Schönsee
04.04.2024 - 16:47 Uhr

Mit neuem Rettungsstandort Schönsee im Notfall näher und schneller vor Ort

Die Medikamente sind an Bord, ebenso Defibrillator und Beatmungsgerät. Pünktlich hat der Rettungswagen am neuen Standort der Johanniter in Schönsee seinen Dienst angetreten. Schnelle Hilfe rückt damit ein paar Minuten näher.

Der „Akkon Schönsee 71/13“ ist startklar. So lautet jedenfalls die Kennung des Rettungswagens (RTW), der seit Ostermontag in Schönsee stationiert ist. Schönsees Bürgermeister Reinhard Kreuzer hat ihn an diesem Tag zum ersten Mal bei der Integrierten Leitstelle Oberpfalz Nord angemeldet. Künftig steht der RTW täglich von 8 bis 22 Uhr für Notfälle bereit. Auf der Landkarte der Retter gibt es jetzt einen "blinden Fleck" weniger, wenn es darum geht, möglichst schnell am Einsatzort zu sein.

15 Minuten, länger sollte es nicht dauern, bis ein Rettungswagen nach einem Unfall oder bei einem Notfall vor Ort ist. Nicht einfach in der Grenzlage, wenn die nächsten Fahrzeuge in Oberviechtach oder Lohma (Landkreis Neustadt/WN) stehen oder gar bereits Richtung Westen ausgerückt sind. Schönsee verfügt nun zwar nicht über eine Rettungswache, die 24 Stunden besetzt ist, aber immerhin über einen Stellplatz. „Das ist heute ein freudiger Tag für die Stadt Schönsee, das Schönseer Land und die gesamte Region“, betonte Bürgermeister Kreuzer bei der Fahrzeugsegnung am Montag.

Lückenschluss

Dem pflichtete die stellvertretende Landrätin Birgit Höcherl bei: „Für mich als Schönseerin ist das heute ein besonders guter Tag, denn dadurch können wir jetzt sicher sein, dass allen, die bei uns in der Region Hilfe benötigen, diese auch schnell genug zuteil wird.“ Als Richtwert für das Eintreffen der Retter gelten 15 Minuten. "Einklagbar ist das aber nicht", gibt der Pressesprecher der Johanniter-Unfall-Hilfe, Matthias Walk auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien zu bedenken. Die Leitstelle hatte den Standort Schönsee ausgeschrieben, die Johanniter bekamen den Zuschlag für den Lückenschluss.

Anders als ein Krankentransportwagen rückt ein Rettungswagen dann an, wenn es schnell gehen muss und sehr ernst ist. Entsprechend umfangreich ist auch die Ausrüstung. "Kurz zusammengefasst könnte man hier von einer fahrenden Intensivstation sprechen", sagt Matthias Walk. Hier sei prinzipiell fast alles vorhanden, von einem Defibrillator, über eine Spritzenpumpe, Monitore, Beatmungsgerät, Absauggerät und entsprechenden Medikamenten bis hin zu einem Kühlschrank für bestimmte Arzneimittel.

Die Alarmierung erfolgt in der Regel über die Leitstelle, also die Notrufnummer 112. "Dort wird dann geprüft, welcher Rettungswagen wo verfügbar ist, und der nächste freie wird beauftragt", schildert der Pressesprecher der Johanniter den Ablauf bei der Alarmierung und appelliert bei dieser Gelegenheit an die Bürger, bei weniger dringlichen Fällen den Ärztlichen Bereitschaftsdienst (Telefon 116 117) zu kontaktieren. "Der Rettungswagen ist nicht für Fahrdienste da", betont er. "Wenn jemand hohes Fieber hat oder sich ein Koch in den Finger schneidet, muss nicht unbedingt der Rettungswagen kommen." Viel schneller als früher werde inzwischen die 112 gewählt. "Die Nummer kennt man, die Leute sind aufgeregt", versucht er zu erklären, warum der Rettungswagen nicht nur bei schweren Fällen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall anrückt.

Neubau in Planung

Der zusätzliche Rettungswagen ist im alten Lokschuppen in Schönsee untergebracht, die Johanniter zahlen dafür Miete an die Stadt. Dabei handelt es sich allerdings nur eine Übergangslösung, wie Johanniter-Regionalvorstand Tobias Karl betont: „Wir bauen an der Eslarner Straße eine Rettungswache nach der DIN-Norm, wo wir dann unser Team und unser Fahrzeug unterbringen können.“ In dieser Fahrzeughalle sollen dann auch Aufenthaltsräume und Duschen vorgesehen sein. Das Team besteht aktuell aus vier Notfallsanitätern und zwei Rettungssanitätern.

Täglich, auch am Wochenende, sind die Johanniter in zwei Schichten von 8 bis 22 Uhr einsatzbereit. "Die meisten Sachen passieren in dieser Zeit", so die Erfahrungswerte laut Walk. Dabei kann der Schönseer Rettungswagen im schlimmsten Fall auch mal 50 oder gar 100 Kilometer weit entfernt zum Einsatz kommen. "Es gibt da kein festgelegtes Gebiet" verdeutlicht der Pressesprecher. "Wenn der Oberviechtacher Rettungswagen unterwegs ist, kann der Schönseer auch für einen weiter entfernten Ort angefordert werden." Wie Korbinian Oswald, der Rettungsdienstleiter der Johanniter in Ostbayern in einer Pressemitteilung berichtet, ist Schönsee jetzt der insgesamt siebte Rettungsstandort der Johanniter in Ostbayern und der dritte im Bereich der Leitstelle Oberpfalz Nord nach Schwandorf und Wernersreuth.

Ganz im Trend liegt der Standort Schönsee übrigens, was das Personal betrifft. Wie der Pressesprecher der Johanniter berichtet, wählen zunehmend mehr Frauen den Beruf eines Rettungs- oder Notfallsanitäters. "Da hat sich viel verändert, wir sind jetzt schon bei einer Quote von fifty-fifty", so Walk. Langfristig ist in Schönsee aber auch der Aufbau eines Ortsverbandes mit Ehrenamtlichen geplant. Aktuell sind ehrenamtliche Sanitäter aus den Ortsverbänden Schwandorf und Schwarzenfeld eingebunden.

Hintergrund:

Rettungswagen "Akkon71/13"

  • Name: Akkon bezieht sich auf Hafenstadt in Galiläa, den zweiten Sitz des 1099 in Jerusalem gegründeten Ordens der Johanniter
  • Nummer: 71 steht in Bayern für einen Rettungstransportwagen (RTW); 72 würde für einen Krankentransportwagen (KTW) oder 76 für ein Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) verwendet werden.
    13 ist die Nummer des Fahrzeugs (13. Fahrzeug im Bereich der Integrierten Leitstelle Amberg)
  • Team: 4 Notfallsanitäter, 2 Rettungssanitäter; ehrenamtliche Sanitäter aus Schwandorf und Schwarzenfeld
  • Ausrüstung: wesentliche Geräte wie Defibrillator, Spritzenpumpe, Monitore, Beatmungsgerät, Absauggerät und entsprechende Medikamente
  • Einsatzzeiten: täglich 8 bis 22 Uhr (Früh- und Spätschicht
 
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