Schlammersdorf
27.09.2019 - 15:28 Uhr

Über den Eselsturm in luftige Höhen

Jede Menge Kultur tanken die Schlammersdorfer Senioren bei ihrem Ausflug: Sie steuern Regensburg an - und wollen dort hoch hinaus. Der Dom St. Peter und das neu erbaute Haus der Bayerischen Geschichte sind die Ziele der Fahrt.

Dombaumeister Helmut Stuhlfelder erklärt die zum Bearbeiten der Steine erforderlichen Werkzeuge und führt diese vor. Bild: hzi
Dombaumeister Helmut Stuhlfelder erklärt die zum Bearbeiten der Steine erforderlichen Werkzeuge und führt diese vor.
Die Seniorengruppe vor dem Haus der Bayerischen Geschichte. Bild: hzi
Die Seniorengruppe vor dem Haus der Bayerischen Geschichte.

Die ehemals freie Reichsstadt Regensburg war das Ziel der Senioren aus dem Gemeindebereich Schlammersdorf, verstärkt durch einzelne Interessierte aus den Nachbargemeinden. Nach der Ankunft stand zunächst ein Gottesdienst in der Kapelle der Barmherzigen Brüder, zelebriert von Pater Adrian Kugler, auf dem Programm. Im Anschluss ging es zum Mittagessen ins Kolpinghaus.

Da sich in diesem Jahr die Fertigstellung der Domtürme von St. Peter zum 150. Mal jährt, standen diese samt Dombauhütte im Mittelpunkt des Interesses. Dombaumeister Helmut Stuhlfelder höchstpersönlich erklärte den Besuchern die Arbeit in der Werkstatt. Alle Steine werden in manueller Einzelanfertigung und vollkommener Handarbeit bearbeitet, erklärte er und führte er den Besuchern die verschiedenen Werkzeuge vor.

Gleichzeitig informierte Stuhlfelder über den Bau des Domes, der nach einem Brand des Vorgängerbaues in den 1270er Jahren begann. Beim Bau fanden Kalkstein und Sandstein gleichermaßen Anwendung. Ab 1450 sei der Bau komplett überdacht und liturgisch nutzbar gewesen, teilte er mit. Anfang des 16. Jahrhunderts, in einer Zeit des wirtschaftlichen Niedergangs und sozialer Unruhen sowie unter dem Einfluss der Reformation kam der Dombau um 1520 zum Erliegen.

In der Zeit des Dreißigjährigen Krieges erfolgte der barocke Umbau der Anlage. Ab den 1820er Jahren ergriff der bayerischen König Ludwig I. die Initiative und leitete die Neugotisierung des Domes ein, in deren Verlauf alles Barocke entfernt wurde. Ab 1859 sind die Domtürme ausgebaut worden, bis 1872 der Bau vollendet war. In den 1950er Jahren wurde der Abriss der Turmhelmrippen befürchtet, da sich der Sandstein aufzulösen drohte, merkte Stuhlfelder an. Ein von der Dombauhütte entwickeltes Spezialverfahren mit Beton habe dies aber verhindert.

Bei der dann folgenden Besichtigung teilte sich die Gruppe auf. Je nach Sportlichkeit blieben die Senioren im Dom oder wagten die Turmbesteigung. Der Aufstieg erfolge jedoch nicht über die weithin sichtbaren Domtürme, sondern über den sogenannten Eselsturm, der einer der Kirchtürme des Vorgängerbaues war. Das Bauwerk diente damals wie heute zum Transport der Baumaterialien in die oberen Bereiche des Domes. Wie in der Kuppel des Petersdomes in Rom führt der Weg stufenlos nach oben. Dort angelangt, erfolgte der Einstieg in den Dachstuhl aus den Jahren um 1450.

Helmut Stuhlfelder zeigte den Besuchern die stählernen Vorrichtungen, die eine stabile Befestigung der 2009 eingebauten Rieger-Orgel ermöglichte. Diese hat ein Gewicht von knapp 40 Tonnen, das die Außenmauer allein nicht zu tragen vermag. Die Besichtigung erfuhr ihren Höhepunkt mit dem Ausstieg aus dem Dachstuhl, entlang der Dachrinne, hin zu den Domtürmen. Von dort aus war den „Berg- und Treppensteigern“ ein toller Blick auf die Regensburger Altstadt möglich. Als Regensburg freie Reichsstadt war, sei sie praktisch von „Feindesland“ umgeben gewesen, erläuterte der Dombaumeister: klar zu erkennen an den Umrissen der heutigen Altstadt.

Nach dem Abstieg ging es sportlich weiter zum neuen Haus der Bayerischen Geschichte, dessen Besichtigung den Abschluss des Tagesprogrammes bildete. Die Daueraustellung ist eingeteilt in neun sogenannte Generationen, wie "Bayern wird Königreich", das "Drama um König Ludwig II.", die "Ereignisse um die beiden Weltkriege" sowie letztendlich "Gegenwart und Zukunft".

In den sogenannten Kulturkabinetten können sich die Besucher über Kultur, sprachliche Eigenarten, die jeweilige Heimat und sogar über den Sport informieren. Verbunden sind diese beiden Themenkreise mit einem Entdeckerpfad, der ein gutes Orientierungsvermögen erforderte. Der abschließende Fußmarsch zum Bus war dagegen wesentlich einfacher.

 
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