Schönsee
27.11.2023 - 11:09 Uhr

Ausbaupotenzial für erneuerbare Energien in Schönsee vorhanden

Schönsee ist in Sachen erneuerbare Energie gut aufgestellt. Dafür sorgen die fünf Biogasanlagen in der Gemeinde. Trotzdem gibt es laut Energienutzungsplan noch Ausbaupotenzial vor allem für Windkraft und Freiflächen-Photovoltaikanlagen.

Seit August 2021 liefen die Planungen, nun fand die Vorstellung des Energienutzungsplans für Schönsee im Zäch-Haus statt. Dazu begrüßte Bürgermeister Reinhard Kreuzer neben ILE-Manager Christian Karl, den Stadträten und Zuhörern besonders den Projektleiter Klaus Uschald vom Institut für Energietechnik an der OTH Amberg-Weiden. Dieser stellte eingangs fest, dass dem gesamten Strombezug von gut 17 Millionen Kilowattstunden eines Jahres im Stadtgebiet eine Stromeinspeisung von mehr als 18 Millionen Kilowattstunden gegenübersteht und schlussfolgerte: "Bezüglich des Stroms sind Sie bereits Selbstversorger. Sie sind zu 107 Prozent mit erneuerbaren Energien versorgt."

Dies liege besonders an den fünf Biogasanlagen in der Gemeinde. Im Gegensatz zum Strom, der zum größten Teil von Gewerbe und Industrie benötigt wird, sind beim jährlichen Wärmeverbrauch von fast 41 Millionen Kilowattstunden die privaten Haushalte die größte Verbrauchsgruppe. Mit 60 Prozent sei Heizöl der dominierende Energieträger, gefolgt von Biomasse wie Holz. Im Bereich der Wärmeerzeugung liege der Anteil Erneuerbarer Energien bei 32 Prozent, "eigentlich schon ein recht hoher Wert".

Einsparpotenzial von 16 Prozent

In seiner Planung erklärte Uschald, dass für jedes Gebäude der Stadt ein Wärmekataster erstellt wurde, wobei der Kernort und eine örtliche Firma den höchsten Wärmeverbrauch aufweisen. Ziehe man den Verkehr hinzu, so ergibt sich ein Ausstoß von 6,4 Tonnen CO2 pro Kopf, bundesweit liegt der Durchschnitt bei 9,7 Tonnen. Trotz dieser erfreulich positiven Zahlen warf der Referent die Frage auf: "Wo kann Energie noch eingespart werden?"

Durch Gebäudesanierungen ergebe sich ein Einsparpotenzial von 16 Prozent bis zum Jahr 2040 bei Zugrundelegung von einer jährlichen Sanierungsquote von zwei Prozent. Durch Freiflächen-Photovoltaikanlagen auf 1,4 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche könne der aktuelle Strombedarf der Stadt produziert werden. Bei Wasserkraft seien gegenwärtig keine größeren Steigerungen zu erwarten, Solarthermie durch Kollektoren auf Dächern, von denen bereits 1400 Quadratmeter installiert sind, seien mit 1200 Quadratmetern noch ausbaufähig. Für Windkraft sei eine Fläche von 408 Hektar in der Gemeinde geeignet. Würde man etwa 33 Prozent davon mit drei Anlagen erschließen, so ergäbe dies eine Einspeisung von 33000 Megawattstunden pro Jahr.

Auch holzartige Biomasse habe noch Ausbaupotential. In seinem Maßnahmenkatalog zeigte Uschald die Anlage eines Nahwärmenetzes mit 3300 Metern Trassenlänge und dem Anschluss von 30 Prozent der Haushalte bildlich auf. Die Kosten hierfür bezifferte er auf 3,3 Millionen Euro. Wichtig seien auch Gebäudesanierungen und Photovoltaik auf kommunalen Liegenschaften. Durch den Bau von drei Windkraftanlagen, gefolgt von Freiflächen-Photovoltaikanlagen bis zum Jahr 2040, könnten 82 Millionen Kilowattstunden aus erneuerbaren Energien erzeugt werden. Fazit: Schönsee hat großes Potenzial für Erneuerbare Energien und kann sich als Gemeinde leicht selbst damit versorgen.

Kommunale Wärmeplanung berücksichtigen

Josef Eibauer erkundigte sich nach dem Ausbau der Netzplanung. "Mit den Planungen muss man auf jeden Fall sofort auf die Netzbetreiber zugehen", antwortete der Referent. Eibauer brachte auch vor, dass es in Schönsee einen Privatmann gibt, der ein Nahwärmenetz errichten will. "Kein Problem", so die Antwort des Fachmanns, die von Bürgermeister Kreuzer ergänzt wurde: "Wir müssen unsere kommunale Wärmeplanung auf diese Planungen draufsetzen." Christian Karl schlug vor, dies im interkommunalenVerbund zu machen, um Kosten zu sparen.

Eine Frage aus dem Publikum bezog sich auf das Recycling ausgedienter Module, das gegenwärtig noch nicht möglich ist. "Das wird kommen. Schließlich sind da auch wertvolle Rohstoffe enthalten." Christian Weinfurtner wollte wissen, ob auch später noch Anschlüsse an das Nahwärmenetz möglich sind. "Man wird die Leitungen entsprechend auslegen", hörte er als Antwort.

Hintergrund:

Energienutzungsplan für die Stadt Schönsee

  • Bereits mehr Stromproduktion vor allem durch die fünf Biogasanlagen als verbraucht wird
  • CO2-Emission von 6,4 Tonnen pro Kopf in Schönsee, bundesweit 9,7 Tonnen
  • Ausbaupotenzial besteht vor allem für Windkraft und Freiflächen-Photovoltaikanlagen, aber auch Biomasse und Solarthermie
  • PV-Anlagen auf kommunale Liegenschaften und Gebäudesanierung empfohlen, ebenso Nahwärmenetz von 3300 Metern Länge im Kernort mit Anschluss von 30 Prozent der Häuser
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.