Dem Altbau aus den 70er Jahren trauert keiner mehr nach. Direkt an die 2013 eingeweihte Kinderkrippe fügt sich der Neubau, der wie sein Vorgänger Platz für drei Kindergarten-Gruppen bieten soll. Allerdings mit ganz anderen Vorgaben für Flächen und neue Ansprüche. Im April war Baubeginn. "Ein Highlight für die Krippenkinder, die kleben geradezu an den Fenstern, wenn mal wieder ein Bagger reinfährt", berichtet Kirchenpfleger Peter Scharnagl. Die Kirchenstiftung Schönsee ist Bauherr und Träger der Einrichtung, den Löwenanteil an den Kosten tragen allerdings andere.
"Die Stadt ist froh über die gute Zusammenarbeit", betont Bürgermeisterin Birgit Höcherl beim Pressetermin mit Oberpfalz-Medien auf der Baustelle und rechnet infolgedessen auch mit einem guten Endergebnis. Architekt Christian Schönberger skizziert, was hier schon erste Formen annimmt: "Fast zu 100 Prozent nachhaltig" werde hier ein Holzbau erstellt, mit Holzfenstern und Holzheizung. Während bei konventionellen Gebäuden oft Schadstoffe arge Probleme bereiten würden, sei man hier auf der sicheren Seite. Auch das Klima hatten die Planer im Blick: Ein Gründach soll das vom Friedhof her einsehbare Gebäude nicht nur optisch aufwerten, sondern auch einer Aufheizung der Räume im Sommer vorbeugen. "Dieses leicht geneigte Dach kann bis zu 50 Liter Regenwasser pro Quadratmeter speichern, dadurch wird es dort oben nicht heißer als 40 Grad", informiert der Architekt. Oberlichter, die sich nachts öffnen, natürlich mit Insektenschutz, sowie eine generelle Be- und Entlüftung verringern nach Kalkulationen des Fachmanns künftig den Energieverbrauch. Geheizt wird im Übrigen mit Pellets.
Weil aktuell ein "naturnahes Betreuungsangebot" gefragt ist, trägt der Neubau auch diesen Erfordernissen Rechnung mit praktischen Zugängen zu einem großen Gartengelände - und einer Schmutz-Schleuse, damit nicht allzu viel "Natur" in die durch die Farben Rot, Grün und Gelb zu unterscheidenden Gruppenräume gelangt. Jeder dieser Räume verfügt über einen überdachten Außenbereich, wo die Kinder unter speziellem Sonnenschutz-Glas vor Regentropfen sicher sind. Dazu kommen jeweils zwei kleine Nebenräume, so dass Bastel-Material bequem erreichbar ist. Im künftigen Turnzimmer fällt der Blick auf eine imposante Balken-Konstruktion.
Zweisprachig
Doch der Neubau will sich nicht nur mit optischen Finessen schmücken, sondern auch zukunftsorientiert sein: So ist beispielsweise die Verpflegung und Betreuung von Schulkindern einkalkuliert. Da gibt es einen 50 Quadratmeter großen Speiseraum, einen Kinderwagen-Abstellraum und Platz für Therapie durch externe Fachkräfte oder für Differenzierung. "Das hier ist ein bilingualer Kindergarten", verdeutlicht die Bürgermeisterin. Wegen der Nähe zu Tschechien und vielen Pendlern aus dem Nachbarland, die bei örtlichen Firmen arbeiten, spielt neben Deutsch auch Tschechisch ein Rolle im zukunftsorientierten Kindergarten.
Einziger Wermutstropfen bislang sind die hohen Kosten: Ursprünglich war das Projekt auf 2,75 Millionen Euro veranschlagt, inzwischen peile man ein Summe von unter 3 Millionen Euro an, berichten die Verantwortlichen. Bei den Ausschreibungen habe man die derzeit "total überhitzte Konjunktur" mit den zahlreichen Baustellen zu spüren bekommen", bedauert Schönberger. Die Folge: Einzelne Gewerke fielen deutlich teurer aus. "Es hat kaum eine Vergabe gegeben, die man nicht auf Einspar- Möglichkeiten gefilzt hat", so der Architekt. Den Löwenanteil der Kosten trägt die Regierung. "Den städtischen Anteil haben wir auf eine Million Euro geschätzt, aber dabei wird es wohl nicht bleiben", stellt die Bürgermeisterin fest. Die Diözese gewährt einen Zuschuss in Höhe von 300 000 Euro.
Aufgeholt
Aktuell rechnen die Verantwortlichen mit einer Fertigstellung des Neubaus bis zum Frühjahr 2020, dann können die in die alte Schule ausgelagerten Gruppen einziehen. Sollte der Winter erst spät kommen, kann in diesem Jahr sogar noch ein Teil der Außenanlagen in Angriff genommen werden, auf die man in Schönsee nicht zuletzt wegen einer geplanten Bobby-Car-Rennbahn besonders stolz ist. "Und das alles inmitten faszinierender Natur", stellt Architekt Schönberger fest. "Damit hinkt unser Raum den Städten nicht mehr hinterher."
Sauberer Sprit fürs Bobby-Car
Bei Neubau des Kindergartens in Schönsee haben die Planer auf eine Zukunft mit Elektroautos gesetzt und das auch gleich in die Welt des Spiels einfließen lassen: Für die geplante Bobby-Car-Rennbahn im Außengelände ist eine Tankstelle vorgesehen. Die herkömmliche Zapfsäule allerdings hat dabei ausgedient, statt dessen wird mit Spielzeug-Steckern agiert: Die Plastikautos werden nämlich schon mal spielerisch mit Strom "betankt." (bl)
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.