Lesung in Schönsee: Wie Josef Hlasil "König des Böhmerwalds" wird

Schönsee
24.03.2023 - 11:50 Uhr

Im Fall von Josef Hlasil sind es nicht Krone und Zepter. Den Titel "König des Böhmerwalds" verpassten ihm seine Widersacher im kommunistischen Regime der Tschechoslowakei Anfang der 50er Jahre. Warum, erzählt ein Roman.

Auf dem Podium beim spannenden Leseabend (von links) Koordinatorin Kateřina Šichová, Autor David Jan Žák und Blanka Libera, welche die deutschen Passagen liest.

Der Autor des Romans „Die Rückkehr des Königs des Böhmerwaldes“, David Jan Žák, ist zu Gast im CeBB bei einer Lesung, kurz bevor die zeitgeschichtliche hochinteressante Ausstellung über wagemutige Tschechen, die Landsleute bei der Flucht über die Grenze nach Bayern über verschlungene Pfade durch den Grenzwald lotsten, zu Ende geht. Es war die Zeit zwischen 1948 und 1953, als die Grenzanlagen noch nicht so perfekt und lückenlos installiert waren und jemand wie Josef Hlasil, vor seiner Flucht nach Bayern im Normalberuf tschechoslowakischer Grenzpolizist, zusammen mit Gleichgesinnten, zum Helden wird. Von hier aus schleust er vom kommunistischen totalitären Regime Flüchtende auf geheimnisvollen Pfaden in die Freiheit und führte dabei den tschechischen Geheimdienst an der Nase herum.

Als der „Eiserne Vorhang“ ab 1953 faktisch unüberwindbar wird, stellt Josef Hlasil sein Leben auf den Kopf und emigriert in die USA. Was war Josef Hlasil für ein Mensch, wo sind seine Wurzeln, wie ist er aufgewachsen, wie agierte er, ohne erwischt zu werden, welche Geschichte verbirgt sich hinter seinem neuen Lebensabschnitt als Auswanderer in den USA?

David Jan Žák gibt auf diese und viele weitere Fragen in seinem 400-seitigen, im Jahr 2012 bisher nur in Tschechisch erschienen Roman, eine Antwort. Um Deutschen einen Zugang zum Werk zu geben, hat das Bohemicum an der Universität Regensburg in einem studentisches Lehrprojekt Sandra Fischer, Teresa Weiser und Peter Schuster, übrigens in Schönsee aufgewachsen, im Rahmen ihres Zusatzstudiums "Regionalkompetenzen für die bayerisch-tschechische Grenzregion" die Aufgabe gegeben, etwa 30 Seiten des Romans ins Deutsche zu übersetzen. Kateřina Šichová, Koordinatorin des Projekts, moderiert den Abend. Sie ordnet in ihren Überleitungen die historischen Zusammenhänge und die Lebensabschnitte des Josef Hasil ein.

David Jan Žák liest aus seinem Werk, die übersetzten Passagen rezitiert Blanka Libera. Eine charakteristische Passage: „Letztendlich werden Hasil und hundert weitere Häftlinge am 31.März 1949 auf Wägen verladen und in die Kohleminen von Dolní Jiřetín bei Most gebracht. Hier, im Arbeitslager, beginnt Josef Hasil zu einem ganz anderen Menschen zu werden. Aus dem sorglosen Draufgänger und Schürzenjäger, dem Raufbold von den Dorffesten, dem Fassbinder und Polizisten wird ein Feind der kommunistischen Partei und des neuen Regimes. Ein Anitkommunist. Ein Katholik.“

Nach der Lesung gibt es natürlich Fragen und Diskussionsstoff. „Sechs Jahre habe ich am Buch geschrieben“ verrät der Autor und skizziert den Wandel vom Eisernen Vorhang zum Grünen Band. Die naheliegende Frage am Schluss: Wann erscheint das Buch auf Deutsch? „Es muss sich ein Verlag finden“ sagt David Jan Žák. Immerhin war der Stoff schon interessant für Verfilmungen.

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