(ubb) Als das Schulhaus Maiersreuth gebaut wurde, dachte keiner daran, dass dieses Gebäude eines Tages Gesundheitstempel wird. Dennoch wurde es 1989 zum Geburtshaus des heutigen Sibyllenbads. Dem jugendlichen Treiben folgte Ruhe. Nun waren es Erwachsene, die hier Genesung und Heilung von Krankheiten und Gebrechen suchten.
Das lief gut, bis das heutige Sibyllenbad gebaut wurde. Wieder hatte das Haus ausgedient, sprichwörtlich wuchs Gras darüber. Die architektonisch einer vornehme Villa nachempfundene Schule sank in den Dornröschenschlaf. Der Bezirk Oberpfalz als Träger hatte kein Interesse mehr, wollte verkaufen. Dann kam Susanne Neumann. Die Bildende Künstlerin aus Waldsassen mit Wirkungsorte Italien und Wien suchte schon lange nach einem Atelier in der Heimat.
Konzept vorgestellt
Sie stellte den zuständigen Verwaltungen ein schlüssiges Konzept für ein Künstlerhaus vor. Der Bezirk wie der Markt Neualbenreuth fanden Gefallen an ihrer Idee: Gemeinsam mit Theaterautorin Chriska Wagner aus Bärnau und Kulturmanagerin Andrea Lamest aus Schwandorf sowie Architekt Michael Straus aus Nürnberg will Susanne Neumann das Maiersreuther Badehaus zum Kulturtempel umfunktionieren. Der Gebäudekomplex soll als Atelier, Galerie, Theater, Vortragsraum, Event-Location und gerne auch als Filmset genutzt werden.
Wenig später hat die bildende Künstlerin den Schlüssel fürs Badehaus, wenn auch noch keine verbindliche Zusage. Im Juli, erzählt sie, habe sie zu einem "Tag der offenen Tür" eingeladen. Die drei Frauen präsentierten Kunst, platziert zwischen ausgedienten Badewannen, einer verwaisten Rezeption, noch funktionstüchtigen Lichtschaltersystemen, Plastikpalmen und einem blauweiß gestrichenen Therapiebecken.
Letzteres ist ziemlich groß, gähnend leer und muss nach dem Willen von Susanne Neumann unbedingt bleiben. Die Künstlerin drückt die Knöpfe im Technik- und Beobachtungsraum der Badehalle. Licht flackert auf. Sie befürchte immer, erklärt sie lachend, versehentlich den Schalter "Wasser marsch" zu aktivieren, so dass das Becken volllaufe. "Vielleicht findet hier eines Tages eine Seeschlacht statt", sinniert der kreative Kopf über ein Theaterstück im Therapiebad nach.
Platz für Ateliers
Sie berichtet vom "Tag der offenen Tür", wo ehemalige Mitarbeiter, ehemalige Schüler und ehemalige Kur- und Therapiepatienten bekommen seien. "Die haben sich gefreut, dass das Badehaus wieder offen ist." Susanne Neumann hat ihre Visionen erzählt. Es soll Ausstellungen geben, Theater, Schriftstellerei und Workshops. "Hier ist Platz für Ateliers", sagt Susanne Neumann auf dem Weg zwischen Umkleidekabinen und Massageliegen. Einen Raum weiter könnten Tanz- und Yogakurse stattfinden. "Mit einem großen Spiegel", so die Künstlerin, die ins nächste Zimmer eilt. Dies wäre geeignet für Gruppengespräch und Seminare.
Was geschieht mit Massageliegen, Moorbad, doppeltürige Umkleiden oder Spints für Persönliches? Schade um das alte Zeug ... "Wir werden vieles behalten. Man kann es fürs Theater brauchen", so Susanne Neumann. Überhaupt soll alles bleiben, wie es ist. Vorsichtig sollen Umbau und Renovierungsmaßnahmen geschehen. Damit nichts kaputtgeht vom alten Flair: Von den noch hörbaren, fröhlichen Stimmen der Kinder, die einst in der Pause die langen Treppen herunter eilten in den Schulhof, von den noch schwingenden, betagten Stimmen der Senioren, die sich im Therapiebecken beim Kuren über Krankheiten und die Enkel unterhielten.
"Das Haus hat eine positive Aura. Es kamen Menschen zum Heilen", sagt Susanne Neumann, die diesen positiven Geist spürt. Tatsächlich ist es ein Wohlfühlhaus. Jede Etage für sich, erreichbar über eine abgetretene Holztreppe, weckt neugierige Begeisterung. Susanne Neumann hat Möbel aus Pappe gefertigt. So kann man sich gut vorstellen, wie hier später einmal Künstler wohnen, leben, arbeiten und wirken. Eine Holztreppe führt in den Dachstuhl. Susanne Neumann breitet die Arme aus, sieht alles bereits deutlich vor sich. Schriftsteller, wünscht sie sich, sollen hier oben stille Muße finden zum Bücher schreiben.
Miteinander
Kommen auch Italiener und Wiener Künstler nach Maiersreuth? Eine rhetorische Frage. "Ja", lacht Susanne Neumann. Internationale Künstler will sie herbringen zum Arbeiten, Essen, Leben, Dableiben oder wieder Weggehen aus Maiersreuth. Von diesem Miteinander könnte der gesamte Ort profitieren: Künstler unter Bauern, Kreative unter Landleuten, Schöngeistiges neben Dorfalltag - das ist Susanne Neumanns Vision.
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