Schönsee
14.08.2019 - 15:47 Uhr

Heimatort Plöß bleibt im Herzen verankert

Im Verein "Heimatgemeinde Plöß" halten frühere Bewohner oder ihre Nachkommen die Erinnerung an den früheren Ort wach. Friedhof und Kapelle sind gern besuchte Stätten. Mitglieder engagieren sich für ein gepflegtes Erscheinungsbild.

Anna Preßl auf dem Areal des Plößer Friedhofs. Mit jedem Aufenthalt in ihrem Geburtsort verbindet die 92-Jährige einen Besuch am Grab ihres Großvaters. Bild: mmj
Anna Preßl auf dem Areal des Plößer Friedhofs. Mit jedem Aufenthalt in ihrem Geburtsort verbindet die 92-Jährige einen Besuch am Grab ihres Großvaters.

Mit Rechen, Eimer und Besen macht sich Anna Preßl oft auf den Weg in ihren Geburtsort jenseits der Landesgrenze. Mit dabei sind dann meist Renate Wild und Gudrun Wehr, die mit der inzwischen 92-jährigen das Umfeld der Grabsteine und der Kapelle sauber halten. "Alles schaffen wir drei aber nicht, beim Gebüsch-Zuschneiden und Arbeiten mit der Motorsäge müssen auch Männer mit anpacken” betonen sie einhellig. Noch bekommen sie Unterstützung von Vereinsmitgliedern, die oft eine weitere Fahrt in die Heimat ihrer Vorfahren auf sich nehmen. "Leider werden diese immer weniger" bedauert Anna Preßl. Größere Säuberungsaktionen stehen vor allem im Frühjahr und im Herbst an.

In diesen Tagen – rund um den Frauentag in Stadlern – treffen "die Plößer" wieder im Grenzwirtshaus Gerstmeier in Friedrichshäng zusammen. Freude herrscht nicht nur über das Wiedersehen, sondern auch darüber, dass der heimatliche Boden wieder betreten werden kann. Denn noch bis vor 30 Jahren war dies nicht möglich. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs war es für die meisten der Sudetendeutschen selbstverständlich, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen und die Heimatorte jenseits der Grenze zu besuchen.

Spricht Anna Preßl über ihre Kindheit und Jugendzeit, erinnert sie sich besonders an die vielen Sommerfrischler, die in den 1930er Jahren nach Plöß kamen. In dem im schweizerischen Landhausstil bestehenden Gasthaus Flor seien "nur die Geldigen" abgestiegen. Ihre Schilderungen bringen die Idylle und die Besonderheit des Ortes im Böhmerwald zum Ausdruck, mit damals drei Lebensmittelgeschäften, einer Metzgerei und Bäckerei.

Beim Blättern im 1995 herausgegebenen Heimatbuch verweist die unter dem Hausnamen "Bauscha" geborene und noch immer rüstige Seniorin auf Hans Drachsler und Franz Spichtinger, die ebenfalls in Plöß das Licht der Welt erblickten. Drachsler war von 1957 bis 1965 Mitglied des Deutschen Bundestages und Angehöriger des Bayerischen Landtags von 1970 bis 1988. Von den Ehrenämtern Spichtingers, der Lehramt für Volksschulen studierte, sind unter anderem sein Vorsitz des Diözesanrates der Katholiken in der Diözese Regensburg, die Mitgliedschaft im Landeskomitee Bayern und im deutschen Zentralkomitee erwähnt. Dazu machte sich der ehemalige Schulleiter in Wernberg für die Partnerschaft zwischen der Diözese Regensburg und der Erzdiözese Prag und der später gegründeten Diözese Pilsen stark.

Stark macht sich auch Anna Preßl trotz ihrer 92 Jahre noch immer in der Gemeinschaft der "Heimatgemeinde Plöß" oder beim Klöppelkreis Schönsee-Stadlern-Tiefenbach. Und beim Begleitprogramm zu den Freilichtspielen am Eulenberg führt sie am Klöppelsack alte Handwerkskunst vor.

Für Heimat angepackt:

Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs setzten sich die ehemaligen Bewohner von Plöß dafür ein, dem Friedhof auf der Anhöhe des "schön angelegten Dorfes" (Anna Preßl) wieder einen ehrenhaften Anblick zu verschaffen. Dafür packten die Mitglieder des "Heimatvereins Plöß" bald nach ihrer Gründung in mehreren tausend Arbeitsstunden an. Die Ruhestätte der Verstorbenen wurde 1993 geweiht. Die Idee von Gottfried Leibl und Alfred Drachsler, eine Kapelle auf dem Areal der 1951 zerstörten Kirche in der Ortsmitte zu errichten, verwirklichte im Jahr 2016 Marek Hrusa, der Wirt des Gasthauses in Plöß.

Anna Preßl bei Säuberungsarbeiten am Gedenkstein in Friedrichshäng. Dieser erinnert an die ehemaligen Orte Plöß, Wenzelsdorf, Rappauf, Straßhütte, Dorfmühle und Zankmühle. Bild: mmj
Anna Preßl bei Säuberungsarbeiten am Gedenkstein in Friedrichshäng. Dieser erinnert an die ehemaligen Orte Plöß, Wenzelsdorf, Rappauf, Straßhütte, Dorfmühle und Zankmühle.
 
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