Schmidmühlen
21.10.2018 - 15:45 Uhr

Tausende neuer Vils-Bewohner

Artenschutz schreibt der Fischereiverein Schmidmühlen schon seit seiner Gründung groß. Das gilt später immer noch. So werden bei einer Aktion zahlreiche eher seltene und unbekannte Fische in der Vils eingesetzt.

Jungfische für die Vils – der Fischereiverein Schmidmühlen hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit deren Einsatz regelmäßig einen wichtigen Beitrag zum Artenerhalt zu leisten.	Bild: pop Bild: pop
Jungfische für die Vils – der Fischereiverein Schmidmühlen hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit deren Einsatz regelmäßig einen wichtigen Beitrag zum Artenerhalt zu leisten. Bild: pop

Abgesehen davon, dass der Verein gerade mit Hochdruck an seinem Heim baut, sind die Mitglieder auch am Wasser aktiv. Nicht mit dem Fischen, sondern es geht um den Besatz mit Fischen. Viel wird im Naturpark Hirschwald getan, um die Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren zu erhalten und zu sichern - der Schmidmühlener Verein trägt hier seinen Teil dazu bei. Mit Maßnahmen, die dem Betrachter meist verborgen bleiben, weil - quasi unsichtbar - sich die Erfolge unter Wasser einstellen. Viele größere, aber auch gezielte kleinere Maßnahmen sollen dazu beitragen, die Qualität der Fließgewässer in Europa zu verbessern.

Gerade mit der Einbringung von Kies für Kieslaicher in die Vils oder von Totholz hat der Fischereiverein mit sehr zeitintensiven Einsätzen schon zum Erhalt der Artenvielfalt beigetragen. Weniger zeitintensiv, aber dennoch ökologisch wertvoll waren kürzlich die Besatzmaßnahmen in der Vils. Hierbei wurden Quappen, Nasen, Barben, aber auch Schleien eingebracht. Einer der sicher interessantesten Fische, wohl aber auch einer der unbekanntesten, der bei dieser Aktion in die Vils eingesetzt wurde, ist die Nase. Sie gehört zur großen Familie der Karpfen und ist ein Schwarmfische. Nasen können bis zu 40 Zentimeter groß und bis zu 1000 Gramm schwer werden.

Mancherorts sind diese Fische in ihrem Bestand gefährdet oder schon ausgestorben. In der Schweiz sind die Nasen beispielsweise sogar ganzjährig geschont. In Deutschland war die Nase 1994 und in Österreich im Jahr 2003 "Fisch des Jahres". Eine "Ehre", auf die der Fisch verzichten könnte, weil so eine Bedrohung dokumentiert wird.

Für den enormen Rückgang der Nasen gibt es verschiedene Gründe, unter anderem die Gewässerverschmutzung oder die Verbauung. Laichwanderungen wurden verhindert, Laichplätze zerstört. Bei der Besatzmaßnahme wurden 2700 Setzlinge in die Vils gebracht.

Ein eher seltener und unbekannter Fisch ist die Quappe oder Rutte. Sie gehört in Deutschland zu den stark gefährdeten Tierarten und unterliegt deshalb in vielen Bundesländern teilweise strengen Schonbestimmungen. 2002 war die Quappe "Fisch des Jahres". Sie gehört zur Ordnung der Dorschartigen.

Während andere Fische dieser Ordnung im Salzwasser vorkommen, ist die Quappe als einzige im Süß- oder Brackwasser unterwegs - auch in der Vils. Die Quappe galt seit jeher als exzellenter Speisefisch. Er war bereits im Römischen Reich als Delikatesse bekannt, insbesondere hier die während der Laichzeit große und fettreiche Leber. Bei Besitzern oder Pächtern von Salmonidengewässer ist die Quappe wegen ihrer winterlichen Tätigkeit als Laichfresser nicht gerne gesehen. Bei dieser Aktion wurden 160 Quappen in die Vils eingesetzt. Hinzu kamen 1000 Barben.

Einst waren diese wichtige und damit auch bekannte Speisefische. Diesen Stellenwert haben sie mittlerweile verloren. Zu grätenreich ist der Fisch, da greift der Gourmet lieber zu einem grätenfreien Filet. Fischbiologen haben nach dieser Art eine ganze Flussregion benannt, nämlich die Barbenregion. Auch die Vils wird als solche geführt. Der Rückgang der fischereilichen Bedeutung hat den Bestand der Barben allerdings nicht nennenswert ansteigen lassen.

Schließlich setzten Mitglieder des Fischereivereins noch 400 Schleien in die Vils ein. Bei der Besatzmaßnahme wurden Fische mit Unterstützung des Landesverbandes Oberpfalz und dem laufenden Artenhilfsprogramm gesetzt. Auch wenn es mit Hecht, Zander oder Barsch, aber auch dem Kormoran, Reiher und Eisvögel viele Räuber gibt, die den Bestand reduzieren werden, so hofft Gewässerwart Christian Kosel dennoch, dass sich diese Fischarten in den nächsten Jahrzehnten in der Vils wieder mehr etablieren werden.

Ein Ruttensetzling – diese Fische gehören in Deutschland zu den stark gefährdeten Tierarten und unterliegt deshalb in vielen Bundesländern teilweise strengen Schonbestimmungen. 	Bild: pop Bild: pop
Ein Ruttensetzling – diese Fische gehören in Deutschland zu den stark gefährdeten Tierarten und unterliegt deshalb in vielen Bundesländern teilweise strengen Schonbestimmungen. Bild: pop
 
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