Johann Praß aus dem Niedermuracher Ortsteil Rottendorf verstarb am Samstag. Sein Bruder, der Steyler Missionar Frater Josef Praß, folgte ihm nur wenige Stunden später am Sonntagmorgen nach. Johann Praß, geboren 1936, war Landwirt mit Leib und Seele. Sein stets freundliches Entgegenkommen, sein ruhiges und besonnenes Wesen machten ihn zu einem allseits beliebten Menschen. Hilfsbereitschaft zu jedermann und Großzügigkeit, wenn es um Unterstützung oder Spenden ging, zeichneten ihn aus. Trotz der schweren Lasten, die ihm das Leben auflud, konnte er sich seine Heiterkeit bewahren. Er blickte über den Tellerrand seines Bauernhofes hinaus auch auf sein Dorf, die Pfarrei und die politische Gemeinde.
24 Jahre Gemeinderat
In der Rottendorfer Dorfgemeinschaft engagierte er sich in der Feuerwehr, war 27 Jahre Vorstand der Jagdgenossenschaft und 30 Jahre Ortsobmann des Bauernverbandes. Als gläubiger Christ übernahm er Verantwortung für die Pfarrei Niedermurach im Pfarrgemeinderat und in der Kirchenverwaltung, war Mitglied der Marianischen Männerkongregation und der Herz-Marien-Bruderschaft. Als Mitglied des CSU-Ortsverbandes brachte Hans Praß sein politisches Interesse zum Ausdruck und mit seinem ausgleichenden Wesen war er 24 Jahre ein geschätzter Gemeinderat in Niedermurach.
Frater Josef Praß SVD, geboren 1933, besuchte nach der Volksschule zwei Jahre die Landwirtschaftliche Berufsschule. 1950 kam er, seinem Wunsch entsprechend, zu den Steyler Missionaren nach Tirschenreuth. Er strebte kein Theologiestudium an, denn von seiner profanen Ausbildung her war sein Ordensweg in der Landwirtschaft vorgezeichnet. "Frater" ist die Bezeichnung für den Laienbruder einer Ordensgemeinschaft ohne Priesterweihe. In seiner Noviziatszeit war er im landwirtschaftlichen Betrieb des Missionshauses St. Peter in Tirschenreuth sowie auf dem Wendelinishof des Missionshauses St. Wendel eingesetzt und dort auch eine Zeit lang in der Metzgerei tätig.
1953 legte er die ersten Gelübde und 1959 die Ewigen Gelübde ab und bekam die Missionsbestimmung für Indonesien. Nachdem er dort kein Visum bekam, erfolgte seine Umbestimmung nach Papua Neu-Guinea. Von 1960 an war er dort auf der Missionsstation Mingende so ziemlich für alles zuständig, was es an Arbeit und Organisation zu tun gab. Ihm oblag der Bau von Schulen, die Betreuung der Pack- und Reitpferde sowie der Rinderherde, die Schlachtung von Rindern und Schweinen, der Anbau von Süßkartoffeln, Gemüse und Kaffee. Zudem war er für den Missionsflugplatz und als Kraftfahrer für den Transport von Baumaterial verantwortlich. Wenn der Praßn-Sepp beim Praßn-Hans, so wurden beide von den Einheimischen genannt, seinen Heimaturlaub verbrachte, dann gab's natürlich jede Menge zu erzählen, am Stammtisch beim Wirt ebenso wie bei Begegnungen mit Pfarrangehörigen. Gesundheitliche Gründe veranlassten Frater Josef Praß im Jahr 1998, um seine Versetzung nach Deutschland zu bitten. Von da an wurden ihm die Pflege der Gartenanlagen und die Aufgaben des Hausmeisters im Missionshaus St. Bernhard in Mosbach übertragen. Außerdem leistete er unzählige Fahrdienste für seine Mitbrüder zu den Aushilfen in den Pfarreien der Bistümer Freiburg und Rottenburg.
Da Josef zunehmend an der Parkinson-Erkrankung litt, bat er 2017 um Versetzung in das Wendelinusheim des Missionshauses St. Wendel. In seiner Vita beschrieb ihn sein Orden so: "Josef war ein stiller, liebenswerter und aufmerksamer Mitbruder. Keine Arbeit war ihm zu viel, er war wirklich ein Diener des Herrn." Nachdem die Brüder Josef und Johann Praß die letzten Wochen und Monate sehr an ihren schweren Krankheiten litten, war der Tod letztlich für beide doch eine Erlösung.
Fahrt ins Saarland
Eine überaus große Anzahl an Trauernden gaben am Dienstag Johann Praß das letzte Geleit im Friedhof Niedermurach. Am Donnerstag machten sich Verwandte und Freunde zur Beerdigung von Frater Josef Praß auf den Weg nach St. Wendel im Saarland auf. In der Aufbahrungskapelle des Missionshauses konnten sich alle noch von ihm verabschieden. "Er strahlte etwas von innerem Frieden und einer gewissen Heiterkeit aus ohne Verbitterung", betonte Pater Oliver Heck bei seiner Ansprache in der Klosterkirche. Wie sein Namenspatron, der heilige Josef, galt er in der Missionarsgemeinschaft als stiller Arbeiter, der sich zeitlebens um das Wohl der Menschen sorgte, egal wo er eingesetzt war. Im Klosterfriedhof des Missionshauses fand er nun seine letzte Ruhestätte.
Anschließend versammelte sich die Delegation aus der Pfarrei Niedermurach noch zum Gedenken an Pater Georg Raiml an dessen Grab im Klosterfriedhof.















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