„Nach guter alter Sitte hab ich eine Bitte“, verkündete Zimmerermeister Alois Wilhelm auf dem Dachstuhl des Zäch-Stadels. Als Bauherrin sollte Bürgermeisterin Birgit Höcherl den Richtbaum anhängen, damit er auf den First hinaufgezogen werden kann. Kaum war sie der Bitte nachgekommen, ergoss sich ein Schwall Wasser von oben auf sie. Einem alten Brauch folgend, hatte der Zimmerermeister einen Eimer Wasser über der Bauherrin ausgegossen, der sie aber nicht voll traf.
In seinem gereimten Richtspruch hatte der Handwerksmeister auf die Bauphase von der Planung bis zum Richtfest zurückgeblickt und allen gedankt, die daran beteiligt waren. „Lasst uns das Glas erheben“, sagte er unter dem Beifall von Architekt Christian Schönberger, Ingenieur Hermann Utz (Zimmerei Utz), Spenglermeister Hans Schieber, Geschäftsleiter Matthias Jeitner, Bauhofleiter Josef Haberl, Drittem Bürgermeister Josef Höcherl sowie einiger Stadträte.
„Architekt Schönberger hat uns mit seiner Vision mit auf den Weg genommen. Am Ende der Bauzeit wird der Zäch-Stadel ein Schmuckstück für unseren Ort sein“, ist sich Bürgermeisterin Höcherl sicher. Sie räumte damit auch Zweifel aus, die von verschiedenen Bürgern geäußert wurden. „Ich freue mich auf die Fertigstellung und Einweihung im März 2020 zu meiner Amtsübergabe“, so Höcherl. Ihr Dank galt besonders der Regierung der Oberpfalz, Abteilung Städtebauförderung, dem Stadtrat, Verwaltung und Bauhof sowie allen beteiligten Firmen.
Architekt Christian Schönberger sprach von einem Glücksfall, als beim Entfernen der Decke im Zäch-Stadel ein böhmisches Gewölbe zum Vorschein kam. Es war bereits im Vorfeld wegen der dicken Wände vermutet worden. Als dann noch ein Stufengiebel sichtbar wurde, wie er auch auf Gut Dietersberg zu finden ist, war für den Planer klar: „Das dürfen wir nicht wegreißen, da machen wir was draus!“ Bei 80-prozentiger Förderung sei die Entscheidung dann nicht allzu schwer gefallen.
Die Sanierung des Zäch-Stadels sei auch der Schlüssel und Türöffner gewesen, dass weitere Bauten in Förderprogramme gebracht werden konnten. Besonders spannend sei für ihn der Kontrast des Gebäudes. Einerseits der alte Teil mit Gewölbe und Stufengiebel, dessen Ursubstanz etwa auf das Jahr 1840 zurückgeht und dessen Natursteine unverputzt bleiben, andererseits der Neubau, der mit Naturstein verblendet wird. Als „Pilotprojekt“ bezeichnete der Architekt die Gestaltung der Außenfront mit dem Naturstein, der sich auch über das Dach erstreckt: „So etwas gibt es in der ganzen Oberpfalz nicht.“ Eine gemeinsame Brotzeit setzte den Schlusspunkt unter die Hebfeier.
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