Es begann mit der Mondlandung und einem Taschenbuch über Astronomie. Der Elektro-Ingenieur aus Schmidgaden erinnert sich noch genau, wo der Schwarz-Weiß-Fernseher Marke "Saba" stand, als er verschlafen auf Neil Armstrong und seinen "riesigen Sprung für die Menschheit" blickte. Solange er denken kann, hat sich Johann Maunz für Naturwissenschaften interessiert, und ganz speziell für die Astronomie. "Der Sternenhimmel ist immer wieder faszinierend", meint er und teilt diese Passion auch mit Freunden, die er beispielsweise beim Stammtisch der Deep-Sky-Hunters in Weiden trifft. Jetzt gibt es Neues von ihm: Eine Sonnenfinsternis (Sofi) hat ihn bis nach Argentinien geführt - mit einem kleinen Umweg über die Osterinsel im Südostpazifik.
Als Reisender in Sachen Sonnenfinsternis ist Maunz ein Profi: Er arrangiert ein paar Urlaubstage rund um das Großereignis, bucht rechtzeitig günstige Flüge und hält sich fern von populären Aussichtspunkten mit überteuerten Hotels und einer Garantie für Staus. Bei seiner vierten Sonnenfinsternis am 2. Juli war der Himmel wolkenlos, der Ort perfekt für ein Naturschauspiel, das man nicht alle Tage zu sehen bekommt. Und die Osterinsel bot ein ideales Vorprogramm.
Die eigentliche Sonnenfinsternis (Totalität) hat in diesem Fall nur etwas über zwei Minuten gedauert, etwa 80 Minuten davor und danach konnte der Hobby-Astronom von dem freien Platz an der Landstraße bei Quines, etwa 20 Kilometer entfernt von der Zentrallinie, das Spektakel in seiner ganzen Länge verfolgen. Doch für den Schmidgadener hat es sich gelohnt, seine Begeisterung über das "einmalige Erlebnis" ist auch gut zwei Wochen später noch spürbar: "Ein Philosoph würde sagen: Das Weltall spricht zu einem."
Sofi-Fans unter sich
Maunz war bei weitem nicht der einzige Sofi-Jäger oder Eclipse-Hunter, der für das Spektakel am Himmel eine lange Anreise in Kauf genommen hat. Unterwegs hat er eine Gruppe griechischer Hobby-Astronomen getroffen, er war mit einer englischen Astro-Gruppe in Kontakt und stieß beim Essen im Restaurant auf Japaner, die Sofi-Fotos begutachteten. Über Handy tauschte er sich aus mit Regensburger Sofi-Fans, die mit dem gleichen Ziel auf der Südhalbkugel unterwegs waren.
Schon im Flugzeug zur Osterinsel traf Maunz auf einen US-Amerikaner, der ebenfalls wegen der Sofi Chile als Reiseziel gewählt hatte. Rein theoretisch hätten sich die beiden auch schon in Idaho begegnen können, wo sie 2017 eine totale Sonnenfinsternis verfolgten. Auf seiner Sofi-Jagd wollte sich der Schmidgadener nicht auf sein Glück verlassen. Er studierte Datenblätter und Wetterbericht, checkte die Orte an dem 200 Kilometer breiten Streifen.
"In Orten wie San Juan oder Bella Vista ist es voll und teuer, da fahren allen hin", hatte er sich überlegt. 800 Dollar würden da für eine Nacht im Hotel abkassiert, "die Leute zahlen das". Der 62-Jährige ging geschickter vor und hatte dabei auch potenzielle Wolken im Blick. "Heute weiß ich, wie man das macht: Man muss mobil sein, um möglicherweise Wolkenlöcher anzusteuern." Also mietete er ein Auto und beschränkte sich auf einen Standort fernab der großen Zentren. "Denn nachher stehen dort alle in gigantischen Staus", so der erfahrene Sofi-Jäger.
Zunächst waren es nur wenige Leute, die auf dem Rastplatz Position bezogen hatten, darunter Martina Macias, eine Lehrerin aus Buenos Aires, die gemeinsam mit ihren beiden Kindern über eine Art Camera Obscura die Sonnenfinsternis beobachten wollte. Schließlich ist der Blick in die Sonne für die Augen extrem gefährlich. Johann Maunz war da besser ausgerüstet mit einer Handvoll importierter Sofi-Brillen, die es früher zum Teil gratis gab. Die verteilte er dann bis auf eine an die Argentinier, die sich nach und nach auf dem Platz an der Straße einfanden. "Der Mann von Martina ist Journalist und hat einen eigenen Sender. Er berichtete live vor Ort, interviewte mich, und ich kam sogar im Radio", informierte der Schmidgadener später seine Stammtisch-Kollegen.
Laut hätten die Argentinier den Count-down runtergezählt, unterstützt durch eine App auf dem Smartphone. Dann schließlich "Klatschen, Toben und ein Riesenhallo". Der Deutsche in der Runde knipst ein paar Fotos, wagt während der Totalität einen Blick durchs Fernglas und lässt das ganze Szenario auf sich wirken, wenn links und rechts vom tiefen Schatten das Licht um die Vorherrschaft kämpft. "Viele Astrofotografen schauen sich eigentlich nur ihre Pixel an und nicht das echte Ereignis", hat er festgestellt und harrt auch noch aus, als die ersten mit dem Auto losfahren und auf das "Nachspiel" verzichten. Als es endgültig vorbei ist, feiert Maunz seine vierte Sonnenfinsternis mit einem Höhepunkt der argentinischen Küchen: einem Steak.
Neue Reisepläne
Kaum daheim in Schmidgaden, hat er pünktlich zu seinem Geburtstag, der zeitlich auch noch mit 50 Jahre Mondlandlung und dem endgültigen Abschied aus dem Arbeitsleben zusammenfällt, schon wieder neue Reisepläne für Ende Juli. Der Jahrestag der Mondlandung hat ihn auf die Idee gebracht, Miami im US-Bundesstaat Florida zu wählen. Von dort ist es nicht weit bis zu den Florida-Keys mit ihren Korallenriffen - und zum Kennedy-Space-Center.
Und den Termin für die nächste Sonnenfinsternis weiß Johann Maunz längst, ohne im Kalender nachzuschauen: Das ist ein Montag, der 14. Dezember 2020, "wieder in Südamerika, Chile und Argentinien, Patagonien, da sogar das Maximum". An diesem Tag steht die Sonne nämlich höher am Himmel als heuer am 2. Juli, erklärt der Hobby-Astronom. Weil dort um diese Zeit gerade Sommer ist, kann er dann seine Winterjacke getrost im Koffer lassen.
Ein Philosoph würde sagen: Das Weltall spricht zu einem.
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