Schönsee
19.12.2025 - 12:30 Uhr

Wo der Himmel voller Kugeln hängt: Schönseer Kapelle lockt Fans aus nah und fern

Im Kerzenschein funkeln Christbaumkugeln besonders schön. Noch dazu, wenn es 8000 sind, wie in der Schönseer 14-Nothelfer-Kapelle. Ein Asyl für alle, die hektischen Festtagen entfliehen wollen.

Zwei Reihen von Kerzen weisen im Nebel den Weg die Stufen hinauf zu der kleinen Kapelle am Ortsrand von Schönsee. „Offen“ steht auf dem großen Schild an der Tür. Wer hier eintritt, ist sofort gebannt von dem Himmel aus Christbaumkugeln an der Decke. „Adventszauber“ haben die Initiatorinnen vom Frauenbund diese Aktion genannt, die weit über Weihnachten hinaus einen Ort der Besinnung in einer ganz besonderen Atmosphäre bieten soll. Ein Innehalten, um die Augen über immer neue Varianten von glänzenden Kugeln schweifen zu lassen, während im Hintergrund leise Musik spielt.

„Ihr habt mir den Tag gerettet“, schreibt eine Besucherin ins Gästebuch. „Komme aus München. Bin begeistert“, lautet ein anderer Kommentar. „Man ist immer wieder erstaunt, woher die Leute alle kommen“, erzählt Hannelore Hopfner, die als Vorsitzende des Frauenbunds zusammen mit Sabine Kuhn die Idee zu dieser Aktion hatte. Gerade erst hat sie eine E-Mail aus Nürnberg bekommen von Leuten, die von der Kapelle gehört haben. Auch der Bayerische Rundfunk war schon da und hat das Team des Frauenbunds bei der Installation des prächtigen Himmels gefilmt.

Arbeitsteilung

„So ein Haufen Arbeit und Geduld!“, steht da im Gästebuch, wo sich viele für das Angebot bedanken. Ob die engagierten Helferinnen nach dem Aufbau wohl Muskelkater haben, wenn sie sich ständig nach der Decke strecken müssen? „Eigentlich nicht“, meint Hopfner. „Es sind ja so viele helfende Hände und verschiedene Arbeiten. Die einen reichen zu, die anderen hängen auf.“ 15 bis 20 Personen sind jeweils zur Stelle, wenn es ans Schmücken geht, und dabei sind nicht alle Mitglied im Frauenbund.

Klar, dass bei 8000 zu dekorierenden Kugeln auch einige zu Bruch gehen. „Oft löst sich die Kappe“, rechtfertigt Hopfner die unvermeidlichen Scherben. An Nachschub mangelt es aber nicht. „Wir wissen oft gar nicht, wohin damit, wenn wieder ein Karton vor der Tür steht“, erzählt die Frauenbund-Vorsitzende. Bei Christbaumkugeln ändere sich im Lauf der Jahrzehnte der Stil. „Da kriegen wir dann beispielsweise welche, die von den Großeltern stammen. Die Enkel wissen, dass sie bei uns gut aufgehoben sind.“ Im Müll sei hier noch kein intaktes Exemplar gelandet.

Bierkrug oder Traktor

Auch so manches witzige Stück bekommt einen Platz am Himmel, ein Netz, das in diesem Jahr eigens für zusätzliche Last noch einmal verstärkt wurde. Wer sich Zeit nimmt, entdeckt zwischen den Kugeln eine gläserne Weißwurst, einen Bierkrug oder einen Traktor. Eine stylische Mini-Handtasche darf mit einem Hündchen um die Wette funkeln. Wer wohl da eine Kugel mit einem Motiv aus Gänsen bestickt hat?

„Wir wollen nicht nur ein optisches Highlight setzen, sondern auch etwas bieten, wo man in diesen hektischen Zeiten zur Ruhe kommt“, betont Hannelore Hopfner. Wenn sie hier immer wieder auf Menschen trifft, die bei Kerzenschein und leisen Klängen ihren Gedanken nachhängen, baut sie auf die Strahlkraft von Weihnachten über die Festtage hinaus. Die Kapelle ist deshalb auch bis 11. Januar täglich von 10 bis 22 Uhr geöffnet.

Der Helferkreis hat schon bei der Arbeit von der ganz speziellen Stimmung profitiert. Es ist das Gefühl, „gemeinsam etwas Schönes zu schaffen“, das laut Hopfner alle mit anpacken lässt für die Neuauflage der Aktion, die 2023 mit 5000 Kugeln Premiere hatte. Und wie läuft es dann mit dem Abräumen? „Na ja, das Ganze bedeutet schon auch Arbeit“, gesteht die Frauenbund-Vorsitzende angesichts der vielen Kerzen, die täglich im Blick zu behalten sind.

160 Kilo im Netz

Und schließlich bleibt noch die Freude auf den nächsten Kugel-Himmel in zwei Jahren, der noch eine Spur prächtiger ausfallen könnte. „Wenn es so weitergeht, werden wir bald 10.000 Kugeln haben“, überlegt Hopfner. Dann stelle sich das Problem, wie viele Kilogramm das Netz noch tragen kann: „So eine einzelne Kugel wiegt nicht viel, aber die Menge macht's.“ Bei etwa 20 Gramm für eine Standardkugel sind das jetzt schon etwa 160 Kilogramm.

Wer das Deckenkunstwerk honorieren will, kann in der Kapelle auch eine Spende hinterlassen. Dort steht eine Box bereit, deren Inhalt dem Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst Regensburg zugutekommen soll. Bereits gut gefüllt mit Dank und Anerkennungen ist das Gästebuch. „Himmlisch, wunderschön, eine tolle Idee“, liest man da. „So eine schöne Stimmung hier“, schreibt ein Fan und outet sich als Stammgast in der Kapelle: „Werde bis Weihnachten immer wieder hierher kommen.“

 
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