzsaal gab wurde zweimal im Jahr Kirchweih gefeiert. Dazu wurde ein Kirwabaum aufgestellt und Jahr für Jahr der Hof aufgegraben. Nachdem die Gaststätte seine Tore schloß war es auch mit der Kirwabaumtradition vorbei. 1986 hat die Feuerwehr die Tradition wieder aufleben lassen. Die in Stein eingemeiselte Jahreszahl erinnert die bis heute an das erste Maibaumfest. Aber auch an den riesigen Kraftakt, der damit verbunden war. Denn Guttenthau ist auf einem Moorgebiet gebaut. Otto Biersack hatte in seiner Werkstatt am Ortsrand Richtung Plössen eigenes eine mächtige Schallung für eine betonierte Halterung gebaut. Mit vereinten Kräften wurde sie in die Dorfmitte getragen, erinnert sich Norbert Kaußler. Unvergessen, so Vorsitzender Karl Braun, bleibt die ungeheuere Menge an Beton, die eingefüllt werden mußte, da der Boden nachgab.

Nach 40 Minuten war dieses Jahr das Werk vollbracht, rankte das Maisymbol über den Dächern des 57 Einwohner zählenden Guttenthau. Kommandant Bernd Pöhlman gab dann das Kommando für den verdienten Schluck aus dem Bierkrug. Herbert Braun hatte für den gemütlichen Teil eigens ein Faß angezapft, Vorstand Karl Braun Gegrilltes aufgelegt. Zuhause blieb derweil die Küche kalt. Am frühen Nachmittag sorgten die Frauen des Dorfes für ein reich bestücktes Kuchenbufett.

 
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