Schmidmühlen
01.03.2020 - 12:28 Uhr

Kernstück im Ensemble des Marktplatzes Schmidmühlen

Die Objekte Goldener Anker, das Stufenhaus und das Leuthneranwesen interessieren die Menschen in Schmidmühlen. Der CSU-Ortsverband organisierte einen Tag des offenen Denkmals, um die Objekte genauer zu betrachten – und viele Bürger kamen.

Der ehemalige Goldene Anker in Schmidmühlen ist eines der dominanten Gebäude des Marktplatzensembles. In den nächsten Jahren soll es einer Nutzung zugeführt werden. Dazu hatte der CSU-Ortsverband zu einem Tag des offenen Denkmals die Bevölkerung eingeladen und das Interesse war groß. Bild: bö
Der ehemalige Goldene Anker in Schmidmühlen ist eines der dominanten Gebäude des Marktplatzensembles. In den nächsten Jahren soll es einer Nutzung zugeführt werden. Dazu hatte der CSU-Ortsverband zu einem Tag des offenen Denkmals die Bevölkerung eingeladen und das Interesse war groß.
Die Hinterhof-Umgebung des Goldenen Ankers könnte einmal ein Schmuckstück für Schmidmühlen werden. Bild: bö
Die Hinterhof-Umgebung des Goldenen Ankers könnte einmal ein Schmuckstück für Schmidmühlen werden.

Einen Tag des offenen Denkmals hatte der CSU Ortsverband Schmidmühlen zusammen mit Bürgermeister Peter Braun für die Objekte „Goldener Anker“, das angrenzende Stufenhaus und das benachbarte Leuthneranwesen organisiert. Die Sanierung von leer stehenden Gebäuden und einer Nutzungszuführung wird immer mehr das Thema auch bei den Landgemeinden. Die Wohnbaugebiete boomen, aber die Ortskernentwicklung wird vielfach stiefmütterlich behandelt, heißt es seitens der CSU.

Die Entscheidung des Marktrates „Innen statt außen“ soll künftig auch in Schmidmühlen einen hohen Stellenwert bekommen, sagen die Mitglieder des CSU-Ortsverbandes. Im Ort findet man eine ganze Reihe von Gebäuden, die sowohl für eine wohnwirtschaftliche Nutzung als auch für einen gewerblichen Standort verwendet werden können. Doch es ist nicht einfach, an die Leerstände zu kommen, hörte man aus Gesprächen an den Stehtischen vor dem Goldenen-Anker-Anwesen.

„Wir wollen uns an die Arbeit machen und versuchen, einige der leerstehenden Gebäude einer Nutzung zuzuführen“, sagte Bürgermeister Peter Braun beim Tag der offenen Tür. Dass dies natürlich keine Sache von einem Jahr auf das andere sein wird, daran muss man sich offensichtlich noch gewöhnen, meinte Braun. „Oft ist es nur schwer möglich, an solche Objekte zu kommen, weil sie in Privatbesitz stehen und nicht zu haben sind“. Mit dem integrierten Städteentwicklungskonzept ISEK als Ausgangsbasis will man versuchen, in den nächsten Jahren Bewegung in die innerörtliche Sanierungslandschaft zu bringen, heißt es seitens der CSU.

Erst Ende des vergangenen Jahres war es der Gemeinde möglich geworden, diese drei Projekte anzukaufen. In den vergangenen dreißig Jahren hatte es mehrere Besitzerwechsel gegeben. Aus den immer wieder bekundeten Sanierungsabsichten der Vorbesitzer ist aber aus mancherlei Gründen nichts geworden. "Man kann jetzt noch gar nicht sagen, wie die künftige Nutzung aussehen wird. Vom betreuten Wohnen, Eigentumswohnungen bis hin zur Gastronomie oder einem Beherbergungsbetrieb reichen momentan die Ideen“, so Braun. Ein Weiterverkauf oder gar eine Zerschlagung des Ensembles stehe nicht zu Debatte. Es wird das Schmidmühlener Zukunftsprojekt für die nächsten Jahre schlechthin werden, darauf ist man innerhalb des CSU Ortsverbandes auf einem gemeinsamen Nenner.

„Jetzt müssen wir erst einmal eine Konzeptentwicklung angehen und eine Machbarkeitsstudie erstellen. Kompetente Förderpartner können wir mit dem Programm Soziale Stadt sowie dem Städtebauförderungsprogramm und dem Landesamt für Denkmalpflege in die Sanierung mit einbinden.“

Das Hauptgebäude ist fast völlig entkernt. Ein Vorbesitzer hatte schon einmal eine Sanierung begonnen. Bild: bö
Das Hauptgebäude ist fast völlig entkernt. Ein Vorbesitzer hatte schon einmal eine Sanierung begonnen.
Wie in einem Dornröschen Schlaf mitten Schmidmühlen. Die Bauschäden der Nebengebäude sind beträchtlich - Teile von ihnen wird man wohl nicht mehr vor dem Verfall retten können. Bild: bö
Wie in einem Dornröschen Schlaf mitten Schmidmühlen. Die Bauschäden der Nebengebäude sind beträchtlich - Teile von ihnen wird man wohl nicht mehr vor dem Verfall retten können.

Vor allem der Goldene Anker ist eines der baulichen Kernstücke von Schmidmühlen. Dazu schreibt auch schon Georg Hager in der Bestandsaufnahme der Kunstdenkmäler des Bezirksamtes Burglengenfeld: „An den behäbigen Häusern des Marktfleckens sind die stattlichen Giebel charakteristisch, zum Teil abgewalmt. Auch Staffelgiebel finden sich. An einem Haus ein Erker. Am Gasthaus zum Anker, der die Jahreszahl 1837 trägt, ein zierliches Wirtsschild von Schmiedeeisen, klassizistisch, um 1840 von dem Schlosser Böhm in Schmidmühlen angefertigt“.
Da drängt sich dann auch die Frage auf, ob man die Namenswahl des ehemaligen Wirtshauses „Goldener Anker“ auch eine Verbindung zur Vilsschifffahrt herstellen kann, sagt Bürgermeister Peter Braun. „Wahrscheinlich ist es schon, denn nur einige hundert Meter weiter weg war die Anlegestelle für die Salzkähne, dort wo jetzt die Bahnhofstraße verläuft und auch der Salzstadel steht, der damals als Salz- und Warenlagerstätte gedient hat“, meint Bürgermeister Peter Braun. „Salz hat von Regensburg Fluss aufwärts nach Amberg getreidelt. Flußabwärts hat man Eisenerz auf den Kähnen mitgenommen“.
Nur durch eine Feuergasse getrennt fügt sich das sogenannte Treppengiebelhaus mit seinen Giebelluken an. Kernuntersuchungen lassen einen ursprünglichen Bau im 16. Jahrhundert ansiedeln. Währen der ehemalige Gasthof „Goldener Anker“, ein stattlicher, zweigeschossiger Bruchsteinbau in Ecklage mit Krüppelwalmdach, Putzgliederung, Giebelluken und polygonalen Fachwerkerker ins 17. Jahrhundert datiert werden kann. Ein schmiedeeiserner Ausleger, um 1840 und die Hochwassermarke von 1909, sowie der angrenzende Torbogen samt einem eingeschossigen Bruchsteinbau mit Satteldach sind heute noch zu sehen.
In der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg und auch danach ist man auch gerne zum Tanz in den Goldenen Anker gekommen, denn er beherbergte genauso wie das Goldene Lamm einen Tanzsaal im ersten Stock, nur etwas kleiner. Der Goldene Anker war auch bis zum Niedergang des Burschenvereins in Schmidmühlen das Vereinslokal gewesen.
Wie der langjährige Zeremonienmeister beim Fischzug Ernst Wein erzählte, gehörte damals zum Goldenen Anker neben dem Wirtshaus auch eine kleine Metzgerei. Für den traditionellen Fischzug in Schmidmühlen am Aschermittwoch war der Goldene Anker bis zu seiner Schließung Mitte der achtziger Jahre der Start und das Ziel gewesen.

 
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