Schönsee
25.09.2022 - 14:00 Uhr

Die Ascha wird zum Kunstraum

Die Ascha zwischen Schönsee und Dietersberg ist mehr als ein in die Natur eingebetteter Bach. In einem Workshop machten Studierende aus Deutschland und Tschechien den Grenzfluss nämlich zum Kunstraum mit Land-Art-Objekten.

Neuland betreten hieß es für fünfzehn Studentinnen und Studenten der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und der Landwirtschaftsuniversität Prag im wahrsten Sinn des Wortes: Sumpfige Wiesen, undurchdringliches Gestrüpp, querliegende Bäume, glitschige Steine und nasse Füße waren das Beiwerk zur Praxiswoche „künstlerische Gestaltung“ in der Kunstrichtung „Land Art“ für die angehenden Landschaftsarchitekten.

Die gut besuchte Vernissage am Donnerstag im CeBB, mehr noch der anschließende Spaziergang zu den Stationen mit den Land-Art-Kunstwerken lüftete die Geheimnisse der Objekte und Installationen, die in den paar Tagen in Einzel- oder Gruppenaktionen entstanden sind.

Hahnenweiher und Keckenweiher im Kurpark, das mäandernde Ufer der Ascha, im Bachbett liegende Steine, von einem Ufer zum anderen gefallene Baumstämme. Der stille und ziemlich intakte Naturraum ist innerhalb von ein paar Tagen mit Kunstinstallationen ins Blickfeld geraten. Deshalb die Bitte bei der Vernissage: Bei aller Neugier die Ruhe von Natur und Bach nicht stören.

CeBB-Leiterin Veronika Hofinger dankte den Förderpartnern des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds, allen Akteuren und Unterstützern vor Ort, ein Grußwort sprach Bürgermeister Reinhard Kreuzer; danach ließen die Professoren Karl-Heinz Einberger (Hochschule Weihenstephan-Triesdorf) und Aleš Hnízdil (Landwirtschaftsuniversität Prag) in ihrer Einführung spüren, wie ihnen die Landschaft des Grünen Bands, das Centrum Bavaria Bohemia (CeBB) als Projektpartner und die Bevölkerung mit ihrer positive Resonanz auf die vorangegangen grenzüberschreitenden Workshops 2019 und 2021 ans Herz gewachsen ist.

Im dritten Workshop heuer ging es um das Element Wasser, dem sich die Studierenden sehr kreativ näherten, wie bewundernde Kommentare beim Rundgang zeigten: von „das ist eine pfiffige Idee“, „für Kinder was zum Spielen“, „sehr filigran“ bis „jetzt weiß ich endlich, was Land Art ist“. Damit das Publikum die Ideen hinter den Kunstobjekten nachvollziehen kann, steht bei jeder Station eine Tafel mit erläuterndem Text in Deutsch und Tschechisch.

Der Rundgang ging los am Hahnenweiher mit Blick auf eine schwimmende Insel, dann weiter die Ascha aufwärts mit einem arbeitsintensiven Weidengeflecht wie eine Hängematte über den Bach unterhalb des Bayerstegs. Der Appell: „Vorsicht Kinder: Nicht drauf steigen, nur rundherum hüpfen“. Der seit langem künstlerisch gestaltete private Bayergarten ergänzt wunderbar die Kunstinstallationen zum Thema Wasser.

Am Keckenweiher-Südufer ist es nur ein langer filigraner Ast, der vom Ufer aus wie eine hölzerne Angelrute mit Fingern statt Haken ins Wasser ragt. Erheblich dicker sind die über dem Bach liegenden Baumstämme in der Ascha-Aue oberhalb des Festplatzes. Den Ort muss man erst mal finden. Um hinzukommen geht es durch sumpfiges Gelände, doch die Installation mit Pilzen aus Glasschalen vom Flohmarkt von drei Studentinnen aus Frankreich, die derzeit in Weihenstephan ihr Erasmus-Auslandstudium absolvieren, ist der Weg durch den Matsch wert.

Glasscheiben, gesponsert von Irlbacher, tauchen bei mehreren Objekten auf, mal als Barriere im Bach, mal spiegelnd die Bäume und Pflanzen des Ufers. Der Rundgang endet in Dietersberg beim Steg über die Ascha mit zwei Installationen, ein im Wasser baumelndes Hörspiel und ein paar Meter bauchaufwärts eine aus Totholz gebaute Verbindung beider Ufer, die auf das Grüne Band und die Natur hinweist, die an dieser Stelle eine Wassergrenze überspannt.

Was waren die Schwierigkeiten und Erfahrungen beim Workshop? Die differenzierten Antworten aus mehreren Stimmen: Wasser lässt sich zwar nicht formen wie eine Skulptur, aber seine Bewegung beeinflussen, seine Lebendigkeit nachbilden, seine Ufer überbrücken. „Wasser ist unser Lebenselixier, der einzige Rettungsanker für austrocknende Natur“.

Hintergrund:

Die Künstlerinnen und Künstler

  • Land Art, ist eine Ende der 1960er Jahre in den USA entstandene Kunstströmung. Zu den bekanntesten Künstlern zählt das Ehepaar Christo und Jeanne-Claude (Reichstag-Verhüllung).
  • In Schönsee wurden zehn Land-Art-Objekte geschaffen. Nachfolgend Werke und Gestalter:
  • Wasserwege (Cesty vody) von Veronika Syřišová und Anna Součková
  • Spiegelung (Zrcadlení) und Wasserspiel (Vodohra) von Barbora Jonášová und Markéta Holmanová
  • Vogeltränken (Pítka) von Barbora Jonášová und Markéta Holmanová
  • Wasser, Quelle der Wiedergeburt (Voda, zdroj znovuzrození) von Philippine Denies, Sterenn Kerloeguen, Mathilde Dalle Mese
  • Singendes Wasser (Zpívající voda) von Tereza Nidetzká
  • Interaktion mit Wasser (Vodní interakce) von Vojtěch Hnízdil
  • Wasserrationierung (Voda na příděl) von Sandra Landfeldová
  • Werden sie Überleben? (Přežijí?) von Anežka Rüklová
  • Wachsende Brücke (Rostoucí most) und Fallopia japonica von Maria Öckler
  • EinFluss (Vliv Aschy) - Projekt an drei Stellen von Cécile Agustoni, Cosima Grünn und Jakob Berger
 
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