Schönsee
19.02.2023 - 19:34 Uhr

Bei der Altweibermühle in Schönsee viel Arbeit für die Müller

Tausende Besucher ließen sich das Spektakel nicht entgehen: Nach elf Jahren wurde die "Altweibermühle" am Faschingssonntag in Schönsee wieder in Betrieb gesetzt – und nicht nur das.

Elf Jahre vergingen seit der letzten Altweibermühle in Schönsee. Einige warteten schon im vergangenen Jahr auf diese Möglichkeit, ihre Frauen zu verjüngen. Ein Bazillus verlängerte aber die Wartezeit. Um so größer war die Freude, dass diese "Recycling-Aktion" jetzt endlich wieder stattfinden konnte. Nicht nur die Mühle wurde bei dieser Aktion am Sonntag von einem alten Lanz-Bulldog durch die Straßen gezogen, auch Fußgruppen und Wagen von Vereinen aus dem Schönseer Land setzten ihre Ideen in die Tat um, waren mit unterwegs, und verwandelten die Grenzstadt in eine Faschingshochburg.

Pünktlich um 13.30 Uhr setzte sich der Tross in Bewegung. Xaver Bayer, Vorsitzender der für die Veranstaltung federführenden Feuerwehr, marschierte mit den beiden Bundestagsabgeordneten Martina Englhardt-Kopf und Marianne Schieder, Landrat Thomas Ebeling, Bürgermeister Reinhard Kreuzer und einem kostümierten "Dorfschandarm" an der Spitze. Dort gab die Grenzland-Blaskapelle musikalisch den Ton an.

Tausende Zuschauer

Trotz immer wieder einsetzenden Regens verharrten tausende Zuschauer entlang des Zuges, um bei diesem Spektakel dabei zu sein. Bald nach Beginn kam die Mühle getreu dem Motto "Aus Alt wird Jung" zum Einsatz – und mit strahlenden Augen konnte der greise Ehemann seine künftige Lebensgefährtin in Empfang nehmen. Vorgaben zum Alter und, je nach Wunsch, verschiedene Charaktereigenschaften waren eingestellt.

Mit großem Hallo und Beifall wurde dieses Ritual jedes Mal begleitet. Aber nicht nur die Mühle machte neugierig, und so richteten sich die Blicke auf die nachfolgenden Teilnehmer. Unter anderem war die "Böhmische Fosnacht" aus Stadlern mit unterwegs und trieb während dieser zwei Stunden ihr Unwesen.

Die Feuerwehren warben mit einem Gefährt für Nachwuchs, der Frauenbund wünschte als Gleichberechtigung der Geschlechter auch eine Verjüngung der Männer. Diese Vorstellung erfüllte der Pascherverein mit seiner "Zeitreise" – aus gebrechlich wurde beim Drehen einer überdimensionalen Uhr aus Alt und Grau ein junger Mann mit Sixpack und vollem Haar. Den Motorradfreunden war der Klöppeltrafo eine Nachbildung wert, Gaisthaler lenkten den Blick der Besucher auf Zeitprobleme bei der Deutschen Bahn.

Erinnerungen an die Fußball-WM

Bei den Fußballern kamen Erinnerungen an das Ausscheiden der Nationalmannschaft bei der WM hoch und der Wunsch, dass sich Politik aus dem Sport heraushält. Kolping setzte die Einweihung des Seniorenheims mit Fragezeichen ins Jahr 2046, Gartenbauverein und Volkstanzgruppe zeigten ihr Miteinander in einem gemeinsamen Gefährt. Die Dietersdorfer erinnerten an eine führerlose Straßenwalze, von Weiding kam der Hinweis, dass es billiger ist, im Ort Bier zu trinken als ins Nachbarland zu fahren.

Der Strecke entlang waren von Vereinen Verpflegungsstände aufgebaut. Vorsitzender Xaver Bayer zog ein positives Fazit des Nachmittags und freute sich mit den Akteuren und Besuchern über dieses Highlight am Faschingssonntag.

Hintergrund:

Geschichte der Altweibermühle

  • Ursprung: Nach mündlicher Überlieferung plagten die Männer vor 130 Jahren nach dem Eisstock-Schießen Gewissensbisse, wenn sie erst spät und nicht mehr ganz nüchtern zu ihren Frauen heimkamen.
  • Idee: Das angetraute Eheweib müsste man umtauschen können.
  • Tradition: Dieses Ritual setzt sich bis heute fort.
 
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