Schönsee
01.02.2024 - 16:11 Uhr

Präsentation bei Harfenklang: Tschechische Partnerstadt Poběžovice stellt ihre Chronik im CeBB vor

Poběžovice/Ronsperg, die Partnerstadt der drei Gemeinden des Schönseer Landes, hat nun eine Stadtchronik, in der die Geschichte von Nutzen für die Gegenwart ist. Im CeBB in Schönsee wird das Werk vorgestellt.

Das Geschichtswerk "Heimat Ronsperg / Domov Poběžovice", eine fast 400-seitige zweisprachige Stadtchronik, stellten die beiden Autoren Kristýna Pinkrová und Ladislav Ptáček zusammen mit dem Übersetzer Bohumil Kricner einem interessierten Publikum aus beiden Ländern im Centrum Bavaria Bohemia (CeBB) vor.

Ein Glanzlicht wirft das Geschlecht der ehemaligen Schlossbesitzer Coudenhove auf die Stadt, die Mitte des 19. Jahrhunderts den westböhmischen Gesamtbesitz der Grafen Thun-Hohenstein mit der Herrschaft Ronsperg, zudem noch Bernstein, Gut Stockau, Muttersdorf und Schwanenbrückl kauften. Das sind alles Ortsnamen, die heute mit der reizvollen Landschaft entlang des Grünen Bands in Verbindung stehen.

Japan in Ronsperg

Kristýna Pinkrová baut in ihre Buchpräsentation geschickt Originalzitate ein, gelesen vom Übersetzer Bohumil Kricner. Zuerst ein Text aus den Erinnerungen von Richard Graf Coudenhove-Kalergi, in Tokio geborener Diplomatensohn, mit dem markanten Satz: „Das Leben im Schloss war kosmopolitisch. Der japanischen Haushälterin half eine ungarische Gesellschafterin, in die europäische Malerei wurde von einem tschechischen Maler eingeführt. Vaters Kämmerer war Armenier. Das Sekretariat wurde von einem Bayern geleitet. Unsere Gesellschafter am Tisch waren die Gouvernanten, eine Engländerin und Französin, und oft der Türkischlehrer meines Vaters, ein mohammedanischer Albaner.“ Eingebunden Richards japanische Mutter Mitsuko, die Frau seines Vater Heinrich, der mit ihr immer japanisch sprach.

Den Alltag am Schloss in Ronsperg muss man sich nach den Schilderungen im Buch als Vielvölkerstaat im Kleinen vorstellen, erweitert um eine illustre Gästeschar bei gesellschaftlichen Ereignissen, vielleicht von einer Harfenistin musikalisch begleitet. Gerade deshalb gelang Organisatorin Ivana Danisch ein besonderer Akzent mit der Verpflichtung der erst 14-jährigen Schülerin Pia Pfeiffer aus Schönau an der Harfe, die mit vier kurzen Stücken der Buchvorstellung fast höfischen Glanz verlieh. Ihr erstes Stück „Felix“ komponierte sie sogar selbst. Dem Auftakt an der Harfe folgte das Grußwort der bayerischen Partnerseite, übernommen von drittem Bürgermeister Josef Fleißer.

Stolz auf die Geschichte

Dann die Vorstellung der Stadt Poběžovice (Ronsperg). Aus den ersten Worten von Bürgermeister Martin Kopecký war zu spüren, wie stolz er mit der heutigen Bürgerschaft auf seine Stadt mit ihrer eindrucksvollen Geschichte sein kann. Im zweiten Satz dann die Freude über das Werk der beiden Autoren, denn ohne sie würde ein Großteil des Andenkens an vergangene Zeiten unerforscht in Archiven vor sich dahin schlummern. „Bürgermeister Martin Kopecký hat ziemlich angeschoben, er ist schuld, dass das Buch entstanden ist“, gibt Kristýna Pinkrová freimütig zu, als Oberpfalzmedien sie nach dem Anstoß zu diesem Werk fragt.

Was hat die Stadt über die letzten Jahrhunderte geprägt, was ist heute bemerkenswert? Das sind Fragen, die das Buch mit neun Kapiteln sehr umfassend dank intensiver Quellenrecherche beantwortet. Deutlich wird, das frühere Ronsperg war eine kosmopolitische Stadt mit Toleranz, ja bunt, die es schaffte, gesellschaftliche Übergänge von Katholiken zu Protestanten, beim Zusammenleben von Tschechen und deutschen Böhmen, bei der Achtung der in der Stadt beheimateten Juden und bei Schlossherrenwechseln ohne große Konflikte und Ressentiments zu lösen.

Richard Graf Coudenhove-Kalergi gilt als Vater der Idee der europäischen Einigung, er stellte vor hundert Jahren mit dem Manifest "Pan-Europa" seine Idee eines politisch geeinten Europas in seiner Heimatstadt vor. Und da sind wir wieder in der Gegenwart, in der nationalistische Strömungen am europäischen Gedanken nagen. Bürgermeister Martin Kopecký ist Realist genug, um das Alltagsleben eines Stadtoberhaupts gemeinsam mit den Bürgern zu meistern, und ganz wichtig sagte er, "dies in einer Sprache, die von allen verstanden wird".

Hintergrund :

Heimat Ronsperg

  • Autorin: Kristýna Pinkrová, Geschichtswissenschaftlerin und Museumspädagogin, war von 2009 bis 2022 im Chodenmuseum in Domažlice beschäftigt, jetzt ist sie als Autorin und bei der Konzeptionierung von Ausstellungen freiberuflich tätig. Mit Co-Autor Ladislav Ptáček hat sie bereits beim Buch „Achtung Grenze“ zusammengearbeitet
  • Buch: "Heimat Ronsperg/Domov Poběžovice" ist im CeBB erhältlich
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.