Bühne frei für die Theatergruppe der Kolpingfamilie Schönsee! Die Pandemie, aber auch der Verkauf des Caritashauses und der damit verbundene Verlust der angestammten Spielstätte hatte das Ensemble in eine sechsjährige Zwangspause versetzt. Am zweiten Weihnachtsfeiertag hob sich der Vorhang endlich wieder zur Premiere – nun im Jugendheim in Weiding. Die Lachmuskeln der Zuschauer werden allerdings wie gewohnt gehörig beansprucht.
Schlaflos am Esstisch
Dafür sorgt der Dreiakter „Mitternachtssnack“ aus der Feder von Andreas Keßner. Dabei beginnt alles eigentlich ganz harmlos: Weil Ernst (Herbert Spichtinger) nicht schlafen kann, setzt er sich um Mitternacht mit seinem Kreuzworträtsel und den vom Mittag übrig gebliebenen Schnitzeln an den Esstisch. Dort bleibt er aber nicht lange allein: Vor der Tür steht sein Freund Bernd (Johannes Gillitzer), der Licht gesehen und sich Sorgen gemacht hat. Da klopft es erneut. Das hell erleuchtete Wohnzimmer ruft auch die aufmerksame Nachbarin Pauline (Sabine Meindl) auf den Plan. Ernst gibt zwar Entwarnung "Alles in bester Ordnung", aber da sie schon mal beisammen sind, können sie sich die Schnitzel auch gleich gemeinsam schmecken lassen — als „Mitternachtssnack“.
Von wegen beschaulich
Doch als die drei so gemütlich zusammensitzen, stellt sich heraus, dass es in dem beschaulichen Ort des Nachts gar nicht so beschaulich zugeht, sondern allerlei seltsame Gestalten unterwegs sind. Warum steigt der vornehme Senior Rupert Finkenzeller (Ludwig Zwick) mithilfe einer Leiter ins Schlafzimmer der vermögenden Witwe Esmeralda ein? Um herauszufinden, was es mit dem amourösen Abenteuer der beiden älteren Herrschaften auf sich hat, legen sich Ernst, Bernd und Pauline in der nächsten Nacht erneut auf die Lauer — und müssen bald ein weiteres Rätsel lösen. Was hat ein Billigfleisch-Transporter auf dem Hof des Biometzgers Keulinger (Josef Wirnshofer) verloren? Ist das Trio etwa einem Lebensmittelskandal auf der Spur? Als dann auch noch die Bürgermeistergattin (Maria Hammerer) eine Schubkarre, aus der zwei Beine ragen, über den Friedhof schiebt, beginnt die Gesellschaft sogar, in einem Mordfall zu ermitteln.
Gut gestärkt ermitteln
An Schlaf ist vor allem für Ernst kaum noch zu denken. Nachts will er Verbrechen aufklären, tagsüber hat er wegen seiner Frau Lisbeth (Birgit Höcherl) keine ruhige Minute mehr, denn irgendjemand futtert regelmäßig ihre heiß geliebten Likörpralinen leer. Ist dafür vielleicht der Serieneinbrecher verantwortlich, der seit geraumer Zeit sein Unwesen im Ort treibt? Fragen über Fragen, auf die die Laienermittler nun Antworten suchen — immerhin gut gestärkt durch den nächtlich wiederkehrenden „Mitternachtssnack“.
Obwohl die meisten Szenen mitten in der Nacht spielen, ist von Müdigkeit keine Spur: Auf der Bühne geht es turbulent zu. Irrungen und Wirrungen an allen Ecken und Enden sorgten bei der Premiere im Publikum für viel Gelächter und Szenenapplaus. Vor allem, da sich bei Tag alles ganz anders entpuppt, als es nachts schien…
"Mitternachtssnack"
- Komödie in drei Akten von Andreas Keßner
- Gespielt von Laiendarstellern der Kolpingfamilie Schönsee
- Regie: Birgit Höcherl
- Spielort: Jugendheim Weiding
- Weitere Aufführungen Montag, 30. Dezember, Freitag, 3., und Samstag, 4. Januar; Beginn 20 Uhr, Restkarten an der Abendkasse
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