Schönsee
20.12.2021 - 11:26 Uhr

Dem Grünen Band wissenschaftlich auf der Spur

Das Grüne Band wird von verschiedensten Seiten unter die Lupe genommen. Darunter sind auch Studierende der Uni Regensburg, die in einer wissenschaftliche Übung den Zusammenhängen zwischen Grenzregion, Natur und Menschen nachspüren.

Die Studenten unternahmen Tomáš Peckert, Direktor des CHKO Český les (Dritter von links) eine Exkursion in Plöß. Bild: eib
Die Studenten unternahmen Tomáš Peckert, Direktor des CHKO Český les (Dritter von links) eine Exkursion in Plöß.

14 Studenten der Deutsch-Tschechischen Studien erkundeten den Abschnitt zwischen Friedrichshäng und Plöß. Die Exkursion im Rahmen eines wissenschaftlichen Übungsseminars leiteten Professor Jörg Skriebeleit, der neben seiner Funktion als Direktor der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg an der Uni Regensburg am Institut für Vergleichende Kulturwissenschaft lehrt, und Veronika Hofinger vom Centrum Bavaria Bohemia (CeBB).

Bevor es hinaus in die Natur ging, informierten Peter Lampl und Hans Vogl aus Stadlern über ihr Heimatarchivprojekt mit inzwischen 14.000 digitalisierten historische Aufnahmen aus Orten beiderseits der Grenze.

Am Fußgängergrenzübergang Friedrichshäng erwartete die Gruppe Dr. Tomáš Peckert, der als Direktor des CHKO Český les (vergleichbar mit dem Naturpark auf bayerischer Seite) das Konzept des Landschaftsschutzgebiets angrenzend an den Oberpfälzer Wald erläuterte und begründete, warum er es für wichtig hält, nicht nur die Natur zu schützen, sondern auch den Menschen in die Landschaft zu holen. Er sieht darin einen Bildungsauftrag, möchte durch Naturerlebnisse das Umweltbewusstsein steigern, die Wertschätzung für Kulturlandschaft erhöhen, auch Land-Art zur Sensibilisierung nützen. Das Grüne Band hält er für ein wichtiges Instrument, das Bewusstsein für die in der Landschaft eingravierte Geschichte zu steigern.

Jan Šícha, Diplomat, Publizist und Historiker aus Nordböhmen, brachte dann in seinen "Grenzkoffer" bunt gemischte Überbleibsel aus Zeiten des Eisernen Vorhangs mit: ein Grenzschild, Orden für die Grenzwache und den "Wiederaufbau" des Grenzgebiets, aus Drähten gefertigte Mickey Mouse und Donald Duck-Figuren, die für die Sehnsucht nach dem Westen standen. Er stellte auch historische Grenznarrative vor, die in Tschechien verbreitet sind: Die Grenze als Konfliktzone, als Zone des nationalen Wettstreits zwischen Deutschen und Tschechen, aber dann eben auch die Grenze als Kooperationszone.

Zurück im CeBB war noch Zeit für eine Diskussionsrunde, zu der auch Hans Eibauer eingeladen war, der in seiner Zeit als Bürgermeister die Idee eines Landschaftsparks Bayern-Böhmen entwickelte. Dass sich die Wahrnehmung des Grünen Bands in der Öffentlichkeit mit Information und Marketing beeinflussen lässt, war unbestritten. Da kamen auch ganz praktische Vorschläge auf den Tisch. Geführte Exkursionen nicht nur für Gäste, sondern auch für Einheimische. Die Einbindung der Stadlerner Dokumentationsarbeit oder die Idee, mit regelmäßige Bustouren von Regensburg oder Nürnberg zur Erkundung des Grünen Bands eine Alternative zu Pkw-Sonntagsausflügen zu bieten. Ein großer Schritt Richtung globaler Aufmerksamkeit wäre es, wenn die Initiative des Bund Naturschutz, das Grüne Band in die Liste des Unesco-Welterbes aufzunehmen, Erfolg hätte.

Abschluss der Exkursion mit einer Diskussionsrunde im CeBB unter Leitung von Prof. Dr. Jörg Skriebeleit und Dr. Veronika Hofinger (rechts) Bild: eib
Abschluss der Exkursion mit einer Diskussionsrunde im CeBB unter Leitung von Prof. Dr. Jörg Skriebeleit und Dr. Veronika Hofinger (rechts)
 
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