Schlammersdorf
09.10.2018 - 16:25 Uhr

Der Freistaat in der Pflicht

"Die Kommunen kommen bei den Wahlprogrammen viel zu kurz." So lautet das Fazit des Vorsitzenden der Unparteiischen Wählergruppe (UWG), Gerhard Löckler, beim Bürgergespräch im Gasthaus Dötsch in Menzlas.

Rege und lebhaft diskutiert wird beim Bürgergespräch der Unparteiischen Wählergruppe (UWG) im Gasthaus Dötsch in Menzlas. Unser Bild zeigt (von rechts) UWG-Vorsitzenden Gerhard Löckler sowie Holger Götz, Thomas Riedl und Bernhard Schmidt, die Direkt- und Listenkandidaten der Freien Wähler für die Landtags- und Bezirkstagswahlen. Bild: br
Rege und lebhaft diskutiert wird beim Bürgergespräch der Unparteiischen Wählergruppe (UWG) im Gasthaus Dötsch in Menzlas. Unser Bild zeigt (von rechts) UWG-Vorsitzenden Gerhard Löckler sowie Holger Götz, Thomas Riedl und Bernhard Schmidt, die Direkt- und Listenkandidaten der Freien Wähler für die Landtags- und Bezirkstagswahlen.

(br) Als Bürgermeister der Gemeinde Schlammersdorf weiß Löckler, wo die Kommune der Schuh drückt. Deshalb forderte er beim Bürgergespräch zu einer Reihe von Belangen eine bessere staatliche Förderung. Das von ihm aufgezeigte Spektrum war sehr vielseitig und nicht minder umfangreich.

Neben knapp einem Dutzend Bürgern nahmen auch Wahlkreiskandidaten der Freien Wähler (FW) an der Gesprächsrunde teil: Bernhard Schmidt (Erbendorf) als Direktkandidat für den Landtag und Listenkandidat Thomas Riedl (Eschenbach) sowie Holger Götz (Haselbrunn), der Direktkandidat für den Bezirkstag.

Mit Blick auf notwendige und teure Sanierungsmaßnahmen der kommunalen Wasserver- und -entsorgungsanlagen forderte der UWG-Vorsitzende, der Freistaat solle hierfür eine ansprechende Förderung anbieten. Auf die Kindergartengebühren eingehend sagte Löckler: "Anstatt Familiengeld einkommensunabhängig großzügig zu verteilen, wären die Investitionen bei den Kindergartengebühren besser angelegt." Als "wichtiges Thema" bezeichnete er das Konzept zum Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) des Landkreises Neustadt/WN. Er erhoffe sich, dass bei der Ausarbeitung eine "zufriedenstellende Lösung herauskommt". Doch bedauerte er in diesem Zusammenhang, dass entsprechende Konzepte an den Bezirks- und Landkreisgrenzen enden.

Mit Blick auf die Leerstandsproblematik und einen damit einhergehenden Bevölkerungsrückgang plädierte der Redner für eine finanzielle Unterstützung, wenn Bauwillige ein leerstehendes Haus erwerben und umbauen möchten. In diesem Zusammenhang erinnerte er daran, dass in Schlammersdorf über das einfache Dorferneuerungsverfahren ein Leerstand vermieden werden konnte, indem das ehemalige Schulhaus zum Bürgerhaus umgebaut wurde.

Der UWG-Vorsitzende beklagte außerdem das langwierige Förderverfahren bei der Realisierung des Kernwegenetzes. Auch beim Ausbau des Mobilfunknetzes, bei der Neuregelung der Umsatzbesteuerung und bei der Entsorgung von Mutterboden bei geogenen Belastungen sah Löckler noch großen Handlungsbedarf.

Die von ihm angesprochenen Punkte dienten im Anschluss als Diskussionsgrundlagen. Thomas Riedl unterstrich dabei, dass es sein Interesse sei, "die ländliche Region zu stärken", etwa durch eine strukturelle Aufwertung des ländlichen Raumes. Zudem gelte es, mehr soziale Gerechtigkeit zu schaffen, sagte er und bezog sich dabei auf den Steuerfreibetrag.

Als Aktiver bei der Erbendorfer Feuerwehr und bei den Helfern vor Ort plauderte Bernhard Schmidt aus dem Nähkästchen. Er bezeichnete die rückläufige ärztliche Versorgung auf dem Land als einen "schleichenden Prozess". Unverblümt äußerte er sich zum Thema Breitbandausbau: "Wir werden verarscht", erklärte er. Nach seinen Worten werde das Aufstellen von 500 Mobilfunkmasten gefördert, allerdings benötige der Landkreis Regensburg alleine 50 davon. Holger Götz, der Direktkandidat für den Bezirkstag, äußerte sich zur Wasserver- und -entsorgung und verwies auf die Initiative seiner Heimatgemeinde Speinshart. Götz sprach sich strikt gegen eine Privatisierung bei der Trinkwasserversorgung aus.

Breiten Raum nahm in der Bürgerrunde das öffentliche Nahverkehrskonzept ein. Der Entwurf, der aktuell vom Landkreis Neustadt/WN ausgearbeitet wird, sei im Ansatz als positiv zu bewerten, hieß es. Lobend wurde in diesem Zusammenhang der Landkreis Tirschenreuth mit seinem Anrufbussystem "Baxi" erwähnt.

In der regen und nicht minder lebhaften Diskussion forderte UWG-Vorsitzender Gerhard Löckler einen Bürokratie-Abbau. Er beklagte beispielsweise, dass Vereine keine Vorstände mehr finden, Feste wegen immenser Auflagen nicht mehr gefeiert werden und Landwirte von Vorschriften "überschwemmt" werden. Gleiches gelte auch für Handwerks- und Gastronomiebetriebe, was ein Sterben der dörflichen Wirtshauskultur beschleunige.

 
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