Rozvadov (Roßhaupt)
29.11.2018 - 10:26 Uhr

Ort der Andacht und Erinnerung

Seit 25 Jahren besteht die Partnerschaft zwischen Waidhaus und Roßhaupt. Zum Abschluss des Jubiläumsjahrs machen sich die Oberpfälzer auf einen besonderen Fußmarsch auf den Weg.

Der deutsche Friedhof überraschte viele Teilnehmer durch die oval angeordneten Grabsteine. Bild: fjo
Der deutsche Friedhof überraschte viele Teilnehmer durch die oval angeordneten Grabsteine.

Die Sonntagsspaziergänge mit Pfarrer Georg Hartl erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Zum Abschluss des Jubiläumsjahres stand die Waidhauser Nachbar- und Partnerkommune im Mittelpunkt. Seit 25 Jahren besteht die Städtepartnerschaft. Eine beachtliche Menschenmenge hatte sich am Waidhauser Kriegermahnmal um Kirchenpfleger Siegfried Zeug angesammelt. Nach der Bildung von Fahrgemeinschaften rollte ein Konvoi von Autos, angeführt von Pfarrer Hartl in Richtung Roßhaupt. Die Autos wurden nach dem Ortsschild rechts in einer Seitenstraße geparkt. Sogleich marschierte ein Zug von 59 Personen den Berg hinunter. Zwischen den Spielcasinos links abgebogen, erreichte die Schar nach eineinhalb Kilometern das Gebäude der Grenzwache.

Hier wartete der junge Direktor des Museums schon auf die Wanderer. Den in zwei Gruppen eingeteilten Besuchern erläuterte er die Funktion des Wachzimmers. Er erzählte auch, dass nach Todesfällen am Elektrozaun und auf Druck des Auslandes die Stromstärke herabgesetzt wurde, so dass die Berührung des Zauns ein akustisches Signal auslöste, das dann innerhalb weniger Minuten von Posten vor Ort überprüft werden konnte. Als Übersetzerin fungierte die stets gutgelaunte und vielen schon bekannte Martina Klimpel.

Ein ehemaliger Wachsoldat, dessen frühere Uniform an einer Puppe zu besichtigen war, führte durch weitere Räume. So sah man Bereitschaftsräume, die Waffenkammer mit gefüllten Gewehrschränken, Sammlungen von Rang und Ehrenabzeichen und in einem weiteren Raum sämtliche seinerzeit gebräuchlichen tschechischen und russischen Kurz- und Langwaffen zum Anfassen. Dieses Musem ist keine nachträglich geschaffene Einrichtung sondern es ist die tatsächliche Grenzwache, wie sie bis zuletzt benutzt wurde.

Nächster Höhepunkt war die renovierte St.-Wenzelskirche. Hier erzählte Pfarrer Hartl über die langen und mühseligen Bemühungen der Gemeinde, eine eigene Pfarrei mit Kirche zu werden.

Weiter ging es nun südöstlich hinaus zum alten deutschen Roßhaupter Friedhof. Ehemalige Bewohner hatten ihn schon vor Jahren von Gestrüpp und Bewuchs befreit und die noch vorhandenen Grabsteine im Oval aufgelegt. Der Friedhof wird von deutscher Seite gemäht und gepflegt und wurde so wieder zu einem Ort der Andacht und der Erinnerung. Der Rückweg führte die Wanderer vorbei am riesigen Komplex des Spielcasinos mit dem angrenzenden ebenso riesigen Hotelbau.

Das spätherbstliche Wetter konnte zwar die Qualität der Fotos etwas beeinträchtigen, nicht aber die gute Laune der Sonntagsspaziergänger. Zum Abschied kündigte Pfarrer Hartl als nächstes Ziel die untergegangene Ortschaft Plöß mit einem sehr gut erhaltenen Friedhof an.

Im Museum "Grenzwache" unterstützte Martina Klimpel (Mitte) beim Übersetzen ins Deutsche. Bild: fjo
Im Museum "Grenzwache" unterstützte Martina Klimpel (Mitte) beim Übersetzen ins Deutsche.
Eine Rekordbeteiligung krönte den Spaziergang im Nachbar- und Partnerort Rozvadov zum Abschluss des Jubiläumsjahres. Bild: fjo
Eine Rekordbeteiligung krönte den Spaziergang im Nachbar- und Partnerort Rozvadov zum Abschluss des Jubiläumsjahres.
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.