Schloppach bei Waldsassen
17.05.2019 - 17:08 Uhr

Rehkitze vor Tod retten

Rehmütter legen im Frühjahr ihre frischgeborenen Kitze in Wiesen ab, um sie vor Fressfeinden zu schützen. Damit sie nicht von Mähmaschinen getötet werden, geht die Gruppe von Monika Leiß mit Jagdpächtern rund um Waldsassen die Wiesen ab.

Mit Handschuhen und Grasbüscheln holt Jagdpächter Markus Häuselmann Rehkitze aus den Wiesen. Das ist notwendig, damit sie nicht von landwirtschaftlichen Maschinen verletzt oder getötet werden. Bild: exb
Mit Handschuhen und Grasbüscheln holt Jagdpächter Markus Häuselmann Rehkitze aus den Wiesen. Das ist notwendig, damit sie nicht von landwirtschaftlichen Maschinen verletzt oder getötet werden.

"Mein Ziel ist es, die Leute und auch die Bauern wachzurütteln", betont Monika Leiß. Die Schloppacherin setzt sich für die Rettung von Rehkitzen in Waldsassen und Umgebung ein. Gerade die erste Ernte wird jedes Jahr zu einer Todesfalle für Jungtiere. "Ab Mitte Mai legen die Rehmütter ihre frischgeborenen Kitze in die Wiese ab. Viele wissen nicht, dass sich der Fluchtreflex bei den Kleinen erst nach drei Wochen entwickelt."

Im vergangen Jahr tat sich Leiß mit fünf Freundinnen zusammen. "Wir halfen dem Jagdpächter beim Durchgehen der Wiesen und Entdecken der Kitze. Wir markierten mit Stecken die Stellen, wo sich die Tiere befanden." Auf diese Weise konnte die Gruppe fünf Tieren das Leben retten.

In der Regel bekomme der Jagdpächter von einem Landwirt Bescheid, wenn er die Wiesen mähen möchte. "Dann ruft mich wiederum der Jagdpächter an und ich schreibe meiner Gruppe per Whatsapp. Wir machen das unentgeltlich und ehrenamtlich", erklärt Leiß.

Auch der bayerische Jagdverband fordert mehr Verantwortung. Wenn Bauern im Mai mit der Mahd beginnen, fallen den riesigen Maschinen tausende von Rehkitzen, Hasen oder Bodenbrütern zum Opfer. "Allein 90 000 Rehkitze werden jährlich bei der ersten Grünlandmahd grausam verstümmelt oder getötet", heißt es in einer Pressemitteilung. Um sich vor Fressfeinden zu schützen, verstecken sich die Tiere. Bei Gefahr laufen die Kitze nicht weg, sondern ducken sich lediglich in ihren Verstecken. Wenn die Maschinen kommen, haben sie oft keine Chance.

Auch heuer möchte Leiß die Gelegenheit nutzen, Tiere vor dem Tod zu bewahren. Schon im Vorfeld hat sie Flyer an öffentlichen Plätzen verteilt. "Wir arbeiten mit der Kitzrettung Oberfranken zusammen. Die Vorsitzende Britta Engelhardt unterstützt uns auch bei Fragen." Mittlerweile ist die Gruppe der Schloppacherin auf 15 Personen gewachsen. "Eine Freundin hat die Flyer in die Knabenrealschule nach Waldsassen mitgenommen. Sieben Schüler wollen sich uns anschließen", sagt Leiß.

Ihrer Meinung nach müsse das Zusammenspiel von Landwirten und Jagdpächtern noch besser funktionieren. "Die Bauern müssen den Jagdpächtern Bescheid geben, wenn sie die Wiesen mähen. Ich weiß, einige haben Angst, dass wir die Wiesen niedertrampeln. Wir gehen aber in einer Reihe durch und suchen gezielt nach den Tieren." Leiß bittet um Mithilfe: "Wer sich uns noch anschließen möchte, kann sich bei mir melden." Sie ist erreichbar unter der Nummer: 0171/5718104

Tipps zur für Landwirte zur Rehkitzrettung:

Der Bayerische Jagdverband hat Tipps für Landwirte, wie Rehkitze und andere Tiere vor dem Mähtod bewahrt werden können:

Mähstrategie: Beim Grünlandschnitt sollte die Wiese von innen nach außen gemäht werden, damit Rehe und Hasen, während der Mahd noch die Möglichkeit zur Flucht haben.

Schnitthöhe: Je höher der Schnitt, desto geringer sind die Verluste bei den Jungtieren, die sich auf den Boden drücken und bei Bodenbrütern. Bei der Ernte von Grünroggen für die Biogasanlage hat sich eine Schnitthöhe von 15 bis 20 Zentimetern in der kritischen Aufzuchtzeit bewährt. Von einer höheren Schnitthöhe profitieren Bodenbrüter, aber auch bodennah lebende Insekten, Nager und Amphibien.

Vergrämung: Elektronische Wildscheuchen, die unterschiedliche Töne, wie Menschenstimmen, Musik oder Geräusche in unterschiedlicher Lautstärke aussenden versprechen Erfolg

 
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