Die Inszenierung der Oper Fidelio von Ludwig van Beethoven in der beeindruckend sanierten Staatsoper in Prag war glanzvoll. Ein Erlebnis der Extraklasse stand am Beginn des Beethoven-Jahres für die Teilnehmer der Kulturtour von Bavaria Bohemia auf dem Programm. Nach drei Jahren Generalsanierung wurde die Staatsoper Anfang 2020 wieder eröffnet.
Faszinierend
Die frische Farbe war noch leicht in der Nase zu spüren, als am vergangenen Samstag die 50 Gäste aus der Oberpfalz in großer Erwartung das Opernhaus betraten. Die exquisiten Plätze in den vorderen Reihen des Parketts steigerten die Faszination, die von der Musik, vom Bühnenbild, von den Hauptrollen und vom Chorensemble ausging. Im Finale ließen Chormitglieder links und rechts in den beiden vorderen Logen - nur ein paar Meter vom Publikum der ersten Reihen entfernt - wie bei einem Sidekick die Wucht der Musik Ludwig van Beethovens spüren.
Bevor sich der Vorhang zu Fidelio, der einzigen Oper Beethovens hob, ließen alle staunend die Blicke über den im höchsten Glanz erstrahlenden Prachtbau schweifen. Die Restauratoren legten Hand bis an die kleinsten Details dieses Neorenaissancebauwerks aus dem späten 19. Jahrhundert, das sich von 1888 bis 1938 unter dem Namen "Neues deutsches Theater" einen hervorragenden Ruf in der Kulturstadt Prag erwarb, an.
Ein großer Teil der rund 51 Millionen Euro Sanierungskosten entfielen auf die Erneuerung der Technik hinter den Kulissen, doch auch das Theaterpublikum profitiert davon. Wie in einem Flugzeug sind die Rücklehnen des Vordersitzes mit einem Bildschirm ausgestattet, der jedem Gast die gesungenen Texte wählbar in drei Sprachen anzeigt und das Ensemble vorstellt. Fidelio wurde in deutscher Sprache gesungen, doch die nicht immer leicht verständlichen Gesangspassagen waren dank des deutschen Textes auf dem Display schnell enträtselt. Blickfang des Opernhauses ist der neue Bühnenvorhang, eine Nachbildung des in den Kriegswirren verlorenen Originalwerks des österreichischen Malers Eduard Veith.
Minimalistisches Bühnenbild
Als Referenz an das Beethovenjahr 2020 hat das Nationaltheater Prag eine neue Produktion der Oper Fidelio ins Programm genommen, eine Inszenierung der renommierten bulgarisch-deutschen Regisseurin Vera Nemirova unter der musikalischen Leitung des Musikdirektors der Staatsoper Prag, Andreas Sebastian Weiser. Die spannende Frage beim Publikum in einem der großen Opernhäuser ist immer, was zeigt das Bühnenbild, wenn sich der Vorhang hebt. Regisseure des 21. Jahrhunderts lieben minimalistische und technikaffine Raumwelten, so auch bei Fidelio. Ulrike Kunze, verantwortlich für das Bühnenbild, passte in simple Metallrahmen Glaselemente in die absenk- und neigbare Deckenkonstruktion ein, dazu Wände aus großflächigen Aluplatten, ein paar Öffnungen an den Seiten und in die Tiefe der Bühne und je nach Stimmung gedimmtes oder grelles Neonlicht.
Nichts ist verstellt auf der Bühne, die Schauspieler und der Chor können frei agieren. Ludwig van Beethoven ist für viele Musikliebhaber in aller Welt der größte aller Komponisten, denn er versteht es wie kaum ein anderer, sich steigernde Dramatik in Noten zu fassen. "Ich habe in den Schlussszenen Gänsehaut gekriegt, als der Kerker sich öffnet, alle Gefangenen frei sind und der Chor zum fulminanten Lobgesang für Leonore und Florestan einsetzt" sagte eine leidenschaftliche Opernbesucherin, die den Abend in der Staatsoper in vollen Zügen genossen hat. Bestens informierte die Kulturtouren-Verantwortliche Susanne Setzer die Teilnehmer über die Inszenierung, die Komposition und die Entstehungsgeschichte von Fidelo. Kamila Spichtinger und zweite Vorsitzende Gabi Dlubal begleiteten die Tour. Vor dem Besuch der Staatsoper war Zeit für einen Stadtspaziergang und zum Abendessen.



















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